January 21, 2011

Bundestipp 21.1.2011

Jose Mourinho: Ich will von hier nur noch weg

Die Traum-Ehe zwischen Star-Coach Jose Mourinho und Real Madrid entpuppt sich immer mehr als großes Missverständnis. "Weil ich hier weg will," knallte es einem spanischen Journalisten entgegen, als er den Trainer nach seiner schlechten Laune befragte. "Warum ich so schlecht gelaunt bin? Ich bin zu alt, dass man mir über die Medien Mitteilungen zukommen lassen muss", polterte Jose Mourinho gegen Sportdirektor Jorge Valdano, der zuletzt die Taktik des Trainers öffentlich kritisiert hatte. Auch mit Präsident Florentino Perez scheint das Verhältnis ziemlich angekratzt zu sein, weil er die in der Winterpause von Jose Mourinho verlangte Verstärkung für sein Team verweigerte. Laut der spanischen Zeitung "as" wollen bereits der FC Chelsea, Inter Mailand sowie Manchester City den Coach sofort haben. Man darf gespannt sein, wie lange es Mourinho bei Real noch aushält.

DFB-Präsident fordert von Sammer schnelle Entscheidung

DFB-Präsident Theo Zwanziger fordert seinen Sportdirektor Matthias Sammer zu einer schnellen Entscheidung auf. "Ich will bereits am Freitag von ihm eine klare Entscheidung", sagte Zwanziger dem "kicker". Am Freitag trifft sich das DFB-Präsidium zur turnusmäßigen Tagung in Frankfurt/Main. Der Hamburger Sportverein will Matthias Sammer als Sportchef verpflichten und wartet bis Freitagabend auf eine Zusage des Umworbenen. Bis jetzt hat Sammer allerdings den DFB noch nicht um die Auflösung seines bis 2013 laufenden Vertrages gebeten.

Felix Magath: Sperren für Abtrünnige

Schalkes Coach Felix Magath hat seinem Ärger über das unmögliche Gebahren von abwanderungswilligen Spielern wie Demba Ba, Dzeko und van Nistelrooy Luft gemacht. Der Trainer und Manager warf den Profis und ihren Beratern Erpressung und Nötigung vor. "Diese Auswüchse drohen die ganze Branche in Verruf zu bringen. Sie sind zu bekämpfen", sagte Magath dem "Hamburger Abendblatt". Für den 57-Jährigen wären deshalb Sperren für internationale Wettbewerbe und die Nationalteams ein sehr geeignetes Mittel.

Werder-Boss Klaus Allofs: Demba Ba darf man nicht verpflichten

Nach dem Wechsel-Desaster von Demba Ba ist die Bundesliga für den Hoffenheimer Stürmer wohl kein Ort zum Wohlfühlen mehr. "Selbst wenn es eine 30-Tore Garantie für ihn geben würde, würden wir ihn nicht nehmen", sagte Klaus Allofls in einem Interview mit "Sport 1". Der 25-Jährige, der im Alleingang seinen Wechsel zu Stoke City übers Knie brechen wollte, hat gehörig verbrannte Asche hinterlassen. "So ein Spieler darf nicht verpflichtet werden. Die Liga muss mehr zusammenhalten", so Allofs.

Wollte Schiri Rafati unbedingt der Schlechteste sein?

Jüngst wurde Rafati nur zum zweitschlechtesten Schiedsrichter der Bundesliga gewählt, in Nürnberg pfiff er wie ein Geisel des Drucks. Die Rückrunde hat begonnen, die Spannung wird unerträglich, und die Fußball-Bundesliga biegt sich unter dem Druck balkenhoher Schlagzeilen: "Kraft trotzt dem Druck" – "Hält Dortmund dem stand?" – "Schiedsrichter unter Druck" – "Beugt sich der HSV dem Druck von Ruud und Real?" Druck, Druck, Druck, überall nur noch Druck.
Wir könnten nach diesem Wochenende ein dickes Buch schreiben über den Druck. Vor- und rückwärts wurde er uns im Fernsehen übertragen, mittels erschütternder Großaufnahmen und Zeitlupenbildern haben wir ihn als Abstiegsdruck, Blutdruck, Leistungsdruck oder Psychodruck dramatisch steigen sehen – oder gar in seiner besonders abschreckenden Form wie in Hamburg, wo Ruud van Nistelrooy unter dem unmenschlichen Druck, der da aus Richtung Madrid auf ihn ausgeübt wird, zusammenzubrechen droht und schon jetzt bettelt: "Lasst mich gehen, ich halte diesen Druck nicht mehr aus."
Der Druck hat Hochsaison und als spuckender Quälgeist wie jedes Jahr, wenn sich der Fußball seiner finalen Extremphase nähert, alle im Griff. Was für schreckliche Dinge im Namen des Drucks geschehen, hat vor allem Thomas Kraft. der neue Bayern-Torhüter erleben müssen. Mit dem Presslufthammer ist ihm der Druck beigebracht worden vor seinem Debüt, nächtelang hat Kraft kein Auge mehr zugetan, aus Angst, dass Olli Kahn auch noch unter seinem Bett liegen könnte, um die Expertenfrage zu klären: "Hält der junge Mann dem Druck stand?" Jetzt wissen wir es. Der Druck in der Bundesliga ist auch nicht anders, als wenn ich für Zizenhausen gegen Zuzenhausen um den Klassenerhalt spiele, hat der junge Mann, kalt wie eine Hundeschnauze, nach seinem Einstand am Samstag in etwa erklärt – zuvor hatte er einen Elfmeter mit einer solchen Robinsonade pariert, dass jetzt der Wolfsburger Grafite dasteht wie ein Weichkeks, der dem Druck nicht gewachsen ist.
Oder Lahm, Pinola oder Cisse, die als Elfmeterversager gleichfalls vorgeführt haben, was der Druck aus Menschen machen kann. Zusammengebrochen sind sie, wie Nervenkasper und Zappelphilippe, und wir verstehen jetzt vielleicht besser, warum britische Wissenschaftler aus Gründen der Volksgesundheit die Abschaffung des Elfmeterschießens verlangen. Die Herzinfarktrate bei Fans steigt demnach um 25 Prozent – und lässt ungefähr erahnen, wie höllisch erst der Druck auf die Schützen ist oder auf den Schiedsrichter.
Der Sportskamerad Wingenbach stand am Samstag in St. Pauli so unter Druck, dass er einen gewissenhaften Kopfball als schamloses Handspiel ahndete und Elfmeter pfiff. Unter einem Regenschirm haben sie ihn nachher abführen müssen, um ihm den Hagel von Jägermeister -, Dornkaat- und Steinhäger-Pullen zu ersparen, dabei sollte er vielleicht gerade daraus vor dem nächsten Spiel einen Schluck nehmen.
Babak Rafati hätte sich am Samstag sicherheitshalber auch einen hinter die Binde gießen sollen. Gepfiffen hat er jedenfalls wie eine Geisel des Drucks. Von den Bundesligaprofis war er kürzlich in einer Umfrage des "Kicker" hinter Wolfgang Stark nur zum zweitschlechtesten Schiedsrichter der Hinrunde gewählt worden, was ihn womöglich nicht hat ruhen lassen, denn dreimal in den vergangenen vier Jahren war er unangefochten der schlechteste gewesen – hat er sich als Titelverteidiger so unter Druck gesetzt, dass er es jetzt mit Gewalt wissen wollte? Jedenfalls hat er sein Wahrnehmungsvermögen komplett ausgeschaltet, anstelle des richtigen Elfmeterrs einen fragwürdigen gepfiffen und den Nürnbergern ein regelrechtes Tor weggetrillert – und am Ende ist er dem Druck als Drückeberger entflohen, statt sich auch noch dem Druck eines Fernsehinterview auszusetzen.
Wobei, geben wir es ruhig zu, auch wir Fußballreporter und Griffelspitzer sind unter Druck oft auch nur noch die Hälfte wert – beispielsweise malen wir dann diesen Druck als Teufel so geballt an die Wand, dass er, unappetitlich gesagt, manchmal nur noch nach hinten losgehen kann, sozusagen ins Beinkleid. Hätte sonst die Moderatorin Müller-Hohenstein im "ZDF Sportstudio" den Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke noch ernsthaft mit der Frage verhört, ob seine Borussen den Druck wegstecken?
Sie hat ihren Studiogast diesbezüglich bohrender unter Druck gesetzt als Leverkusen sämtliche Dortmunder am Abend zuvor – bis Watzke sie mit Blick auf die Ergebnisse der Verfolger beruhigte: "Ich höre immer, dass die anderen uns unter Druck setzen wollen – anscheinend kommen die aber mit dem Druck nicht klar". Aber wer tut das schon. Nicht einmal seine Dortmunder.
Die hat der Druck nach diesem Wochenende schlimmer denn je am Wickel, denn es stellt sich plötzlich eine ganz neue packende Frage. Kann der BVB mit 30 Punkten Vorsprung vor dem FC Bayern Deutscher Meister werden Daran arbeiten sie jetzt. Mit Hochdruck.