July 14, 2011

Bundestipp 14.7.2011

Engländer haben weiterhin Angst vor dem Elfmeterschießen

Die Angst vor dem Elfmeterschießen bleibt den Engländern auch bei dieser Weltmeisterschaft treu. Vielleicht hätten sie es doch in England mal mit der National Penalty Academy probieren sollen. 1998 hatte Sportminister Tony Banks die Idee von jenen Eliteschulen für Elfmeterschützen. Gut, es war ein Akt hochgradiger Verzweiflung. Es war Hochsommer, es war WM-Zeit, und träumen durften andere. England war im Achtelfinale ausgeschieden. 3:4 gegen Argentinien, im Elfmeterschießen, mal wieder.
Damals schon haderte Banks mit der Elferbilanz, die schlechter sei als die Quote bei manch absurder Wette. Lediglich eines von fünf Elfmeterschießen habe seine Nation bei großen Turnieren gewonnen.
Mittlerweile liest sich die Bilanz noch vernichtender. Zwei Elfmeterniederlagen gegen Portugal, einmal bei der EM 2004 und einmal bei der WM 2006 sind dazugekommen.
Und eben jene am Samstag. Diesmal waren es aber Englands Frauen. 3:4 im WM-Viertelfinale gegen Frankreich. "Geschichte wiederholt sich", schrieb der "Guardian" spitz. "Es war wieder ein Elfmeterschießen". Von Fluch und Trauma ist die Rede. Und das die Frauen eben doch einiges mit den Männern gemein haben. "Das mit dem Elfmeterschießen, wir können es einfach nicht".
Dabei haben sie in England sogar die Wissenschaft bemüht. Nach jedem verlorenen Turnier gab es neue Thesen. Etwa jene: Englands Schützen sind diejenigen, die es bei der Ausführung vom Punkt am eiligsten haben. Eindeutige Anzeichen für ein Fluchtverhalten will Norwegens Sportpsychologe Gehr Jordet darin erkannt haben. Und auch die Formel für den perfekten Elfer gibt es mittlerweile. Dr. David Lewis, ein umtriebiger Mathematiker, hat sie entwickelt (X-Y-S)/2)x(T-I+2B)4)-(V/2)-1 lautet die Zahlenkombination zum Glück. Variablen wie Fluggeschwindigkeit des Balls oder Anzahl der Schritte beim Anlauf spielen dabei eine Rolle.
Alles viel zu kompliziert? Sagen sie auch inzwischen in England. Und so machte einer der frustrierten Kollegen am Samstagabend folgenden verzweifelten Vorschlag: "Lasst es uns wie früher machen: Wiederholungsspiel oder das Los entscheidet. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dann weiterkommen, ist jedenfalls größer, als wenn wir zum Elfmeterschießen antreten".

Die Kritik an Silvia Neid ist kompletter Unsinn

Gerd Bisanz verteidigt Bundestrainerin Silvia Neid und ärgert sich über Werbeplakate.
"Eines vorneweg. Die Kritik an Silvia Neid ist unberechtigt. Ich spreche den Leuten, die jetzt meinen, alles besser zu wissen, jegliche Kompetenz ab. Ich werde Silvia schon in den nächsten Tagen sprechen, im Moment schottet sie sich noch ab, was nach dieser Enttäuschung verständlich ist. Sie hat sich schon als Spielerin Niederlagen sehr zu Herzen genommen. Es ist völlig verständlich, dass man nach so einer Enttäuschung in ein Loch fällt. Doch sie weiß, dass es und vor allem wie es weitergehen muss. Man muss die Lehren aus diesem Spiel gegen Japan ziehen. Das Aufbauspiel war schlecht, die Spielerinnen haben weder den Ball gut verteilt, noch sich gut angeboten. In meinen Augen ein Problem der Physis. Mental- und Konditionstrainer kann ich nicht bewerten, aber fest steht: Das Produkt der Arbeit reichte nicht. Man kann über die drei Monate Vorbereitungszeit streiten, die Frage stellt sich, ob man nicht die Mannschaft ausgepowert hat. Vielleicht hat darunter auch die Spielfreude gelitten, die in diesem Team zu oft fehlte. Zudem kam der Druck von außen. Aus meiner Sicht waren die Werbeplakate mit den Seitenhieben auf das Nationalteam der Männer unangebracht. Für die Spielerinnen mag die Aufmerksamkeit positiv gewesen sein, doch sie dürfte auch abgelenkt haben. Sie haben jedenfalls ihr Potenzial nicht abgerufen. Das sind die Faktoren, die Silvia analysieren wird. Doch sie hat nach bestem Wissen gehandelt, es hat nicht gereicht, so ist der Sport. Ich stimme aber DFB-Chef Theo Zwanziger zu, dass Silvia das Beste für den Job als Bundestrainerin ist und auch so bleibt", sagte der ehemalige Nationaltrainer.

FC Bayern: Vierjahresvertrag für Jerome Boateng

Jetzt hat es vor Saisonbeginn doch noch geklappt. Der Wechsel von Jerome Boateng von Manchester City zum FC Bayern ist perfekt. Der 22-Jährige unterschreibt beim FC Bayern einen Vierjahresvertrag bis 2015. Über die Ablösesumme haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Sie soll aber nach SID-Informationen bei 13,5 Mio. Euro liegen. Boateng, der noch mit Manchester City im Trainingslager in Los Angeles weilt, wird in den nächsten Tagen nach München zur ärztlichen Untersuchung kommen. Boateng war erst im vergangenen Jahr vom Hamburger Sportverein zu Manchester City gewechselt.

US-Star Hope Solo im WM-Endspiel

"Stars" wie Birgit Prinz, Lira Bajramaj oder Brasiliens Marta sind bei der WM schnell verglüht. Dafür strahlt US-Torfrau Hope Solo umso heller – und personifiziert den "American Spirit".
Birgit Prinz, jahrelang das deutsche Aushängeschild des internationalen Fußballs, war ein Schatten ihrer selbst. Auch Fatmire Bajramaj, das DFB-Glamour-Girl, bei der Wahl zur besten Fußballerin 2010 nur einen Platz hinter Prinz auf Platz drei gelandet, spielte sich nicht ins Rampenlicht. Tore und Pfiffe gab es für Zicke Marta. Die fünfmalige und aktuelle Weltfußballerin des Jahres, traf zwar viermal mehr ins Tor als die Bankdrücker Prinz und Bajramaj, wurde vom Publikum wegen ihrer rüden Art und dem ewigen Gemeckere aber überwiegend ausgepfiffen. Die vor der Fußball-WM in Deutschland als Superstars gehandelten Spielerinnen durchwanderten direkt nach dem frühen Aus im Viertelfinale wahlweise das Tal der Tränen oder die Wüste der Wut.
Ganz im Gegensatz zum bisherigen Zentralstern des Turniers: Hope Solo. Die 29-jährige Torfrau der US-Amerikanerinnen fischte nicht nur im Viertelfinale gegen Brasilien den entscheidenden Elfmeter von Daiane aus der Ecke. Solo musste in der Vorrunde nur zweimal gegen Schweden hinter sich greifen, hielt ihr Team zu null gegen Nordkorea und Kolumbien. Hope Solo hat einen Körper wie eine Zehnkämpferin. Mit ihrem muskelbepackten Body, verteilt auf 175 cm Körperlänge, stellte die selbstbewusste Goalkeeperin von den magicJack in Florida die gegnerischen Angreiferinnen vor gewaltige Probleme. Mit enormen Selbstbewusstsein gesegnet, verkörpert Solo außerdem perfekt den amerikanischen WM-Spirit "niemals aufgeben". Auch nicht in scheinbar ausweglosen Situationen – wie in der Verlängerung gegen Brasilien. An Oliver Kahns "immer weiter, immer weiter" fühlt man sich erinnert, wenn Solo ihre Vorderfrauen trotz Unterzahl und Rückstand vor Ende lautstark antreibt und dirigiert.
"Wir bleiben immer dran, keine lässt sich hängen", beschrieb Abby Wambach den von Solo eingeforderten Kampfgeist im Team. Die brünette Torfrau Hope Solo aber kennt neben Höhen auch die Tiefen im Fußball. Bei der WM 2007 fiel sie wegen Kritik an Nationaltrainer Greg Ryan in Ungnade und kehrte erst unter dessen Nachfolgerin Pia Sundhage in den Auswahlkader zurück. 2008 wurde Solo mit dem US-Team Olympia-Sieger, 2009 kam der nächste Rückschlag in Form einer langwierigen Schulterverletzung.
Wird Solo beste Spielerin der WM? Im Vorfeld der WM machte die Powerfrau auf ihrer Homepage allen klar, dass mit ihr wieder zu rechnen ist – indem Solo im Training werbewirksam Autoreifen durch die Luft schleuderte. Die 100-fache Nationalspielerin weiß sich auch neben dem Platz gut zu vermarkten. Ihr Credo: "Gut aussehen, gut fühlen,
gut spielen."
Nachdem die USA nach Brasilien im Viertelfinale nun auch Frankreich im Halbfinale ausgeschaltet haben, sind die USA nun auch Favorit auf den WM-Titel. Viele Stars mussten bzw. haben ihre Koffer gepackt. Somit steigen auch Solos Chancen auf den Titel Spielerin des Turniers. Die verbliebene Konkurrentin heißt "Homare Sawa" aus Japan. Es könnte sein, dass die Hoffnung zuletzt lacht.