Am Samstag sind wir alle Bayern
Mit Anti-Bayern-Reflexen von den billigen Plätzen muss jetzt Schluss sein. Schließlich wollen wir doch auch im Fußball endlich Papst werden. Viele haben es schon begriffen, darunter sogar BVB-Fans. In der Ramsch- und Schnäppchenecke bei "Ebay" werden einem dieser Tage die Sepplhosen spottbillig nachgeworfen, braun, Größe L. Schon für läppische 26 Euro kann man sich so ein Stück Folklore mit etwas Glück ersteigern – und für einen geringen Aufpreis finden sich womöglich sogar Beinkleider aus Ziegenvelours, Hosenträger inklusive. So fast geschenkt gab es Lederhosen fast noch nie. Das ist kein Wunder, nach dem, was da am Samstag im DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion so alles passiert ist, aber nicht nur deshalb sollte jeder anständige deutsche Fußballer jetzt zuschlagen – sondern vor allem mit Blick auf den nächsten Samstag. Denn ab sofort sind wir alle Bayern. Anders geht es nun wirklich nicht mehr. Der Notfall ist eingetreten. Selbst der eingefleischteste Bayern-Neider und Hoeneß-Skeptiker muss sich von dem übergeordneten nationalen Interesse jetzt beugen, im Rahmen der Bürgerpflicht über den Tellerrand hinausblicken und seinen Horizont erweitern über den Weißwurstäquator hinaus – denn diese von den Dortmundern wundgeschossenen Bayern gewinnen uns die Königsklasse nur dann, wenn wir gegen Chelsea als einig Volk wieder zusammenrücken wie anno Tobak, als Uri Geller mit der Kraft der gebündelten Gedanken live im Fernsehen einen Löffel verbogen hat. Noch haben es nicht alle kapiert. Bundesweit wurde übers Wochenende von Verblendeten berichtet, die den Bayern weiter Halsbruch und Beinschuss wünschen – anlässlich der anhaltenden Feierlichkeiten nach dem 2:5 gegen Meister Borussia Dortmund sollen die Getränke in weiten Teilen des Landes zeitweise sogar im Kopfstand eingenommen worden sein, zu Tanz und Musik und unter dem öffentlichen Absingen lästerlicher Lederhosenlieder und gehässiger Gassenhauer.
Auf einer der Bayernbeschimpfungsplattformen im Internet hat sich am Sonntag auch noch ein Vermummter namens "h2s04" gemeldet, vermutlich Berliner, der sich erinnert, wie Franck Ribery und Toni Kroos vor ein paar Wochen auf Kosten der Hertha mittels Schnick-Schnack-Schnuck das Treten eines Freistoßes ausgeknobelt haben – und sich jetzt tierisch freut, dass im gleichen grünen Gras nun die Borussen Schnick-Schnack-Schnuck gespielt haben – "mit diesen erbärmlichen Lumpen." Diese fragwürdige Wortwahl bringt den deutschen Fußball zumindest für den Rest dieser Woche nicht mehr entscheidend weiter – mit solchen Anti-Bayern-Reflexen von den billigen Plätzen muss ab sofort Schluss sein. Und viele haben es begriffen,darunter ganz vorbildlich die BVB-Schlachtenbummler. Sie haben sogar nach dem Schlusspfiff höflich und gut erzogen gewartet, bis auch der letzte Bayern-Fan das Stadion fluchtartig verlassen hatte – und dann nicht den berüchtigten alten Hass-Hit der Toten Hosen ("ich würde nie zum FC Bayern gehn") angestimmt, sondern vielmehr Campinos neuen, friedlichen Sommerhit des Fußballs "Tage wie diese". Es sind tolle Tage. Aber vor allem sind es Tage, die alles entscheiden- jedenfalls erfordern Tage wie diese unser radikales Umdenken, und wir dürfen die Bayern mit unserem kleinkarierten Kleinstaatendenken jetzt im großen Finale nicht hängen lassen. Man hat ihnen die Schockstarre angesehen, wortlos und wundgescheuert sind die Bosse an allen Kameras vorbei in die innere Emigration geflüchtet, der Präsident Uli Hoeneß angeblich sogar klammheimlich durch den Luftschacht der Stadionkatakomben. Fast gestützt mussten die Bayern werden, und genau das sollten wir tun – es geht jetzt schließlich um mehr. Haben Sie Bundestrainer Jogi Löw gesehen? Der muss sich wegen des Selbstvertrauens seiner kommenden Europameister urplötzlich Sorgen machen, die er gar nicht kannte, zum Beispiel um Manuel Neuer. Dreingeschaut hat der am Samstag wie Olli Kahn vor zehn Jahren, als er gegen England 1:5 verlor und meinte: "Heute hätte ich meine Sportschuhe ins Tor stellen sollen, dann hätten wir zwei weniger gekriegt." Neuer hat vom Beinschuss aufwärts alles gekriegt und die bessere Rückgabe von Hummels aus elf Metern auch noch durchgelassen. "Aber die Bayern gewinnen gegen Chelsea", sagt Löw tapfer im eigenen Interesse und verstehen wir es ruhig als Appell. Die Bayern spielen nächsten Samstag für uns, für dich und mich, für unsere Mütter und Väter, Kinder und Kegel, Stiefbrüder, Schwippschwäger und Schwiegertöchter. Es geht ums große Ganze, um Deutschland, schließlich wollen wir auch im Fußball endlich mal wieder Papst werden – und das schaffen eben nur die Bayern. Harald Schmidt hat es trefflich erklärt, in seiner neuen Eigenschaft als "Sky"-Fußballexperte wurde er nach dem Schlusspfiff nur einmal kurz zynisch – als einer von der Wachablösung im deutschen Fußball sprach, stutzte Schmidt-Schnauze: "Moment mal, galt nicht vor ein paar Tagen in Madrid noch das Gegenteil? Da hieß es: So was schaffen nur die Bayern". Mia san mia, sagen die Bayern – und wir wären ohne sie nix. Denn alle anderen deutschen Vereine zeigen seit Jahren in der Köngisklasse mehr oder weniger, dass sie sich in der Tür geirrt haben. Der Reihe nach brechen sie sich auf dem internationalen Glatteis die Beine, da werden die Messis gewetzt und die Deutschen vervespert, frisch in der Erinnerung ist noch das 1:7 von Leverkusen in Barcelona. Als der VfB Stuttgart mal Meister war, hat das frei empfangbare Fernsehen sicherheitshalber gar nicht mehr übertragen, die grässlichen Bilder wurden nur im Pay-TV gezeigt, und hätte sie im Grunde immer noch mit der Kinderschutzsperre blockieren müssen. Auch die Wolfsburger waren als Meister nur bedingt wettbewerbsfähig, die Königsblauen haben uns im Halbfinale vor aller Welt gegen ManU zweimal blamiert – aber am gewaltigsten sind die Dortmunder in dieser Saison als Löwe gesprungen und als Bettvorleger gelandet. Die Kühlerfigur unserer Kickkultur sind also die Bayern, sie sind für unseren Fußball ähnlich wichtig wie beim Länderfinanzausgleich – und jetzt haben alle anderen wenigstens eine Woche lang endlich einmal die Chance, ein bisschen davon zurückzuzahlen, in Form des Zusammenrückens und Daumendrückens. Die fünf Tore vom Samstag und das dazugehörige Gesicht von Uli Hoeneß, das uns übers Wochenende in Farbe und voller Länge vorwärts und rückwärts übertragen wurde, in Großaufnahme und verlangsamter Zeitlupe, wollen wir jedenfalls nicht mehr sehen. Wir geben der bayernfeindlichen Häme und Schadenfreude hiermit noch freien Lauf bis sagen wir mal – Dienstag Mittag um Zwölf – aber dann ist schlagartig Schluss und wir bestellen alle die Seppl-Hosen von Ebay. Für schlappe 26 Euro allemal.
Der Kaiser: Es muss anders werden
Franz Beckenbauer sorgt sich vor dem Champions-League-Finale um seinen FC Bayern. "Es muss sich einiges ändern bis Samstag. So wie wir gegen Dortmund gespielt haben, können wir Chelsea nicht schlagen. Keiner, wirklich kein Bayern-Spieler hatte nur annähernd Normalform", sagte der Ehrenpräsident zu "Bild". "Wenn du im Finale stehst, musst du über deine eigene Grenze gehen. Ich mag mir wirklich nicht vorstellen, wenn der FC Bayern am Ende der Saison ganz ohne Titel dasteht".
FC Chelsea: Bayern-Pleite nicht relevant
Chelseas Trainer Roberto di Matteo will die 2:5 Klatsche des FC Bayern im DFB-Pokalfinale nicht übe
rbewerten. "Die Chancen am Samstag für das Endspiel gegen die Münchner stehen 50:50. Es sind zwei große Klubs mit zwei großen Mannschaften", sagte Chelseas Trainer. Es spielt dabei überhaupt keine Rolle, wieviel Gegentore die Bayern zuletzt kassiert haben. Sein Team hatte sich im letzten Ligaspiel gegen Aufsteiger Blackburn Rovers auf das Finale in München eingestimmt. Verzichten muss Trainer di Matteo auf die gesperrten Spieler – Abwehrchef Terry, Ivanovic, Meireles und Ramires.
Hertha BSC richtet sich schon auf 2. Liga ein
Hertha BSC steht vor dem Relegatiionsrückspiel bei Fortuna Düsseldorf nach der 1:2 Heimniederlage bereits mit dem Rücken zur Wand. Der Hauptstadtklub droht im Falle des Abstiegs in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Fehlende Sponsoren und Fernsehgelder können die Berliner nicht kompensieren. Im Zweifelsfall muss man sich jetzt schon auf mehrere Jahre in der zweiten Liga einstellen. "Wir könnten ein sehr grauer Zweitligist werden", sagte Aufsichtsratsmitglied Andreas Schmidt.
Rummenigge: Das war eine sehr große Blamage
Karl-Heinz Rummenigge hat nach der Klatsche im Pokalfinale gegen Dortmund Tacheles geredet. "Wenn man 2:5 verliert, dann ist das kein Zufall, dann ist das auch nicht Pech, sondern man muss ganz klar und deutlich sagen, dass es eine große Blamage war", sagte der Vorstandsboss des FC Bayern. "Wir müssen akzeptieren und respektieren, dass wir eine Mannschaft in dieser Republik haben, die im Moment national über uns steht und besser ist. Ich hoffe aber, dass wir aus dieser blamablen Vorstellung die richtigen Lehren ziehen und am Samstag hoffentlich einen Abend erleben, an dem wir nach dem Schlusspfiff glücklicher sind".
Der Hammer hängt in Dortmund
Beseelt von Meisterschaft und DFB-Pokal hat sich Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund eine kurze Bemerkung zur Vorherschaft im deutschen Fußball nicht verkneifen können. "Ich habe gelesen, die Münchner wollten zeigen, wo der Hammer hängt. Ich kann nur sagen: Der Hammer hängt in Dortmund".
DFB-Pokal-Schlagerspiel sorgt für tolle Quote
Im Schnitt 13,5 Millionen Fußball-Fans haben die Live-Übertragung des Pokal-Endspiels zwischen Dortmund und München im ZDF gesehen. Dies entsprach einem Marktanteil von 44 Prozent. Das Schlagerspiel zwischen Meister Dortmund und Vizemeister München lag damit klar über der Quote vor Jahresfrist. Das 5:0 vom FC Schalke 04 gegen MSV Duisburg hatten damals in der ARD 7,05 Millionen Zuseher verfolgt.
Netzer lobt Bundestrainer Jogi Löw
Günter Netzer hat Jogi Löw vor der Europameisterschaft ein erstklassiges Zeugnis ausgestellt. "Dass viele in Deutschland optimistisch in Richtung EM blicken, ist das Verdienst unseres Bundestrainers", sagte der Europameister von 1972 und Weltmeister von 1974 der "Welt". Löw habe seine Ziele klar festgelegt und früh auf junge Spieler gesetzt. "All diese Dinge sind aufgegangen, so dass er jetzt auf viele junge, hungrige und äußerst fähige Spieler zurückgreifen kann", sagte Netzer. Das Potenzial der DFB-Elf sei daher so groß wie noch nie.
Hoeneß kritisiert UEFA
Bayern-Präsident Uli Hoeneß übt harte Kritik an der Preis-Politik der UEFA für das Champions-League-Finale in München. Im Nachrichtenmagazin "Focus" sagte Hoeneß, dass es ihn störe, dass die Finalkarten zwischen 370,– und 500,– Euro kosten. Die Ticketpreise werden von der UEFA festgelegt. "Darüber werden wir mit der UEFA noch reden müssen. Schließlich ist der Fußball Volkssport," sagte Hoeneß und verwies auf die eigene Preispolitik. Im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid kostete die teuerste Karte in München 120,– Euro.
Jogi Löw überrascht gar nichts mehr
Die kurzfristigen Absagen von Mesut Özil und Sami Khedira für das Trainingslager des DFB auf Sardinien lassen Jogi Löw kalt. "Mich kann nun wirklich gar nichts mehr überraschen", sagte der Bundestrainer. "Die Spieler haben mich angerufen, dass sie kurzfristig nach Kuwait fliegen sollen", so Löw, der selbst noch einmal Kontakt mit Trainer Jose Mourinho hatte. Er hat gesagt, er könne bei Freundschaftsspielen auf jeden Spieler verzichten, aber das liegt nicht in meiner Hand. Das entscheidet allein der Verein – und in diesem Fall die Bosse von Real Madrid.
Atletico Madrid kämpft um Diego
Mittelfeldspieler Diego bewegt die Gemüter. Nachdem Felix Magath den Brasilianer, der auf Leihbasis in Madrid kickt, wieder nach Wolfsburg beordert hatte, will Atletico um den Spieler kämpfen. "Er ist für uns ein entscheidender Spieler, mit ihm kannst du immer gewinnen. Hoffentlich schaffen wir die Champions League, damit er bei uns bleibt", sagte Trainer Diego Simeone der spanischen Zeitung "Marca". Diego steht allerdings noch bis 2014 unter Vertrag beim VfL Wolfsburg. Diego möchte auch in Spanien bleiben. Der VfL Wolfsburg verlangt angeblich eine Ablösesumme von 10 Millionen Euro. Die Summe soll man deshalb so hoch angesetzt haben, weil Felix Magath Diego jetzt auf einmal wieder zurück haben möchte, obwohl er ihn damals loswerden wollte. Man darf gespannt sein, wie das Spielchen ausgeht.
Otto Rehhagel will vor allem in Urlaub
Für Otto Rehhagel wird die Welt weiß Gott nicht untergehen, sollte er mit Hertha BSC in die zweite Liga absteigen. Auf die Frage, was der Abstieg für ihn persönlich bedeuten würde, antwortete der 73-Jährige lapidar: "Für mich? Nächste Woche Dienstag ist für mich das Geschäft zu Ende und dann fahre ich in den Urlaub."
Westermann: Thorsten Fink hat uns gerettet
Heiko Westermann weiß, wem der HSV den Klassenerhalt zu verdanken hat. "Ohne Thorsten Fink wären wir abgestiegen. Ich hatte in zehn Jahren schon einige Trainer, aber wie er seine Philosophie, seine Arbeit umsetzt, das hat schon verdammt hohe Qualität", sagte der Kapitän des HSV der "Bild". Der Coach verstünde es, die Leute richtig zu nehmen. Das Manko des Teams sei gewesen, zu lieb zu sein. Nicht jeder habe in der vergangenen Saison 100 Prozent Vollgas gegeben, wenn es darauf ankam.
Messi soll in Hamburg zaubern
Wenn schon feiern, dann aber richtig, denkt sich wohl der Hamburger Sportverein. Der Vorstand des Bundesliga-Dinos will anlässlich seines 125. Bestehens im Juli ein Spiel gegen den FC Barcelona bestreiten. Am 29. Juli sollen Messi & Co. in der Hamburger Arena zaubern. Eine mündliche Zusage würde zwar bestehen, aber der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, sagte Mediendirektor Jörn Wolf.
Keine einfache Aufgabe für Löw
Ein von Lukas Podolski angeführter Rumpfkader von lediglich 10 Akteuren startete am Freitag ins Trainingslager des DFB nach Sardinien. Als Nummer 11 kommt Per Mertesacker hinzu, der direkt aus London kommt. Ganze 16 Spieler aus dem vorläufigen EM-Kader fehlen beim Start. Die Vorbereitung auf sein drittes großes Turnier als Chefcoach stellt Löw vor erhebliche Schwierigkeiten. "Wir haben diesmal keine einfache Aufgabe zu lösen", betonte der 52-Jährige, der selbst erst nach dem Pokalfinale ins Trainingslager reist. Allerdings kann er beim Pokalendspiel in Berlin auch viele sein
er Kandidaten begutachten.
DFB-Pokal: Promis tippen bei Bild.
- Rudi Völler: Ich hoffe, dass es ein großes Spektakel wird, mit Verlängerung und Elfmeterschießen.
- Clemens Tönnies: Bayern holt den Pokal, weil der Ex-Schalker Manuel Neuer im Tor steht. Stefan Kuntz: Das Spiel geht in die Verlängerung. Wer allerdings das Elfmeterschießen gewinnt, weiß ich nicht.
- Michael Preetz: Ich glaube, die Entscheidung fällt erst im Elfmeterschießen.
- Klaus Allofs: Der FC Bayern gewinnt 2:1
- Dieter Hecking: Der FC Bayern wird niemals fünf Mal hintereinander gegen Dortmund verlieren
- Felix Magath: Die Bayern gewinnen 2:0
- Markus Babbel: Ich tippe auf meinen Ex-Verein.
Hertha BSC mit einem Bein in der 2. Liga
Hertha BSC hat im Kampf um den Klassenerhalt einen herben Rückschlag erlitten. Im Hinspiel der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf verlor das Team daheim mit 1:2. Die Gäste begannen stark und hatten durch Lambertz eine dicke Chance, aber Kraft im Tor der Herthaner reagierte großartig. Nach einer Ecke brachte Herthas Abwehrspieler Hubnik die Berliner mit 1:0 in Führung. Nach der Halbzeit drehte Düsseldorf die Partie. Bröker traf für Düsseldorf ins kurze Eck und Ramos köpfte einen Eckball der Düsseldorfer ins eigene Tor. Kurz vor Schluss verhinderte Kraft mit einer großartigen Parade noch das 3:1 für die Fortunen aus Düsseldorf. Es wäre mit Sicherheit das endgültige Aus für die Hertha gewesen. Jetzt haben sie noch ein ganz kleines Fünkchen Hoffnung.
Klub-Idol Uwe Seeler: Abrechnung mit dem HSV
Klub-Idol Uwe Seeler warnt nach der schlechtesten Saison in der Vereinsgeschichte des HSV vor einem erneuten Absturz. "Mir graut schon vor der nächsten Saison, wenn nicht alles auf den Prüfstand kommt", sagte er dem Hamburger Abendblatt. Zudem kritisierte der Ehrenspielführer der deutschen Nationalelf die Einstellung der Spieler. "Es hat wirklich verdammt lange gedauert, bis die Herren 'Berufsspieler' kapiert haben, in welcher Gefahr sie waren", so Uwe Seeler.
Jetzt winkt eine neue Kölner Fußballwelt
Die Zeiten in den großen WM-Stadien sind vorerst vorbei. Jetzt geht es auf die Dörfer. Sandhausen statt Dortmund, Aalen statt Hamburg, Bornheim statt Frankfurt. Herzlich willkommen in der neuen Kölner-Fußballwelt. Viele Touren durch den Fußball-Osten, nach Dresden, Aue oder Cottbus. Und auch dort wird der FC das große Saisonhighlight – und alle werden die Kölner schlagen wollen. Die Zweite Liga – alles andere als eine Durchgangsstation. Denn Anwärter auf die vorderen Plätze gibt es auch genügend. Zum Beispiel 1860 München. "Es liegt ein steiniger Weg vor uns", sagt Präsident Werner Spinner. Aber für die Fans auch viele neue Erfahrungen und Eindrücke. Die Zeitung "Kölner Express" hat sich schon mal in der neuen Kölner Fußball-Welt umgeschaut.
Sandhausen
Rund 15.000 Menschen leben in Sandhausen und ist damit nach Hoffenheim (nur 20 Kilometer entfernt) die kleinste Stadt im deutschen Profifußball. "Nun kommen klangvolle Namen, an die wir uns erst noch gewöhnen müssen", sagt Sandhausen-Trainer Gerd Dais. Vor fünf Jahren spielte der Dorfklub aus Baden-Württemberg noch in der Oberliga, nun hat er sich unter die 36 besten Fußballvereine Deutschlands gemischt. Und das vor allem ohne große Namen. Beim Überfliegen des Kaders sticht einem nur Roberto Pinto, ehemaliger Bundesliga-Spieler, ins Auge. Bis 2006 pflegte der Verein eine Kooperation mit Dietmar Hopp. Der jetzige Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim wollte eine Fusion von Sandhausen und Hoffenheim, um eine breitere Fan-Basis zu schaffen. Doch Sandhausen lehnte ab, widerstand den Millionen-Versuchungen Hopps und schaffte nun aus eigener Kraft den Coup in die zweite Liga. Doch nun müssen Veränderungen in den Klub, der bislang drei fest angestellte Mitarbeiter hat. Man will das Hardtwaldstadion ausbauen. Bislang bietet es 10.200 Zuschauern Platz. In der kommenden Saison sollen es nach einem Umbau dann rund 12.500 sein. Doch wenn der 1. FC Köln anrollt, könnte selbst das zu wenig sein. So trat Hoffenheim-Mäzen Hopp wieder an Sandhausen heran, dieses Mal um ihnen Spiele in der Rhein-Neckar-Arena der TSG Hoffenheim (30.160 Plätze) anzubieten.
Die größten Bundesliga-Irrtümer der Saison
Vor Saisonbeginn schien vieles in der Bundesliga klar zu sein: Augsburg steigt ab, Bayern wird Meister, Bruno Labbadia verpfuscht in Stuttgart die Rückrunde. Zwei Jahre nicht Meister – das passiert Bayern nicht. Das passiert schon, nur war es lange nicht so. 16 Jahre ist es her, dass Deutschlands führender Klub zwei Saisons ohne Schale auszuhalten hatte, 1995 und 1996. Meister in diesen Jahren wurde: Borussia Dortmund. Eigentlich war man davon ausgegangen, dass die Münchner nur in den Saisons nach großen Turnieren vom VfB Stuttgart oder dem VfL Wolfsburg wegen der zurückliegenden Strapazen für ihre Nationalspieler vom Titel abgehalten werden könnten, jetzt müssen sie aber die Dortmunder als neuen Dauerrivalen akzeptieren. Das wird wohl die größte Umstellung im deutschen Fußball seit langer Zeit werden, denn dem Klischee nach arroganten Bayern ist in Klopps Pöhlern vom BVB ein allseits beliebter Rivale erwachsen. Fair und voller Respekt haben die Münchner auch dieses Mal förmlich gratuliert. Ihr wahres Gesicht werden sie zeigen, wenn Dortmund noch zweimal Meister wird. Es ist noch nicht lange her, da hat die Bundesliga sich mal wieder an sich selbst berauscht, an ihrer enormen Anziehungskraft, der selbst Weltstars wie Raul, Ruud von Nistelrooy und Michael Ballack nicht mehr widerstehen können. Dass diese Weltstars schon weit über 30 waren – geschenkt. Die Bundesliga galt als Liga der Zukunft. Wartet nur mal, bis die Klubs in Spanien die Riesengehälter nicht mehr zahlen können. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Nachdem die Bundesliga schon in der vorigen Saison ihren besten Spieler (Nuri Sahin) und ihren vielleicht stärksten Stürmer (Edin Dzeko) verloren hat, zieht es die richtigen Stars auch wieder ins Ausland. Lukas Podolski und Marko Marin gehen nach London, Shinji Kagawa vielleicht nach Manchester. Die Bundesliga als Ausbildungsliga? Warum nicht. Es gibt Schlimmeres, als jedes Jahr neue Stars entstehen können. Vielleicht wird Augsburg in der kommenden Saison nicht mehr als Absteiger Nummer 1 gelten. Aber sicher als Nummer zwei, denn noch einmal wird es nach den Gesetzmäßigkeiten des Spiels nicht passieren, dass sich eine Mannschaft so entwickelt und als Team so zusammenhält wie die leidenschaftlichen Augsburger in dieser Bundesligasaison. Was ein funktionierendes Team schaffen kann, war auch in Freiburg oder Dortmund zu sehen, das Augsburger Kollektiv war aber etwas Besonderes. Jürgen Klopp könnte sich im Nachhinein darauf berufen, er habe gewissermaßen im Affekt gesprochen. Niederlagen sind für den Trainer von Borussia Dortmund immer emotionale Grenzerfahrungen, erst recht, wenn sie sich im eigenen Stadion zugetragen haben. Also traf er am 10. September eine Aussage, die sich als so gehaltvoll erwiesen hat wie Honeckers Stabilitätsprognose für die Berliner Mauer. "Die Berliner sind keine normalen Aufsteiger", hat Klopp gesagt, nachdem seine Mannschaft gegen eben diese Berliner mit 1:2 verloren hatte. "Hertha hat eine brutale Qualität." Hertha mag in der Zweiten Liga angesichts seines Monsteretats kein normaler Zweit
ligist gewesen sein; der Verlauf der aktuellen Spielzeit weist jedoch alle Symptome eines typischen Aufsteigers auf. Die Mannschaft hat anfangs von der Euphorie profitiert, sich die Rolle des Außenseiters geschickt zunutze gemacht – und dann nach einigen überraschend positiven Ergebnissen offenbar die eigenen Fähigkeiten total überschätzt. Ein Absturz in der Rückrunde ist für Liganeulinge kein ungewöhnliches Phänomen. Ulm, Aachen, St. Pauli ist es ähnlich ergangen. Alles Klubs, die niemand für unnormale Aufsteiger halten würde. Labbadia hatte einen Ruf zu verteidigen. So wie Friedhelm Funkel sein Image weghatte als ewiger Feuerwehrmann, war Labbadia festgelegt auf die Rolle als Motivator für die ersten paar Monate. Mit großartigen Anfangserfolgen und genauso zuverlässiger Leistungsabfallgarantie für die Zeit danach. So lief das beim Hamburger SV und bei Bayer Leverkussen, und genauso hatten es seine gar nicht wenigen Kritiker für Labbadias drittes Bundesligaengagement beim VfB Stuttgart eingeplant. Aber die Zeiten ändern sich. Friedhelm Funkel taugt nicht mal mehr zum Löschen kleinster Brände und hat es in dieser Saison zur Entlassung bei gleich zwei Zweitligisten geschafft. Und Bruno Labbadia hat in der Rückrunde 31 Punkte geholt. Damit steht er der drittbesten Rückrundenmannschaft hinter Dortmund und den Bayern vor. Der VfB steht auch in der Rückrundentabelle sehr viel besser da als seine früheren Klubs Leverkusen und HSV. Mit dem Abstieg vom 1. FC Köln und dem Wechsel von Lukas Podolski zum FC Arsenal hatte auch keiner der Experten vor der Saison gerechnet. Stanislawski machte Hoffenheim sympathisch. Die Fans haben ihn geliebt wie sonst nur Torhüter Starke. Das fügte sich gut in die vor einem Jahr ersonnene Strategie, in deren Folge der Trainer Holger Stanislawski die TSG Hoffenheim befreien sollte vom Makel der Seelenlosigkeit. Aber die Fans sind in Hoffenheim eine zu vernachlässigende Größe. Das erfährt gerade der Publikumsliebling Starke, dem sie Tim Wiese vor die Nase setzen. Und das bekam noch ein paar Monate früher Holger Stanislawski zu spüren. Hoffenheim ist eben nicht St. Pauli, und der Mann hatte noch das Pech, dass sein Engagement mal wieder in die Zeit eines Hoffenheimers Paradigmenwechsels fiel. Weg von der Konsolidierung, hin zum riskanten Investment. Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp hatte eben nicht den Mut, den Neuaufbau einer jüngeren und billigeren Mannschaft mit der daraus folgenden Logik des Abstiegskampfes zu bezahlen. Hoffenheim findet zurück zu seinem alten Image und gibt wieder Geld aus: Für Tim Wiese, Eren Derdiyok und die Abfindung Holger Stanislawski.
Otto Rehhagel: Wir sind Favorit
Otto Rehhagel hat seine Elf davor gewarnt, Fortuna Düsseldorf in den Relegationsspielen zu unterschätzen. "Es ist klar, dass wir der Favorit sind. Aber nicht immer haben die Favoriten gewonnen", sagte der Coach der Herthaner vor dem Hinspiel gegen den Dritten der zweiten Bundesliga am Donnerstag im Berliner Olympia Stadion. "Fehler müssen unter allen Umständen vermieden werden, damit wir nicht wieder Blut und Wasser schwitzen müssen", so König Otto.
Relegation: Meister gegen Lehrling
Das Relegationsspiel Hertha BSC gegen Fortuna Düsseldorf ist nicht nur ein Duell um Verbleib oder Aufstieg in die Bundesliga, es ist auch ein Duell Meister gegen Lehrling: Otto Rehhagel, Trainer von Hertha BSC gegen Norbert Meier, Coach von Fortuna Düsseldorf. Zusammen wurden sie bei Werder Bremen 1988 deutscher Meister, Rehhagel war damals Trainer und Meier Spieler. Doch in einem Punkt unterscheiden sich beide. "Ich würde nie Goethe zitieren", sagte Meier zu "Bild" in Anspielung auf Rehhagels Motivationstricks.
Hertha BSC schottet sich total ab
Hertha BSC schottet sich vor dem Relegationshinspiel gegen Düsseldorf total ab. "Wir werden alles für die Jungs geben, damit sie auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen können", sagte Lewan Kobiaschwili nach dem letzten öffentlichen Training. Bis zur Partie am Donnerstag finden alle Trainingseinheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Fortuna hatte sich am Sonntag durch ein 2:2 gegen Duisburg für das Relegationsspiel qualifiziert.
Trainer Klopp ist stolz wie Oskar
Stolz wie Oskar präsentierte Trainer Jürgen Klopp die Fakten: 81 Punkte – 80 Tore, 44 Zähler in der Rückrunde und 28 Spiele ohne Niederlage. Doch bei aller Euphorie um den besten deutschen Meister der 49-jährigen Bundesliga-Geschichte und trotz der Zeremonie mit der Übergabe der Schale hatten die Helden vom BVB den Fokus auf das Pokalfinale am Samstag in Berlin gerichtet. "Denn dort können wir etwas Historisches erreichen", sagte Nationalspieler Mats Hummels.
Rummenigge: Champions-League-Triumph historisch
Für Karl-Heinz Rummenigge ist das Champions-League-Finale am 19. Mai in München gegen den FC Chelsea das wichtigste Spiel in der Historie des FC Bayern. "Die Champions League hat doch eine unglaublich Qualität, die Unterschiede auf diesem Niveau sind minimal, und da muss alles auf den Punkt passen", sagte der Vorstandsboss der Bayern der "Münchner Abendzeitung". "Das Spiel wäre historisch betrachtet der größte Triumph der Vereinsgeschichte – auch, weil wir zu Hause spielen", so Rummenigge.
Pranjic: Mega-Angebot aus China
Daniel Pranjic verlässt den FC Bayern in Richtung China. "Ich habe ein Angebot aus China bekommen, das ich unmöglich ablehnen kann. Das Angebot ist finanziell unglaublich. Ich habe noch nicht unterschrieben, aber eigentlich habe ich mich bereits entschlossen", sagte der Verteidiger der kroatischen Zeitung "Nogometni". Laut Bericht bietet ein noch nicht genannter chinesischer Klub dem Kroaten einen mit 11 Millionen dotierten Zweieinhalbjahresvertrag.
Roman Weidenfeller: BVB gegen FCB wie Real gegen Barca
Roman Weidenfeller fiebert dem Pokalfinale am Samstag gegen den FC Bayern entgegen. "Das ist ein Spiel auf Augenhöhe. Jede Mannschaft hat schon etwas Großes erreicht: Die Bayern das Champions-League-Finale, wir die Deutsche Meisterschaft", sagte Weidenfeller dem "kicker". Berlin erlebt am Samstagabend die deutsche Version des Clasico. Das ist wie Real gegen Barca.
Tim Wiese: Hier entsteht etwas Großes
Tim Wiese will bei der TSG Hoffenheim in der kommenden Saison eine neue Ära einleiten. "Ich habe eine Vision. Ich will mit Hoffenheim ins internationale Geschäft – unter die ersten Sechs. Ich hoffe, vielleicht sogar besser. Wir werden eine gute Runde spielen", so der 30-Jährige, der im Sommer ablösefrei von Werder Bremen zur TSG Hoffenheim wechselt. "Ich bin tausendprozentig überzeugt, dass wir hier etwas ganz Großes aufbauen könne. Sonst wäre ich nicht gekommen", so Wiese.
EM-Vorbereitung beginnt am Freitag
Die Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf das Turnier in Polen und der Ukraine (18.06. bis 01.07.) beginnt mit einem einwöchigen Trainingslager auf Sardinien. Fehlen werden dann noch die 13 Profis der Pokalfinalisten Dortmund und FC Bayern sowie die Legionäre Mesut Özil, Sami Khedira und Miroslav Klose. Die acht Bayern-Profis um Kapitän Philipp Lahm werden wegen des Champions-League-Endspiels am 19. Mai und des Klub-Spiels gegen die Niederlande am 22. Mai sogar erst zwei Wochen nach dem EM-Auftakt in die Vorbereitung einsteigen.
Europameisterschaft: Draxler und ter Stegen dabei
Bundestrainer Joachim Löw hat in Rastatt seinen vorläufigen EM-Kader benannt. Überraschend im Aufgebot ist Julian Draxler dabei. Auch Torhüter Andre ter Stegen, wie Draxler noch ohne Länderspiel, und Dortmunds Ilkay Gündogan gehören mit zum Kader. Nicht dabei ist der Leverkusener Simon Rolfes. Zu den Verlierern gehören auch Stefan Kiesling und Patrick Helmes. Bis zum 29. Mai muss Jogi Löw allerdings seinen Kader noch auf 23 Spieler reduzieren. Man darf gespannt sein, wer noch die Heimreise antreten muss.
Vorläufiger EM-Kader des Deutschen Fußball Bundes
- Torhüter: Manuel Neuer, Tim Wiese, Andre ter Stegen, Ron Robert Zieler
- Abwehr: Holger Badstuber, Philipp Lahm, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Per Mertesacker
- Mittelfeld: Lars Bender, Sven Bender, Mario Götze, Sami Khedira, Mesut Özil, Ilkay Gündogan, Julian Draxler, Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Lukas Podolski, Marco Reus, Andre Schürrle
- Stürmer: Miroslav Klose, Mario Gomez, Cacau
Europameisterschaft: Schulbankdrücker Draxler erfreut
Die wohl größte Überraschung im vorläufigen EM-Kader ist die Nominierung des erst 18-jährigen Julian Draxler vom FC Schalke 04. Ihn erreichte die Nachricht, dass er von Jogi Löw berücksichtigt wurde, auf dem Schulhof. "Die Nominierung kam für mich doch völlig unerwartet. Als ich in der Schulpause meine Mailbox abhörte, hatte ich eine Nachricht vom Bundestrainer", sagte Draxler am Montag zur "Bild". Statt Büffeln und Fachabitur steht jetzt nun das Trainingslager auf Sardinien an.