September 16, 2013

bundestipp 16.9.2013

Warum unser "Milchshake-Miro"recht hat

Sind Säufer und Raucher die besseren Fußballer? Für Miroslav Klose ist das keine Frage. Dabei gab es auch einige Gegenbeispiele: Socrates, Mario Basler oder auch der große Johan Cruyff. Miroslav Klose wird mit 35 jeden Tag besser, und nach seinem Tor gegen Österreich hat er das Rezept seiner ewigen Jugend so erklärt: "Ich habe immer für den Fußball gelebt, ich habe nie geraucht und Alkohol getrunken."
An allen Stammtischen ist er seither unten durch als "Milchshake-Miro." Wiehernd schlagen sich dort Wirtshaushocker auf die Schenkel und erzählen sich den alten Dialog zwischen Patient und Arzt. Der fragt: Rauchen Sie? "Nein" – Alkohol? "Nein"- Frauen? "Nein". Darauf der Doktor: "Wozu wollen Sie dann noch leben?"
Klose spaltet die Nation. Ein Graben tut sich auf zwischen den Gesundheitsfanatikern und den Genießern – und vor allem viele Fußballspieler würden ihm widersprechen, wenn sie noch könnten. Spontan fällt einem Socrates ein. Nicht der große Grieche, sondern der grandiose Brasilianer. Auch er war ein großer Denker, aber vor allem ein großer Trinker. In den 80ern gab er ein Interview, bei dem er soff und qualmte, und auf die Frage, ob ihm das denn als Fußballspieler gut tue, nahm Socrates den nächsten Schluck und sagte: "Ich bin Fußballspieler".
Als Lebenskünstler wurde er selbst dann noch gefeiert, als er an dem Leben, das er geführt hat, gestorben ist. Diese Bewunderung war erstaunlich, Geist und Flaschengeist wurden da derart miteinander in Verbindung gebracht, dass viele Alkoholiker daraus erleichtert die Kraft zu der Frage schöpften: "Wäre dieser geistreiche Fußball womöglich gar nicht denkbar gewesen ohne seinen Hang zu den Spirituosen? Wir nähern uns, man spürt es, in diesem Moment gefährlich dem kritischen Punkt, an dem die Diskussion kaum noch das Schnaufen verträgt. Sind Alkoholiker die besseren Kicker?
Max Merkel hat einst diese Schnapsidee zu Thema gemacht. Als Trainer bei 1860 München ließ er im Training die Abstinenzler gegen die Trinker spielen. Das ungleiche Duell endete 1:7. "Saufts's weiter", sagte daraufhin der stramme Max, und die Sechziger wurden Deutscher Meister. Das spricht nun nicht direkt gegen Klose, sondern eher für den schlimmen Verdacht, dass einem Fußballspieler erst im Rausch die kreativsten Dinge gelingen, stimuliert und enthemmt durch einen möglichst im Sturztrunk genossenen, abendfüllenden Kasten Bier – auch Mario Basler hat zu einem gezapften Pils selten Nein gesagt und danach manchen Eckball direkt ins Tor befördert. Baslers Philosophie deckt sich mit dem Rat, den er in seiner Eigenschaft als Fast-Europameister 1996 (er wurde mitten im Turnier als etwas indisponiert nach Hause geschickt) vor der vergangenen EM Jogi Löws Jungens ans Herz legte – zu seiner Zeit wurden demnach als Erfolgsgeheimnis abends einige Gläser Bier, Wodka-Lemon oder Gin-Tonic geleert, und ein paar Marlboros geraucht. Wer hat nun recht? Miro oder Mario? Was spricht für Miros Lebenswandel – und was für das schmale Wandeln auf dem schmalen Grat zwischen Glas und Kippe?
Für uns Sprudeltrinker in der Nichtraucherecke ist der Fall klar. Tabak fördert die Schuppenflechte, und wer raucht, hat überdies wenig Sauerstoff im Blut. Zudem verkleinern sich die Lungenbläschen – und dieser Nachteil ist selbst mit vier oder fünf Bier nur schwer wettzumachen. Denken wir an Johan Cruyff. Der große Niederländer paffte zwei Schachteln am Tag. "Bei Halbzeit rauchte er eine Camel ohne Filter", erinnern sich Mitspieler. Nach einem Herzinfarkt mit Bypass-OP sagte Cruyff dann: "Der Fußball hat mir alles gegeben, und der Tabak fast wieder genommen. 1:0 für Klose."
Vor seiner Haustür, in Kaiserslautern, hat der frühe Miro sogar ein abschreckendes Beispiel erlebt: Walter Frosch. Der stand als FCK-Verteidiger stets unter Strom und verriet der "Bild" einmal: "Ich würde nicht mal eine Zigarette gegen ein nettes Mädchen eintauschen". Später wurde Frosch sehr krank und sagte: "Mein größter Gegner war die Kneipe". 2:0 für Klose.
So gibt es unter den Fußballstars viele namentlich bekannte Argumente, die gegen drei bis vier ex heruntergeschüttete Schnäpse sprechen. Wenn Garrincha, der legendäre Brasilianer nachts nach Hause wankte, fragte er sich durch: "Weiß einer, wo Garrincha wohnt?" George Best, der bei ManU der größte Dribbler war, ging schon mit 25 die Luft aus, und er wusste: "Ich habe viel Geld für Alkohol, Mädchen und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst."
Es spricht also doch allerhand für Kloses Rezept, und der ewig fitte Miro könnte sich bequem zurücklehnen und mit einem Glas Wasser selbst zuprosten – wenn die Gegenseite nicht doch nicht immer wieder mit ein paar Pistensäuen aufwarten würde, die alles über den Haufen fahren. Das schlimmste Argument, das gegen Klose vorgebracht werden kann, ist Eckhard Dagge, ein unvergessener Mittelgewichtler, der mit Fug und Recht über sich sagte: "Viele Weltmeister wurden Alkoholiker – ich bin der einzige Alkoholiker, der Weltmeister wurde." Miroslav Klose war noch nie Weltmeister. War es womöglich das, was ihn am Ende seiner Pressekonferenz nach dem Länderspiel gegen Österreich noch einmal sichtlich beschäftigte? Er stand auf und sagte im Rahmen der kleinen Korrektur. "Nachtrag, früher gar kein Alkohol, heute wenig." Mit diesem versöhnlichen Kompromiss sollten jetzt alle gut leben können – auch die Raucher und Alkoholiker – und solche, die es noch werden wollen.

Der BVB-Boss würde Trainer Klopp "nie entlassen"

So sicher wie bei Borussia Dortmund dürfte kaum ein anderer Arbeitsplatz in der Trainerbranche sein. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke gibt Jürgen Klopp eine Jobgarantie bis 2016 – mindestens. Hans-Joachim Watzke hat einen für die Branche ungewöhnlich deutlichen Treueschwur geleistet. "Ich würde niemals Jürgen Klopp entlassen. Niemals. Nie", sagte Dortmunds Geschäftsführer dem "Kicker".
Darüber hinaus ist es für Watzke nicht vorstellbar, dass der BVB-Trainer dem Werben anderer Vereine nachgeben und von sich aus die Zusammenarbeit mit dem Revierklub vorzeitig beenden könnte. Jürgen Klopp schließt keine Verträge, um sie zu brechen. Das hat er noch nie gemacht. Er hat einen Vertrag bis 2016, daran hält er sich auch. Der seit Sommer 2008 in Dortmund tätige Klopp hat sich nach Einschätzung von Watzke kein bisschen verschlissen. "Von daher ist ganz klar, dass wir immer daran interessiert sind, mit Jürgen weiterzumachen", sagte der Geschäftsführer. Gespräche über eine Vertragsverlängerung seien aber bisher noch nicht terminiert worden. Spekulationen, nach denen Klopp im Falle eines Scheiterns der Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien ein Kandidat für den Bundestrainerposten sein könnte, lässt Watzke kalt. "Dass Jürgen 2014 nicht als Bundestrainer zur Verfügung stehen würde, ist ganz klar. Egal, was in Brasilien passiert. Das ist besprochen". Denn: "Mit Mitte 40 ist Bundestrainer für ihn überhaupt kein Thema. Er hat viel zu viel Energie, um ad hoc glücklich zu sein, wenn er mal vier Wochen gar nichts macht und sich ab und zu ein Spiel anguckt. Ich glaube, dass er diese täglichen Herausforderungen mit Champions League und Bundesliga braucht". Wenn es im nächsten Sommer Rufe nach Klopp gäbe, is
t das Watzke völlig egal. "Die ganze Öffentlichkeit könnte schreien, das würde uns nicht tangieren. Wir sind für Borussia Dortmund zuständig und nicht für das Wohl und Wehe aller anderen. Jürgen steht auf jeden Fall bis 2016 überhaupt nicht zur Verfügung".
Trotz des famosen Starts der Borussia in die Bundesligasaison mit vier Siegen in vier Spielen und der Tabellenführung erklärte Watzke den FC Bayern zum eindeutigen Titelfavoriten. "Ich sehe Bayern München nach wie vor in der Pole-Position. München ist aktuell der Nabel der Fußballwelt, ob einem das gefällt oder auch nicht. Bayern ist die beste Mannschaft der Welt und einer der am erfolgreichsten geführten Vereine der Welt."

Beim Länderspiel: Guardiola trifft Heynckes

In der heißen Schlussphase der vergangenen Saison hatten sie jeglichen Kontakt gemieden, jetzt trafen Pep Guardiola und sein Vorgänger Jupp Heynckes doch zusammen. Am Freitagabend fand das erste Treffen zwischen Pep Guardiola und Jupp Heynckes statt. Die beiden Trainer saßen am Rande des WM-Qualifikationsspiels zwischen Deutschland und Österreich (3:0) am Freitagabend in der Münchner Allianz Arena bei einem Glas Wein zusammen. "Beide unterhielten sich angeregt über das Länderspiel, aber sicher auch über die sportlichen Ereignisse beim Rekordmeister", berichtete der FC Bayern auf seiner Internetseite. Heynckes war zuvor in München vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit dem Preis "Fair ist mehr" geehrt worden. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach würdigte die lange Laufbahn des 68-Jährigen. "Du bist ein Vorbild und hast nie in deiner Karriere vor dem DFB-Sportgericht gestanden". sagte Niersbach unter anderem. Heynckes berichtete derweil von seinem Ruhestand. "Ich liebe es, wie ich jetzt lebe", sagte er. Sein Hof im niederrheinischen Schwalmtal sei ein regelrechter Pilgerort geworden. "Da kommen Leute, die wollen den Jupp mal sehen." Der macht morgens immer einen ausgedehnten Spaziergang mit Schäferhund Cando "samt Fellpflege" und geht dreimal in der Woche in seinen Fitnessraum. Über SMS und das ein oder andere Telefonat stehe er noch in Kontakt zu den Münchnern, sagte Heynckes. Zuletzt habe er Franck Ribery zur Wahl zu Europas Fußballer des Jahres und Sportvorstand Matthias Sammer zum Geburtstag gratuliert. Dass Guardiola den Anteil seines Vorgängers am Supercup-Erfolg gegen den FC Chelsea würdigte, nannte Heynckes eine sehr noble Geste, die zeige, was er (Guardiola) für ein Mensch ist. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Die Rückkehr nach München verlief für Heynckes nicht ganz reibungslos. Am Flughafen wartete er vergeblich auf seinen Koffer. "Ich tippe, dass der Gepäckmensch in Düsseldorf wohl BVB-Fan war", sagte er schmunzelnd.

Zitat

"Wir wissen alle, dass ich nur alle zwei Jahre ein Tor schieße. In ungeraden Jahren treffe ich nicht."
Philipp Lahm, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, auf die Frage, ob ihm in seinem 100. Länderspiel sein Tor zum perfekten Tag gefehlt habe.

Real-Präsident Perez tritt nach: "Özil war ein schlechter Profi"

Die Schlammschlacht um Mesut Özil geht weiter. Real Madrids Präsident Florentino Perez verteidigt seine Entscheidung, den Offensiv-Star an den FC Arsenal verkauft zu haben – und wirft ihm vor, "ein schlechter Profi" zu sein. Von langen Party-Nächten und Gier ist plötzlich die Rede. Feuer frei gegen Mesut Özil. "Er war kein guter Profi", sagte Reals Präsident nach übereinstimmenden Berichten der Internetportale "abc.es" und soccermagazine.it".
Er war von Frauen besessen. Er ist in der Nacht mit seinen Geliebten ausgegangen und hat stundenlang nicht geschlafen. Sein Vater tat dann so, als sei nichts passiert. Perez tritt jetzt aber richtig nach. Der Real-Boss war wegen des Özils-Verkaufs am 2. September an den FC Arsenal stark in die Kritik geraten. Selbst die ehemaligen Özil-Kollegen Christiano Ronaldo und Sergio Ramos wandten sich in der Sache gegen Perez. Sie hätten den deutschen Nationalspieler lieber behalten. Auch Bundestrainer Joachim Löw verstand die Entscheidung nicht. Özil war von Real nach dem Transfer von Gareth Bale nach Madrid verkauft worden. Jetzt wehrt sich Perez ganz massiv – und schiebt die Schuld am Weggang auf seinen Ex-Star. "Wir haben ihm eine Vertragsverlängerung bis 2018 angeboten mit einem Gehalt von 6,5 Millionen Euro pro Jahr. Er wollte aber unbedingt 8,5 Millionen. Die Einigung kam deshalb nicht zustande und er selbst hat sich in England, Frankreich und Deutschland angeboten. Schon im vergangenen Jahr war Özil ein ausschweifendes Disko-Nachtleben vorgeworfen worden, er bestritt dies aber vehement. Für Perez ist dieser Vorwurf jetzt aber eine willkommene Ausrede. "Seine fehlende Professionalität und das Verhalten seines Beraters haben Real Madrid das Angebot von Arsenal über 50 Millionen Euro annehmen lassen."