October 13, 2010

Bundestipp 13.10.2010

Türkei im Tal der Tränen

Das türkische Team und Ministerpräsident Erdogan nahmen das 0:3 gegen Deutschland relativ nüchtern hin, doch in der Heimat kochen die Emotionen hoch. Vor allem die Bundesligaspieler von Trainer Guus Hiddink müssen sich scharfe Kritik in der türkischen Presse gefallen lassen.
Die Spieler selbstkritisch, der Trainer realistisch, aber die Presse fatalistisch. Nach dem 0:3 gegen Deutschland gestand sich das türkische Team ein, dass es trotz Heimvorteils nicht mit der Weltspitze mithalten kann. Doch ganz so einfach kam es in der Heimat nicht davon. Die Niederlage im Spiel des Jahres stürzte die Türken in ein Tal der Tränen.
"Ein lange nicht dagewesener Alptraum", titelte die Zeitung "Sabah" und stellte die drei Bundesligaprofis in der Startelf an den Pranger. "Die Altintop-Brüder und Nuri Sahin hatten offenbar ihren Fußballverstand zu Hause gelassen". Auf dem Dritten der Fußball-WM 2002 lastet in der EM-Qualifikation am Dienstag beim von Berti Vogts trainierten Außenseiter Aserrbaidschan ein enormer Druck.
Doch nicht nur die Deutsch-Türken, die sich anders als zum Beispiel Mesut Özil für das Trikot mit dem Halbmond entschieden haben, auch Erfolgstrainer Guus Hiddink bekam den traditionell leicht auszulösenden Frust der türkischen Medien zu spüren. "Hiddink, der die türkische Liga nur per Fernbedienung am Fernseher verfolgt, schickte die falsche Mannschaft aufs Feld – und die wurde zerlegt" – schrieb die Sportzeitung "Fotomac".
Der in 28 Trainerjahren gestärkte Hiddink dürfte die Kritik aushalten. Und auch die erste Niederlage nach zuvor zwei Qualifikationssiegen nahm der Niederländer gelassen. "Der Sieg der Deutschen geht absolut in Ordnung. Wir konnten nur in den ersten 25 Minuten mithalten, danach sind wir eingebrochen", sagte Hiddink. Man habe eben den Unterschied zwischen einer guten und einer sehr guten Mannschaft gesehen, erklärte derr 63-Jährige. "Die deutsche Mannschaft war insgesamt besser".
Auch die Spieler erkannten den Qualitätsunterschied an, dabei waren sie von etwa 40 000 türkischen Fans im mit 74.244 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion nach vorne gepeitscht worden. "Die deutsche Mannschaft war insgesamt besser und hat verdient gewonnen, auch wenn das Ergebnis am Ende heftig war", sagte Bayern Münchens Hamit Altintop. Der Dortmunder Sahin, der – provokant gesagt – nur bei seiner Auswechslung in der 78. Minute auffiel, brachte das emsige, aber letztlich fruchtlose Treiben seines Teams auf den Punkt. "Wir haben gewollt, aber nicht gekonnt".
Hiddink hielt seine Hände schützend über Sahin, der in der Rolle des Spielgestalters überfordert war. "Der Junge braucht Zeit, das wird eine gute Lehre für ihn sein", sagte Hiddink. Es spricht für den Trainer, dass er den frühen Ausfall von Defensiv-Abräumer Mehmet Aurelio nicht als Ausrede heranzog. Der gebürtige Brasilianer musste mit einer Knieverletzung ins Krankenhaus gebracht werden und droht lange auszufallen. "Es sieht nicht gut aus. Ich denke, dass etwas gerissen ist", sage Hiddink. Der über viele Strecken überzeugende Innenverteidiger Servet, der in der ersten Halbzeit mit DFB-Torhüter Manuel Nauer zusammenstieß und am Kopf genäht werden musste, begleitete Aurelio ins Krankenhaus.
Auf der Tribüne nahm Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan im deutsch-türkischen Fanschal die Niederlage äußerlich gelassen hin, obwohl neben ihm Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff dreimal zum Torjubel aufspringen durften. "Der Bessere, und das ist der, der seine Chancen besser nutzt, soll gewinnen", hatte Erdogan schon vor dem Anpfiff diplomatisch gesagt.

FC Barcelona ist scharf auf Kagawa von Borussia Dortmund

Aufgepasst BVB! Die starken Auftritte von Shinji Kagawa haben sich bis Spanien herumgesprochen und offenbar den FC Barcelona auf den Plan gerufen. Laut "El Mundo Deportivo" haben die Katalanen den Japaner bereits mehrmals beobachten lassen. Für Trainer Josep Guardiola soll Kagawa exakt zu seinem Spielsystem passen. Der 21-Jährige war vor der Saison von Cerezo Osaka für 350.000,– Euro zum BVB gekommen. Inzwischen ist sein Marktwert auf ca. fünf Millionen Euro gestiegen.

Trainer Felix Magath: Kein Lobby bei Schiedsrichtern

Trainer Felix Magath geht mit den Schiedsrichtern hart ins Gericht. Er vermutet eine Schiedsrichter-Verschwörung. "Wir haben jetzt sieben Spiele viermal in Unterzahl beendet. So etwas habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt", sage Magath dem "Express". Seine Mannschaft habe aber kein Disziplin-Problem. Magath beklagte die Unverhältnismäßigkeiten in der Bewertung von Szenen, die zu Platzverweisen führen. "Die Art und Weise war nicht stimmig. Was uns fehlt, das ist die Lobby. Was glauben sie, wenn dies beim FC Bayern passiert wäre? Da wäre das Geschrei groß gewesen. Bei uns aber wird das total übergangen", so Trainer Magath.