January 19, 2012

Bundestipp 19.1.2012

Türkei: Psycho-Angriff auf deutsche Talente

Der türkische Fußballverband plant einen Frontalangriff auf die deutschen U17 – Talente. Nationaltrainer Abdullah Avici will nach Deutschland fliegen, um mit den acht Deutsch-Türken zu reden, die mit Deutschland bei der U17 – WM in Mexiko Dritter wurden. Dabei soll ein Psychologe helfen, die Jungs zu überzeugen, in Zukunft für die Türkei zu spielen. "Wir nehmen das gelassen zur Kenntnis. Die Spieler wissen, was sie am DFB haben", so DFB-Sportdirektor Matthias Sammer zur "Bild". "Unsere Spieler sind doch noch klar im Kopf", fuhr Sammer fort.

Blatter von Platini überzeugt

FIFA-Präsident Joseph S. Blatter sieht in UEFA-Chef Michel Platini seinen geeigneten Nachfolger im Fußball-Weltverband. "Michel Platini kann das machen, wenn er will. Er sagt, er wisse es im Augenblick nicht, aber im Innern will er", sagte der 75-jährige Blatter in einem Interview mit dem französischen Fachblatt "France Football". Der Schweizer ist noch bis 2015 gewählt. Zuletzt hatte es aufgrund von dauerhaften Manipulationsvorwürfen gegen führende FIFA-Funktionäre und die Querelen um die WM-Vergabe 2018 an Russland und 2022 an Katar heftige Kritik an Blatter gegeben. Anmerkung: Höchstwahrscheinlich hat FIFA-Boss Blatter noch nicht von seinem Schweizer Landsmann – Präsident Constantin vom FC Sion – vernommen, dass er Platini gerade noch tauglich als Beifahrer seines Chaffeurs halten würde.

Allofs kündigt Konsequenzen an

Der desolate Auftritt von Werder Bremen im Testspiel bei Hansa Rostock hat Klaus Allofs auf die Palme gebracht. Der Geschäftsführer der Norddeutschen reagierte stocksauer auf die 0:3 Pleite. "So können wir doch als Werder Bremen nicht auftreten. Das können wir auf keinen Fall so hinnehmen", schimpfte er und kündigte auf der Homepage eine Standpauke für einige Spieler an. "Das machen wir selbstverständlich hinter verschlossenen Türen. Diese Kritik gilt allerdings für fast alle Spieler".

Rummenigge poltert gegen Borussia Dortmund

Die Sticheleien in der Winterpause zwischen dem FC Bayern und dem deutschen Meister Borussia Dortmund gehen in die nächste Runde. Diesmal meldete sich wieder Karl-Heinz Rummenigge zu Wort. "In den letzten zwei Wochen kann man nicht unbedingt von einem internationalen Flair bei Dortmund sprechen", stichelte Münchens Vorstands-Boss bei "Bild". Toni Kroos hingegen widmete sich dem nächsten Gegner in der Bundesliga. "Als direkten Meisterschaftsanwärter sehe ich die Gladbacher nicht", sagte der 22-Jährige.

Perfekt: Cisse geht nach Newcastle

Jetzt ist alles unter Dach und Fach. Freiburgs Torjäger Demba Papiss Cisse wechselt zum englischen Klub Newcastle United. "Wir sind sehr dankbar, dass er zwei Jahre Teil unseres Teams war", sagte Freiburgs Sportdirektor Dirk Dufner zum Abschied. Der Senegalese hatte am Dienstag den Medizincheck bei den "Magpies" absolviert und anschließend einigten sich die Klubs über die Modalitäten. Als Ablösesumme sollen 12 Millionen Euro in die Freiburger Kasse fließen. Cisse erhält einen Vertrag bis 2017 und stürmt künftig an der Seite seines Landsmannes und Kumpels Demba Ba.

Magath ist den Lappen los

Felix Magath muss sich demnächst für vier Wochen fahren lassen. Dem Coach vom VfL Wolfsburg wurde vom Amtsgericht Bottrop ein Fahrverbot verhängt. Dazu muss Magath laut "Bild" 195,– Euro Bußgeld berappen. Der Coach war am 1. Dezember 2010 mit seinem Wagen auf der A2 zu dicht aufgefahren. Statt des Sicherheitsabstandes von 62,5 Metern waren es nur 15 Meter. Magath hat sich bei dem Gerichtstermin von seinen Anwälten vertreten lassen.

Borussia Dortmund: Fan-Boykott beim HSV-Spiel an der Elbe

Die Initiative "Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein", hat die Fans des deutschen Meisters Borussia Dortmund aus Protest gegen zu hohe Ticketpreise zum Boykott des Rückrunden-Auftakts beim HSV aufgerufen. Anstatt ins Stadion zu gehen, wollen etwa 1.000 Anhänger die Partie vor der Arena im Radio verfolgen. "Es geht uns darum, mit günstigen Eintrittspreisen die Durchlässigkeit und die Zukunftsfähigkeit des Fußballs zu erhalten", sagte Initiativen-Sprecher Marc Quambusch.

Der Bundesliga-Start freut vor allem Christian Wulff

Am Freitag ist das Warten endlich vorbei. Die Bundesliga-Rückrunde beginnt. Das ist auch für den Bundespräsidenten Christian Wulff eine gute Nachricht.
Das Leben unseres Bundespräsidenten war auch übers Wochenende noch mal kein leichtes. Nahezu bildschirmfüllend haben sie in den Nachrichten wieder die Skandaltafel "Neuer Vorwurf" eingeblendet – bösartig interpretiert soll sich Christian Wulff samt Gattin gelegentlich gratis durchs Münchner Oktoberfest gewulfft haben. Aber jetzt die versöhnliche Nachricht: Bei der Geburtstagsfeier von Uli Hoeneß, so viel steht nach hartnäckigen Recherchen fest, hat er nicht auch noch kostenlos mitgeschnorrt. Die Party war vergangenen Freitagabend, und die 475 geladenen Gäste können froh sein, dass sie nicht Bundespräsident sind, so haben sie sich im Münchner Postpalast verköstigen und verwöhnen lassen bis an den Rand der vorsätzlichen Vorteilsnahme. Lediglich eine begehbare Geburtstagstorte hat noch gefehlt, und sogar die Laudatio war umsonst, in der "Kalle" Rummenigge den Jubilar als "Vater Teresa vom Tegernsee", "Nelson Mandela von der Säbener Straße" und "Mutter aller Manager" beschrieb.
Spätestens da kann der Bundespräsident jetzt aufatmen: Die Wulff-Wochen sind beendet. Ab sofort regiert wieder der Bayern-Präsident, und wir Deutschen besinnen uns zurück auf die drei wichtigen Dinge: Fußball, Fußball und Fußball. Das sind Fakten, Fakten, Fakten würde Bayern-Freund Helmut "Focus" Markwort jetzt sagen, und zur Bekräftigung derselben hat Hoeneß seinen Sechzigsten jetzt gleich zweimal gefeiert. Auf Schalke erinnern sie sich an der Stelle an die alte Legende Ernst Kuzorra: Der wurde, weil der damalige Präsident Eichberg zur Kranzniederlegung zu spät kam, aber unbedingt mit aufs Foto wollte, hinterher noch mal beerdigt. Start mit einem Paukenschlag. So wichtig ist Fußball. Und endlich geht es wieder los am Freitag, und gleich mit einem klassischen Paukenschlag. Gladbach gegen Bayern. Das war ja kein Leben mehr, Weihnachten und Neujahr ohne Bundesliga, kein Fallrückzieher, kein Bayern-Theater, kein Interview mit dem Friseur von Jermaine Jones, mit dem gebrochenen Zeh von Marco Reus oder mit der Neuen von Lothar Matthäus.
Unter Entzugserscheinungen sind wir scharenweise ins seelische Loch der blutleeren Langeweile gestürzt, und unser alter Rodelkönig Georg "Schorsch" Hackl hat beim Schneeschippen in Bischofswiesen sogar Streit mit dem Nachbarn bekommen und eine Eisenstange über die Birne gekriegt. Ohne Fußball ist eben ein Tag lang. Vor lauter Verzweiflung schippen wir Schnee, ärgern uns über den Nachbarn, über Griechenland, die Vierschanzentournee oder den Abbruch des Südflügels am Stuttgarter Bahnhof, und bevor wir gar nicht mehr wissen, wie wir die Zeit vernünftig totschlagen sollen, flüchten wir uns notfalls in die Frage, wer besser war, Wulff oder Heinrich Lübke – nur weil Letzterer nach Wembley 1966 zu Uwe Seeler tütelig sagte: "Der Ba
ll war drin".
Pausenfüller in der Saure-Gurken-Zeit. Um den Ball dreht sich einfach alles. Der Ball ist der springende Punkt, nicht der Wulff. Der hat uns nur das Warten auf die Bundesliga verkürzt, als Pausenfüller in der Saure-Gurken-Zeit. Wulff hat sich selbstlos zur Verfügung gestellt, weil er dem Fußball zwei seiner besten Auftritte zu verdanken hat: 2010 bei der Weltmeisterschaft in Südafrika und neulich, als er Wolfgang Niersbach, den designierten Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, mit dem Bundesverdienstkreuz behängte. Ohne Fußball geht nichts – fragen sie Wulff oder dich oder mich.
Am Samstagabend hat die ARD Boxen gezeigt,das Comeback des ehemaligen Weltmeisters Abraham, aber was fangen wir mit "König Arthur" an, wenn sich König Fußball gerade in der Türkei oder Dubai für die Rückrunde warmläuft. Packende Bilder von al-Dschasira gegen den VfL Wolfsburg vermissen wir als anständige Fans, und das ZDF hat gezeigt, wie es geht: Statt den Bundespräsidenten auf "Miles&More" abzuklopfen, hat das Zweite neulich zum Meilensammeln geschwind einen Reporter losgeschickt, und der hat brühwarm berichtet, dass die Inder sich freuen, wenn der FC Bayern kommt. Unterhaltsame Wortmeldungen. Nichts ist für uns lebensbejahende Fans so unbezahlbar wie der Fußball, und wahllos bedanken wir Ausgehungerten uns bei allen, die uns die Winterpause mit Wortmeldungen aller Art verkürzten. Oli Kahn hat sich den Magathschen Kaufrausch vorgeknöpft, Berti Vogts den Durst von Gerhard Mayer-Vorfelder, Hannovers Boss Martin Kind seinen Starstürmer Didier Ya Konan – und selbst der Zehenbruch, der Diego Contento für die nächsten vier Wochen von der Ersatzbank fernhält, juckt jeden Bayern-Fan mehr als beispielsweise vier Strafrunden von Magdalena Neuner. Das heißt, unsere Biathlon-Königin hat ja noch Glück: Wir nehmen sie wenigstens wahr, wenn Uli Hoeneß, so wie neulich, mal wieder sein Angebot mit dem Job auf der Bayern-Geschäftsstelle erneuert. "Aber Magdalena muss auf uns zukommen", mahnt er mit Nachdruck. Hoeneß: "Ich bin ein großer Pyromane". Der Hoeneß ist samt dem Fußball jedenfalls wieder voll da, und zwar gegenwärtig. Im Kampf gegen die unerträgliche Tristesse der fußballarmen Zeit hat er sich am Samstag auch noch im ZDF "Sportstudio" gemeldet, wo sie den Restsport schon mal völlig zur Seite geschoben und ersetzt haben durch eine Sondersendung über die Ultras, die mit einer zündenden Mischung aus Dachlatten und Pyrotechnik in den Stadien Stimmung machen. "Ich bin", verriet auch Hoeneß, "ein großer Pyromane". Womit der Bayern-Boss die Vorfreude weiter anheizt. Jedenfalls geht es höchstens noch bis Freitag um die Frage, ob der Kopf von Wulff rollt. Der Ball muss rollen – basta!