May 12, 2013

bundestipp 12.5.2013

Profi-Liga vor der Pleite?

Echte Spannung fehlt in der Primera Division schon lange. Seit Jahren spielen die Fußballgiganten FC Barcelona und Real Madrid die Meisterschaft unter sich aus. Doch nun fehlt der ersten Liga neben der Spannung auch noch das Geld. "Ich glaube, die Rezepte, die für die spanische Wirtschaft anwendbar sind, sind auch für den spanischen Fußball gut und umgekehrt", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Jose' Maria Gay de Liebana. Man müsse sich mental darauf einstellen nicht mehr auszugeben als man einnimmt, keine weiteren Schulden machen, weil die Verschuldung bereits am Limit sei. Experten sagen ein baldiges Ende der spanischen Liga voraus, denn die Klubs sind heillos überschuldet. "Der Primera Division bleiben höchstens noch fünf Jahre, dann ist sie tot, weil ihre wirtschaftliche Situation fatal ist, weil sie kein Wachstum mehr hat und der Gesamtstand der Schulden allein der ersten Liga rund 3,6 Milliarden Euro beträgt – vier mal so viel wie in der Bundesliga", lautete die Prognose Liebanas. Ein Drittel dieser Schulden geht auf die Rechnung von FC Barcelona und Real Madrid. Diese erwirtschaften jedoch noch genug, um ihre Schulden wieder auszugleichen. Die kleineren Fußballvereine der ersten Liga, die den Fußballgiganten nacheifern und sich finanziell verspekulieren, sind das wahre Problem. Der FC Barcelona erbaute das Camp Nou, Real Madrid bezahlte für Christiano Ronaldo eine stolze Summe von 94 Millionen Euro. Die kleineren Vereine wollen mithalten, doch ihre Rechnungen gehen nicht auf. Der FC Valencia sitzt noch immer auf einem halb fertig gebauten Stadion und 450 Millionen Euro Schulden. Durch Größenwahn und unverantwortliche Handhabung der Finanzen katapultieren sich die Fußballklubs ins finanzielle und möglicherweise spielerische Aus. Dass der FC Barcelona und Real Madrid im Vergleich zu den restlichen Erstligisten genug Geld erwirtschaften, um ihre Schulden auszugleichen, liegt neben der Popularität und spielerischen Erfolge, vor allem aber an der ungleichen Verteilung der TV-Gelder. Während der FC Barcelona und Real Madrid die Hälfte der rund 600 Millionen Euro einstreichen, müssen sich die restlichen 18 Vereine die andere Hälfte teilen. Außerdem wird spekuliert, dass die beiden spanischen Top-Klubs neben ihrer privilegierten Steuerbehandlung auch noch illegitime staatliche Zuschüsse bekommen haben könnten. Im finanziellen Spiel der Erstligisten scheint ein Schiedsrichter zu fehlen, doch wer kann Ordnung aufs Spielfeld bringen, wenn nicht die Vereine selbst? De Liebana meint, der spanische Fußball sei nur zu retten, wenn man sich ganz schnell an der Bundesliga orientiere. Die Primera Division kann sich nur regenerieren, wenn unverantwortungsvolle Ausgaben abgepfiffen werden und den Schulden die rote Karte gezeigt wird.

Uefa revolutioniert Qualifikationsspiele der Nationalteams

Ab 2014 werden die Fans in Europa so viele Länderspiele wie nie zu sehen bekommen. Die Uefa wird die Qualifikationsspiele für EM und WM zentral vermarkten. Für die deutschen Zuschauer heißt das: Es wird feste, neue Anstoßzeiten geben. Im September 2014 startet die Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich, die erstmals mit 24 Mannschaften ausgetragen wird. Alle Qualifikationsspiele wird der europäische Verband Uefa zentral vermarkten, wie die europäischen Vereinswettbewerbe Champions League und Europa League. Bisher hatte jeder Landesverband seine Länderspiele selbst vermarktet. Zentralvermarktung bedeutet: Alle sind in einem Topf und bekommen einen bestimmten Anteil. Vor allem die kleineren Länder profitieren. Diesen Plan präsentierte Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino auf dem Soccerex European Forum in Manchester. "Wir erhoffen uns dadurch eine Steigerung der Attraktivität der Nationalmannschaften", sagte Infantino. "Woche des Fußballs" nennt die Uefa ihr Konzept. In Länderspielwochen wird es jeweils von Donnerstag bis Dienstag jeden Tag Spiele zu sehen geben. An den Wochentagen wird europaweit um 20.45 Uhr angepfifffen, Samstag und Sonntag um 18 Uhr. An Doppelspieltagen (bisher Freitag und Dienstag) gibt es künftig drei Varianten: Entweder spielt eine Mannschaft am Donnerstag und Sonntag, am Freitag und Montag oder am Samstag und Dienstag. Das gilt sowohl für die Qualifikation zur EM 2016 als auch zur WM 2018 in Russland. "In der Woche des Fußballs erwarten uns zwischen Donnerstag und Dienstag täglich acht bis zehn Spiele – im Gegensatz zu 20 bis 30 Spielen an einem Tag, wie das bisher praktiziert worden ist", sagte Infantino.

Die UN sollen die Fußball-WM in Brasilien retten

Weil die Stadien für die Weltmeisterschaft 2014 nicht fertig werden, fordern die Organisatoren Hilfe von den Vereinten Nationen an. Dadurch ist sogar eine Lösung für Berlins Problemflughafen in Sicht. Neben den syrischen Kämpfern gegen das Assad-Regime haben nun auch die brasilianischen Bauarbeiter die Vereinten Nationen im Kampf gegen widerspenstige Fußballstadien um Hilfe gebeten. Die Dinger für die Weltmeisterschaft 2014 wollen einfach nicht fertig werden. Die Hauptstadt Brasilia forderte in der Not von der UN für die Mane'-Garrincha-Arena Arbeitsgeräte, Zelte, Generatoren und Sicherheitskameras an. Die Planer haben den Verdacht, dass bei der WM Baukräne im Mittelkreis nicht dem Geist des Spiels entsprächen. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sichert umfassende Hilfe zu, eine Baubrigade sei bereits auf dem Weg in die brasilianische Krisenregion. Die Unesco signalisierte unterdessen, dass sie das Stadion in Brasilia zum Weltkulturerbe erklären will, auch wenn es nie fertig wird. Der UN-Sicherheitsrat hat die Trödelei verurteilt und verfasste eine Resolution im Kampf gegen Schwarzarbeit auf dem Bau. Bei einer Petition von Fifa-Chef Sepp Blatter, seine Loge möge doch bitte zuallererst fertig gestellt werden, legten die Franzosen mit Verweis auf den besorgniserregenden Rohbauzustand der Räumlichkeiten von Uefa-Boss Michel Platini ihr Veto ein. Für die Lösung aller Problemprojekte denkt man an Deutschland. In einer ersten Stellungnahme sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, das brasilianische Hilfegesuch sei beispielgebend für Deutschland. Endlich sei mal eine Lösung für Stuttgart 21, die Hamburger Elbphilharmonie und dem Berliner Flughafen in Sicht. Unter dem Dach der UN könnten sudanesische Entwicklungshelfer die Projekte zum Abschluss bringen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann versprach, die Sudanesen vom Flughafen abholen zu lassen und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit sagte, das sei auch gut so.

Eintracht Frankfurt fast in Europa

3:1 im Duell der Aufsteiger; Frankfurt macht einen großen Schritt Richtung Europa League. Es ist erst ein Jahr her, dass Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf Seite an Seite in die Fußball-Bundesliga zurückkehrten. Beim Frankfurter 3:1 (1:0)-Sieg wurde aber noch einmal für jeden deutlich, dass beide Aufsteiger mittlerweile sportliche Welten trennen. Frankfurt kann sogar die Champions League erreichen. Anders die Fortuna. Nach dem Spiel fielen den Düsseldorfern nur noch die üblichen Durchhalteparolen ein. "Uns bleibt wie immer, die Köpfe der Spieler freizubekommen. Wir können nur mit viel Leidenschaft und viel Aggressivität in den letzten beiden Spielen versuchen, den Klassenverbleib zu erreichen," sagte Trainer Norbert Meier. Alexander Meier (30.) und Srdjan Lakic (50.) nutzten die Frankfurter Überlegenheit zur verdienten 2:0-Führung. Düsseldorf gab nie auf und kam durch Dani Schahin (78.) noch einmal heran. Drei Minuten
vor Schluss machte Meier mit seinem zweiten Tor des Tages und seinem 15. Treffer insgesamt in dieser Saison alles klar. "Wir haben vor allem in der ersten Hälfte ein gutes Spiel gemacht. Ich freue mich, dass wir im Rennen um die internationalen Plätze noch dabei sind", sagte Eintracht-Trainer Armin Veh.

Bayer Leverkusen zurück auf großer Bühne

Nach der Rückkehr auf die große Fußball-Bühne gönnten sich die Profis von Bayer Leverkusen erst einmal ein ausgelassenes Champions-League-Tänzchen. "Wir können verdammt stolz sein. Wir spielen nächstes Jahr Champions League – das ist doch ein Traum," schwärmte Torjäger Stefan Kießling nach dem 2:0 (1:0) beim 1. FC Nürnberg. Abwehrmann Ömer Toprak (36.) hatte die Gäste in Front gebracht. Kießling sorgte mit seinem 23. Saisontreffer (62.) per Handelfmeter für die Entscheidung und für einen neuen Vereinsrekord. Der Stürmer überflügelte Goalgetter Ulf Kirsten. Die Franken mussten die vierte Niederlage hintereinander sowie gellende Pfiffe ihrer Fans hinnehmen, dennoch waren sie angesichts des Klassenverbleibs nicht ganz unzufrieden. "Wir sind froh, wir haben das Ziel erreicht und spielen weiterhin Bundesliga", sagfe Club-Trainer Michael Wiesinger.

Zitat

"Wir können alles außer Fußball, aber gegen die Bayern reicht's".
Fans des VfB Stuttgart haben ein Transparenz mit dem obigen Text im Stadion gezeigt, im Hinblick auf das Pokal-Finale gegen den FC Bayern am 1. Juni im Berliner Olympiastadion. Nach den zwei Niederlagen gegen Augsburg und Absteiger Fürth glauben die VfB-Anhänger in Berlin an eine Katastrophe.

Final-Rausch: FC Bayern gegen Dortmund

Es besteht kein Grund zum Übermut. Nach zwölf Jahren wird ein Bundesligaklub wieder die Champions League gewinnen. Es kann der Anfang einer Ära sein. Doch die Zyklen des Fußballs sind fragil. Triumphalismus ist fehl am Platz. Es war der Wind einer neuen Ära. Die Bayern gewannen nicht nur in Barcelona und demütigten den Gegner zum zweiten Mal binnen einer Woche – sie machten dabei vieles besser, das eigentlich immer Barcelona ausgezeichnet hatte. Allen voran das perfekte Gefühl für Rhythmus und Raum. Nur wer es hat, kann so souverän Fußball spielen wie die Münchner im Camp Nou. Um das zumindest vorläufige Ende des Barca-Zyklus im Weltfußball wissen die Betroffenen selbst am besten. Wer den angeschlagenen Messi lieber draußen lässt, wer Xavi, den Kopf der goldenen Epoche, nach 55 Minuten auswechselt und Iniesta, dessen Adlatus, nach 64 – der glaubte selber nicht mehr daran, das Endspiel erreichen zu können. Der König ist tot. Es lebe der König? Die Bayern müssen sich erst noch krönen im Finale in Wembley. Sie treffen dort auf einen deutschen Gegner, Borussia Dortmund. Längste Dürre der Geschichte. Das bedeutet ganz schnöde erst mal, dass in dreieinhalb Wochen ein zwölfjähriges Warten zu Ende geht. Erstmals seit den Bayern 2001 in der Champions League wird ein Bundesligaklub wieder einen Europacup gewinnen. Länger war Deutschland in der Geschichte der Kontinentalwettbewerbe nie ohne Titel geblieben. Der Fußball verläuft in Zyklen, und vieles spricht dafür, dass auf die langen Jahre der Erfolglosigkeit, ja bisweilen der Rückständigkeit jetzt einige fette Jahre folgen. Die boomende Bundesliga, gefüttert von einer soliden Wirtschaft und der Popularität des Fußballs. Die optimierten Strukturen der Vereine, die gute Arbeit der Trainer, der permanent gute Nachschub an exzellent ausgebildeten Jugendspielern. Borussia Dortmund hat eine junge Mannschaft, die immer noch eher am Anfang ihrer Entwicklung steht. Die Bayern haben eine Elf auf dem Zenit – auch mit einigen noch sehr jungen Spielern und außerdem genügend Geld, jederzeit hochkarätig aufzufrischen. Mag sein, dass der Bundesliga nur spanische Verhältnisse – zwei über die Maßen dominante Spitzenteams – oder gar schottische Verhältnisse – ein dominantes, die Bayern, bevorstehen. Aber fürs Erste ist das ein Luxusproblem. Erst einmal erlebt der deutsche Klubfußball am 25. Mai in London seine größte Stunde. Ein Grund zum Stolz, aber besser nicht für Triumphalismus. Als Deutschlands Kickergewerbe zuletzt ähnlich weit oben stand, beim WM-Sieg 1990, sprach der damalige Trainer Franz Beckenbauer seinen fatalen Satz: Der deutsche Fußball wird auf Jahre hinaus unschlagbar sein. Bisher konnten wir allerdings nur noch 1996 den Europameistertitel gewinnen. Es wäre an der Zeit, dass auch unsere Nationalmannschaft wieder einen Titel gewinnt. Man sollte allerdings die Erwartungen bei der Weltmeisterschaft in Brasilien nicht zu hoch schrauben. Es steht allerdings jetzt schon fest, dass am 25. Mai in Wembley ein deutscher Verein wieder die begehrteste Trophäe des deutschen Fußballs in Händen hält.

6 deutsche Klubs standen im Endspiel

Dortmund, Bayern, Gladbach, HSV, Leverkusen, Frankfurt – sechs verschiedene deutsche Klubs standen bisher im Finale der Champions League (bis 1992 Europapokal der Landesmeister).

  • 1960 Glasgow Real Madrid – Eintracht Frankfurt 7:3
  • 1974 Brüssel FC Bayern – Atletico Madrid 1:1 n.V.
    • Entscheidungsspiel Brüssel FC Bayern – Atletico Madrid 4:0 
  • 1975 Paris FC Bayern – Leeds 2:0 
  • 1976 Glasgow FC Bayern – St. Etienne 1:0 
  • 1977 Rom Liverpool – Gladbach 3:1 
  • 1980 Madrid Nottingham – HSV 1:0 
  • 1982 Rotterdam Aston Villa – FC Bayern 1:0 
  • 1983 Athen HSV – Juventus Turin 1:0 
  • 1987 Wien FC Porto – FC Bayern 2:1 
  • 1997 München Dortmund – Juventus Turin 3:1 
  • 1999 Barcelona Manchester U. – FC Bayern 2:1 
  • 2001 Mailand FC Bayern – FC Valencia 6:5 n.E. 
  • 2002 Glasgow Real Madrid – Bayer Leverkusen 2:1 
  • 2010 Madrid Inter Mailand – FC Bayern 2:0 
  • 2012 München FC Chelsea – FC Bayern 5:4 n.E.

Zum 4. Mal gibt's ein nationales Finale

FC Bayern gegen Borussia Dortmund ist das 4. nationale Finale in der Champions League. Bisher:

  • 2000 Spanien Real Madrid – FC Valencia 3:0
  • 2003 Italien AC Mailand – Juventus Turin 3:2 i.E.
  • 2008 England Manchester United – Chelsea 6:5 i.E.

Fünf Tore! Klose feierte gigantisches Comeback

Im Dezember hatte Klose sein bislang letztes Tor für Lazio Rom geschossen. Es folgten Verletzungen, danach ein kleines Formtief und nun ein großes Comeback. Gegen Bologna traf der Nationalstürmer fünf Mal. In der 68. Minute hatte dann auch Lazio Roms Trainer Vladimir Petkovic ein Einsehen mit den Gästen aus Bologna. Den vierten Offiziellen ließ er die Auswechselanzeige hochhalten. Die Nummer elf prangte darauf, es dürfte der schönste Moment für die Mannschaft aus Bologna gewesen sein. Die Trikotnummer gehört Miroslav Klose. Was der deutsche Nationalstürmer zuvor am Sonntagnachmittag im Römer Olympiastadion veranstaltet hatte, wurde nur mit allen erdenklichen Superlativen versehen. Weltklasse, außergewöhnlich, so in etwa war die Wortwahl, die die italienischen Gazetten nutzten. 6:0 (4:0) bezwang Lazio Rom die heillos überforderten Gäste, allein fünfmal traf Klose, mit dem Kopf, mit dem Fuß, aus allen nur erdenklichen Lagen. Ein Hattrick in der ersten Hälfte, 22., 38., 39 Minute. Zwei Tore nach der Pause (50. und 61. Minute). Und hätte Trainer Petkovic dem Treiben nach 68. Minuten mit seiner Auswechslung nich
t ein Ende gesetzt, wer weiß, was daraus noch geworden wäre? "Fünf Tore in einer Begegnung, das habe ich bereits im Trikot von Kaiserslautern versucht. Jetzt ist es endlich gelungen", sagte Klose. "Klose war einfach großartig", lobte Trainer Petkovic unseren Nationalstürmer.

Der gefährliche Entschluss im Fall Hoeneß

Dass Steuerhinterzieher Hoeneß alle Ämter beim FC Bayern behält, ist wenig überraschend. Bedenklich ist allerdings, dass er dazu von den Wirtschaftskapitänen dieses Landes angeblich überredet werden musste. Der geständige Steuerhinterzieher Uli Hoeneß bleibt Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern. Diese Entscheidung fällte der Aufsichtsrat am Montagabend. Der Entschluss mag so kurz vor dem Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund völlig überraschen. Erstaunlich und eindeutig ist er dennoch. Zum einen ist er natürlich eine Hommage. Eine Verbeugung vor dem wichtigsten Macher des Vereins. Uli Hoeneß war und ist das Gesicht des FC Bayern. Mit einem anderen wären die Kontrolleure vielleicht rigoroser umgesprungen. Wie groß der Fehler dieser Wattebausch-Taktik ist, werden letztendlich die staatsanwaltlichen Ermittlungen zeigen. Fakt sind aber schon zwei Dinge. Zum einen belegt die Entscheidung, dass der Rekordmeister gewillt ist, bis zur letzten Patrone um seinen Präsidenten zu kämpfen. Zum anderen liegt der schwarze Peter nun bei den Aufsichtsräten. Lenker von Weltkonzernen wie Adidas, VW oder der Telekom dulden (zunächst) an ihrer Spitze einen Steuerhinterzieher. Das ist die klare Botschaft. Obwohl dieser laut Pressemitteilung sogar seinen vorübergehenden Rücktritt angeboten haben soll. Ein starkes Stück. Die vielen Meldungen im Vorfeld, nachdem die Aufsichtsräte Hoeneß zum Ruhen der Ämter drängen wollten, waren also offensichtlich falsch. Vielmehr scheint das Gegenteil der Fall. Nach der offiziellen Lesart haben sie den Mann regelrecht gedrängt, im Amt zu bleiben. Oder aber, sie haben sich schlicht nicht getraut, ihm die Stirn zu bieten. Es heißt, er soll nicht etwa gesagt haben: Ich will, sondern gefragt haben: Wollt Ihr? Durchaus clever. In jedem Fall ist der Wurstfabrikant der große Gewinner des Abends. Er bleibt nicht nur im Amt, seine Vergehen werden zudem von Wirtschaftskapitänen wie Herbert Hainer, Martin Winterkorn und Timotheus Höttges zunächst einmal geduldet. Dass der normale Bürger dazu neigt, Wirtschaftskriminalität als Kavaliersdelikt wahrzunehmen, mag sein. Diese Männer sollten es aber besser wissen. Sie werden es nach dieser Entscheidung in Zukunft schwerer haben, in ihren eigenen Konzernen die Compliance-Richtlinien durchzusetzen oder ihren Betriebsräten erklären, warum in ihren Firmen andere Maßstäbe anzusetzen seien als beim FC Bayern.