February 25, 2012

Bundestipp 25.2.2012

Uli Hoeneß rastet nach Champions-League-Pleite aus

Uli Hoeneß ist nach der 0:1 Niederlage in Basel der Kragen geplatzt. Auslöser war die Frage eines Reporters nach dem verweigerten Handschlag von Franck Ribery nach dessen Auswechslung. "Jedes Mal dieser Handschlag. Es ist doch wohl egal. Wenn ich auf mich, aufs Spiel sauer bin, dann gebe ich halt keinen Handschlag. Sind wir denn hier eigentlich im Mädchenpensionat. Die regen sich halt auf", so der Bayern-Präsident, der für das Rückspiel dennoch alle Chancen sieht. "Ich mache mir da keine Sorgen", so Hoeneß.

Karl-Heinz Rummenigge: "Stecken in der Scheiße".

Karl-Heinz Rummenigge hat sich die Bayern-Profis nach der Pleite im Champions-League-Achtelfinalspiel in Basel zur Brust genommen. "Ihr müsst jetzt aggressiv spielen und ihr müsste die alte Sepp-Herberger-Weisheit 'Einer für alle, alle für Einen' jetzt wieder aus dem Hut zaubern und am Sonntag geht es schon gegen Schalke los", forderte der Boss beim Bankett. "Wir müssen jetzt hier gemeinsam hart arbeiten, um wieder aus der Scheiße, in die wir uns reingespielt haben, rauszukommen".

Ottmar Hitzfeld: FC Bayern-Abwehr eine Katastrophe

Ottmar Hitzfeld hat nach der Champions-League-Pleite in Basel der Bayern-Abwehr ein vernichtendes Urteil ausgestellt. "Badstuber und Boateng haben große Probleme, ebenso Rafinha. Schon in Freiburg war die Leistung der Mannschaft nicht bundesligareif", sagte der ehemalige Bayern-Coach bei "SKY". Zudem sei das Verhältnis zwischen Frank Ribery und Trainer Jupp Heynckes zerrüttet. "Da scheint doch wohl einiges nicht zu stimmen", so Hitzfeld. Ribery hatte nach der Auswechslung dem Coach den Handschlag verweigert.

Franz Beckenbauer: Bayern- Bosse müssen jetzt handeln

Franz Beckenbauer hat der Club-Führung des FC Bayern ins Gewissen geredet. "Nerlinger, Rummenigge, Hoeneß und Heynckes müssen jetzt eng zusammenrücken, eine Wand bilden gegenüber der Mannschaft und den Spielern den Ernst der Lage klarmachen", sagte der Ehrenpräsident der "Bild". "Den Spielern muss jetzt eingehämmert werden: 'Wollt ihr zweitklassig werden oder international weiter bei den Großen dabei sein?' Führungsspieler müssen sich auf dem Platz zeigen", so Beckenbauer.

Udo Lattek: Heynckes wurde schon mal gefeuert

Die Krise beim FC Bayern könnte auch bald Trainer Jupp Heynckes treffen. Davon geht zunächst Udo Lattek aus. "Uli Hoeneß hat ihn schon mal entlassen. Nächstenliebe und Freundschaft gibt es im Fußball nicht", sagte die Legende zu "Sport1". "Wenn es in der Mannschaft nicht läuft, ist automatisch der Trainer gefragt und dann muss er sich auch stellen", so der 77-Jährige. Er selbst sei der einzige Trainer, der beim FC Bayern gegangen sei, "und darauf bin ich richtig stolz. Aber wo sollen die Bayern jetzt einen guten Trainer hernehmen?", fuhr er fort. "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung und König Otto ist schon vergeben".

FC Bayern: Krise und Kabinenzoff

Dass beim FC Bayern Krisenstimmung herrscht, dürfte spätestens seit dem 0:1 in Basel jedem klar sein. Und auch den Spielern scheint die Situation langsam aufs Gemüt zu gehen. Anders ist der heftige Streit, den Thomas Müller und Holger Badstuber nach "Bild-Informationen" in der Kabine ausgetragen haben sollen, nicht zu erklären. Dabei wollte wohl der eine dem andern die Schuld für das späte Gegentor in die Schuhe schieben. Nur ein Machtwort von Trainer Jupp Heynckes konnte den Streit beenden.

Arjen Robben: Presse-Krieg gegen mich

Arjen Robben hat den deutschen Medien die Zusammenarbeit aufgekündigt. Wie die "tz" berichtet, hat sich der Superstar des FC Bayern zu einem Boykott entschlossen. "Da sind einige Zeitungen, die damit beschäftigt sind, einen kleinen Krieg gegen mich zu führen. Das ist etwas Persönliches", sagte der 27-Jährige dem niederländischen TV-Sender. "Ich will da nicht alle über einen Kamm scheren, aber das ist schon traurig, was da abläuft. Die Situation ist sehr, sehr schwierig", so Robben weiter.

Kuntz: Rehhagel-Deal ist ein Witz

Im Abstiegskamp werden die Messer gewetzt. Der 1. FC Kaiserslautern macht sich über die Verpfichtung von Otto Rehhagel als neuer Coach von Hertha BSC Berlin lustig. "Ich kenne ihn nicht persönlich weder als Spieler noch als Trainer. Ich glaube aber, dass es eine reine Medienverpflichtung war", sagte Stefan Kuntz der "Bild". "Da wir aber in Kaiserslautern auch nicht so eine extreme Medienlandschaft wie in Berlin haben, hätten wir uns über eine derartige Verpflichtung auch keine Gedanken gemacht".

Marco Reus: Favre ein Klasse-Trainer

Marco Reus hat ein Loblied auf Trainer Louis Favre angestimmt. "Er ist einfach ein Klasse-Trainer. Die ersten Wochen waren allerdings extrem, er hat bei jeder Situation das Training unterbrochen, hier musste einer früher rausrücken, dort einer anders stehen", sagte der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach der "WAZ". "Das kommt dir zwar wie wie eine Kleinigkeit vor bis diese Situation genau im Spiel auf dich zukommt. Dann weißt du aber ganz genau, was du in dieser Situation machen musst. Und das funktioniert großartig", so Reus.

Zitate

"Wir haben uns alle gefreut, dass wir verloren haben".
Nationaltorhüter Manuel Neuer vom FC Bayern nach dem 0:1 beim FC Basel.

"Ob Freiburg nächstes Jahr in der ersten oder zweiten Bundesliga spielt, ist eh' wurscht." Spordirektor Fredi Bobic vom VfB Stuttgart vor dem baden-württembergischen Derby gegen den SC Freiburg.

"Ich kenne Augsburg noch aus Hallers Zeiten".
Hertha-Trainer Otto Rehhagel zu seinen Erfahrungen mit dem kommenden Gegner FC Augsburg. Helmut Haller ist ein Idol in Augsburg und einer der ersten deutschen Spieler, der von einem italienischen Klub verpflichtet wurde Er gehörte auch zur DFB-Elf, die 1966 in Wembley gegen England um den Weltmeistertitel spielte.

Jetzt tanzt auch Hertha BSC auf dem Opa-Ball

Otto Rehhagel, Guus Hiddink, Alex Ferguson und Giovanni Trapattoni zeigen, dass erfahrene Trainer wieder gefragt sind. Dann stören sie auch zuhause nicht. Sie nennen ihn "König Otto", und er selbst verspürt durchaus Neigungen zum Absolutismus. Jedenfalls ist Rehhagel seit Montag das Gesetz bei Hertha BSC. Ob er aber für alles verantwortlich ist, was in der Fußballwelt geschieht, sei einmal dahin gestellt. Doch dieser Tage hat es zumindest den Anschein, er sei zumindest so etwas wie ein Trendsetter. Kaum hatte der 73-Jährige in Berlin als bis dato zweitältester Trainer der Bundesliga-Historie angeheuert, ließ Alex Ferguson verlauten, er wolle noch zwei bis drei Jahre bei Manchester United bleiben. Nicht nur deshalb, weil seine Frau ihn nicht permanent zu Hause sehen möchte und ihm schon empfohlen habe, sich nach Karriereende als Milchmann zu verdingen. Bloß nicht einrosten. Sir Alex ist 70 und wäre hierzulande schon seit fünf Jahren rentenberechtigt.
Noch nicht in Rente gehen will auch der Niederländer Guus Hiddink (65), der zu Wochenbeginn als neuer Trainer des russischen Startup-Unternehmens Anschi Machatschkala vorgestellt wurde. Der Klub
will mit Macht in die Champions League und hat bereits den dritten Trainer der Saison. Geld spielt dort überhaupt keine Rolle, angeblich auch für Hiddink nicht. "Ich bin noch heiß, ich in Russland und Otto in Berlin. Jetzt kommen die Alten. Wir werden alles aufmischen", wird er zitiert. Bayern München jagt das Tripel mit dem nunmehr 66-jährigen Jupp Heynckes und einer seiner Vorgänger, Giovanni Trapattoni, wird Irland bei der Europameisterschaft mit 73 betreuen. Das muss kein Fehler sein, auch der bislang letzte Europameister hatte den ältesten Trainer: Luis Aragones führte Spanien mit 69 zum Triumph. Aus Erfahrung gut. Es mag verfehlt sein, einen Trend auszurufen. Aber es gilt festzustellen, dass Verbände und Vereine nach wie vor den Trainer-Routiniers vertrauen, wenn sie keinen Rat mehr wissen. So war es schon 1978, als der heute unbekannte Fred Schulz bei Werder Bremen aushalf und zum ältesten Trainer der Bundesliga avancierte. Schulz, Jahrgang 1903, hatte 20 Jahre keinen Klub trainiert, aber noch eine Lizenz und immer brav Fortbildungslehrgänge besucht. In den Zeitungen stand, er sei "Trainer-Opa". Er wehrte sich. "Ich bin zwar Großvater, aber unter Opa stelle ich mir einen alten Mann mit Krückstock vor." Bei Werder saß er in der Ehrenloge, ehe ihn Manager Rudi Assauer auf die Bank holte. Der 74-jährige Strohmann bewirkte keinen Motivationsschub. Er verlor die ersten vier Pflichtspiele und übergab das Zepter nach sechs Partien ganz an Assauer. Nun saß er wieder auf der Tribüne, von wo er ohnehin besser sehen konnte, wie er zugab. Das Problem hatte auch der Dortmunder Hermann Lindemann, der mit 60 abtrat und kurzsichtig war. Er machte seinen Kapitän Wolfgang Paul an, weil der seinen Gegenspieler nicht gedeckt habe. "Aber Trainer, war doch Elfmeter", sagte Paul leicht entgeistert. Das erzählen sich die Dortmunder noch heute. Nicht zum Besten stand es um die Gesundheit eines weiteren betagten Werder-Retters. Als Fritz Langner, Rufname "der eiserne Fritz" 1980 "nach fünf Jahren Bettruhe" (Zitat Langner) mit 67 noch mal ran durfte, musste er ein ärztliches Attest vorlegen. Er litt unter zu hohem Blutdruck, den der Vereinsarzt bei den Spielen kontrollierte.
Erfolg war den ersten Senioren der Liga, die als Nothelfer einsprangen, kaum beschieden. Schulz stieg schnell wieder aus, Langner und auch Kuno Klötzer (damals 60) 1982 in Duisburg stiegen ab. Ebenso erging es dem 63-jährigen Rolf Schafstall 2001 mit Bochum. Der frühere Meistertrainer Max Merkel dagegen rettete den Karlsruher SC im Alter von 61 Jahren, aber auch weil er überraschend modern dachte und einen der ersten Mentaltrainer zuließ. Sprüche klopfte er dagegen wie früher. "Was heißt hier alt. Mein Nachbar ist 72 und hat sich gerade verlobt." Nicht bereut hat auch Borussia Dortmund den Schachzug mit Meistertrainer Udo Lattek, der anno 2000 in fünf Spielen den Abstieg verhinderte. Und so gilt als Fazit, dass das Seniorenmodell immer nur da klappte, wo der Verein einen echten Gewinnertypen geholt hat. Das sollte Hertha BSC Mut machen, den der Trophäenschrank von "König Otto" ist ziemlich voll.

Hans-Joachim Watzke: Bayern sind uns um Lichtjahre voraus

Trotz sportlicher Erfolge und des spektakulären Transfers von Marco Reus sieht Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Rekordmeister FC Bayern München noch immer ganz klar als erste Kraft im deutschen Fußball. "Der FC Bayern ist uns wirtschaftlich um Lichtjahre voraus", sagte Watzke der "Sport Bild". Dies liege auch daran, dass die Münchner in Bayern keine Konkurrenz haben und sich den Sponsorenkuchen nicht teilen müssen. In Nordrhein Westfalen sei die Konkurrenz hingegen größer.

Del Bosque lobt deutschen Fußball

Vincente del Bosque, Nationaltrainer von Spanien, hat sich sehr positiv über die Entwicklung im deutschen Fußball geäußert. "Der deutsche Fußball hat sich renoviert. Die Grundwerte sind aber nach wie vor da. Aber Deutschland hat sich in allen Kriterien sehr verbessert. Im technischen Bereich, im Tempo – siehe Reus", meinte der Spanier in der "Sport Bild". Dass seine Mannschaft nach den Europa- und Weltmeistertiteln satt sei, sehe er allerdings nicht. Spanien habe noch Titel nötig. "Willen und Gier nach Erfolg sind noch da", so der Nationaltrainer.

Jogi Löw: Aufgebot mit Cacau, aber ohne Mike Hanke

Jogi Löw verzichtet zum Auftakt des Jahres auf Experimente. Trotz der Ausfälle von Schweinsteiger, Podolski, Mertesacker und Götze nominierte der Bundestrainer für den Härtetest gegen Frankreich am 29. Februar in Bremen 22 Akteure, die bereits im vergangenen Jahr in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2012 zum Stamm gehörten. Berufen wurde auch der derzeit formschwache Stürmer Cacau vom VfB Stuttgart, während Jogi Löw auf den derzeit starken Mike Hanke von Borussia Mönchengladbach verzichtete. Er muss auf seine Rückkehr ins DFB-Team noch warten.

Tor: Neuer, Wiese

Abwehr: Aogo, Boateng, Badstuber, Höwedes, Hummels, Lahm, Träsch, Schmelzer

Mittelfeld: Lars und Sven Bender, Khedira, Kroos, Müller, Özil, Reus, Rolfes, Schürrle

Angriff: Gomez, Klose, Cacau

Zitate:

"Ich bin nicht hier, um Freunde zu treffen, sondern um das Spiel zu gewinnen".
Bayerns Stürmer Mario Gomez über das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Stuttgarter Kollegen Marco Streller vom FC Basel.

"Ich kriege schon manchmal SMS, aber ich kann sie nicht anschauen"
Bayern-Präsident Uli Hoeneß in der Stadionzeitung des FC Basel über seine Mobilfunk-Allergie.

Ottos Rechnungen gehen fast immer auf

Otto Rehhagel ist neuer Trainer von Hertha BSC: Abstiegskampf, das ist eine Operation am offenen Herzen. Da passt der 73-Jährige perfekt. Auf ganz unterschiedliche Art sind am Wochenende zwei bekannte Trainer in die öffentliche Wahrnehmung heimgekehrt. Ralf Rangnick kam aus der Kur und hat sich im ZDF "Sportstudio" zurückgemeldet mit den behutsamen Worten, dass er nach seiner therapeutisch wertvollen Zwangspause ("Die vergangenen Wochen haben mir richtig gut getan") langsam wieder anfangen will. Otto Rehhagel ist der andere. Er kommt aus dem Unruhestand und hat sich unter Umgehung aller Fernsehstudios direkt bei Hertha BSC zurückgemeldet, mit Tatü-Tata, denn wenn es im Abstiegskampf brennt, darf ein Feuerwehrkommandant keine Zeit verlieren. Mit Pauken und Trompeten und auf dem roten Teppich haben die Berliner ihn am Sonntag begrüßt, es war fast wie anno 1992 nach Werder Bremens Europapokalsieg, als sich der rasende Reporter Rolf Töpperwien brandheiß vom Flughafen meldete: "Jetzt! Jetzt betritt Otto Rehhagel wieder deutschen Boden!" "König Otto" ist also wieder da. "Das macht durchaus Sinn", sagt Ralf Rangnick und meint Rehhagels Erfahrung, seine Ausstrahlung, das kann klappen. Der Moderator Steinbrecher hat dazu ergriffen genickt. Rehhagels Comeback ist jedenfalls die größte Überraschung im Sport, seit die polnische Oma Krystyna Zbyszynska mit ihren 84 Jahren mit dem Fallschirm absprang. "Ich habe den Zweiten Weltkrieg überlebt", sagte die Tapfere danach, "wieso sollte ich mich jetzt fürchten?". So ist es auch mit dem eisernen Otto. Nichts haut ihn mehr um, spätestens seit seinem Spiel mit den Dortmundern gegen Borussia Mönchengladbach anno 1978/1979. Beim Stand von 0:6 wollte er den alternden
Sigi Held einwechseln, aber der hat ihn angeschaut und gesagt: "Soll ich dat jetzt noch rumreißen?" Rehhagel sah es ein, er ließ den Alten wieder hinsetzen, und es war sein größter Fehler – denn ohne Routinier Sigi Held ging es 0:12 aus, und als "Otto Torhagel" wurde Rehhagel gefeuert. Seither setzt er auf die Kraft der Veteranen. Wie die Berliner auf ihn. "Otto ist unser Retter", schwören in den ersten Umfragen die dortigen Fans und bauen auf dessen rüstige Robustheit, die schon in allen Hertha-Schriften von 1963 überliefert ist. Wegen des Verteidigers Rehhagel trugen die Zuschauer bis hinauf in die zehnte Reihe des Olympiastadions Schienbeinschützer. Otto ist 'ne harte Socke, sagen sie heute, wie gestrickt für den Abstiegskampf. "Das passt" glaubt auch Rangnick. Und ist vermutlich heilfroh, dass ihn der Preetz nicht gefragt hat. Denn der Hertha-Manager braucht jetzt einen, an dem er sich festhalten kann – während Rangnick für den Wiedereinstieg ins Trainergeschäft etwas ganz anderes braucht. Nämlich keinen fürchterlichen Druck. Und keinen Klub, bei dem es doch drunter und drüber geht und die Alarmglocken schellen wie bei Rangnick vor fünf Monaten bei seinem Zusammenbruch. Das war, erinnert er sich, "als ob einer den Stecker rausgezogen hat". Oder auf Neudeutsch: Burn-out. Für Otto Rehhagel ist das Chinesisch. Er taugt eher zum handfesten Klartext. Devise: Wer Visionen hat, muss zum Doktor. Über den Dreieicksdruck zwischen Kopf, Körper und Seele ist ihm nur einmal ein schwerwiegender Satz entfahren, ungefähr mit 40 – als er mit dem Bekenntnis überraschte: "Du musst als Trainer genug verdienen, um mit 50 in der Klappsmühle Erster Klasse liegen zu können." Es geht ihm auch heute noch erstklassig. Einer wie er brennt nie aus. Er brennt und brennt. Was Rehhagel in den vergangenen fünf Monaten getan hat? Vermutlich ist er jeden Morgen aufgestanden mit dem ersten Hahnenschrei, danach 20 einarmige Liegestütze, drei rohe Eier im Tomatensaft – und für den Rest des Tages wird er sich mit seiner Beate amüsiert haben über das theoretische Professoren-Einmaleins der jungen Perspektivkollegen in puncto moderner Fußball, obwohl doch seit seinem Husarenstück mit den Griechen jeder weiß, das eine Europameisterschaft nur mit Ausputzer zu gewinnen ist, und vorn hilft der liebe Gott. Rehhagels Rechnungen sind einfach und erstaunlich sehr oft aufgegangen. Von keinem Zipperlein wird er geplagt, von keinen Selbstzweifeln. Er muss weder den Arzt oder Apotheker befragen noch die Packungsbeilage, bei ihm hat der Trainerjob keine Nebenwirkungen. Und er holt sich kein Ohrenweh, indem er auf seine unnützen Kritiker hört oder den vielen Griffelspitzern, sondern sich lieber sagt: "Ich bin ein erfahrener Cowboy, mir pinkelt keiner in die Satteltasche". Kommen Sie ihm im übrigen nur nicht mit seinem Alter, zur Strafe erzählt Rehhagel nämlich in solchen Fällen die Geschichte vom ehemaligen Kreml-Boss: "Als Jelzin am offenen Herzen operiert wurde, von wem ist er behandelt worden?" Nicht von einem jungen Mann der Moskauer Uni, sondern von einem 75-jährigen Fachmann aus Amerika." Wir ahnen es: Giovanni Trapattoni wäre mit seinen 72 für die Hertha zu jung gewesen. Aber Rehhagel hat dafür das richtige Alter. Er weiß noch, was in der Stunde Null zu tun ist – in Berlin war im Mai 1945 nicht die Stunde der Damen mit den Lippenstiften und Stöckelschuhen, sondern die der Trümmerfrauen, die in den Ruinen Backsteine geklopft und weggeschleppt haben. Er ist jetzt der Trümmer-Otto der Hertha.
Schon nächsten Samstag in Augsburg wird er in die Hände spucken, vor seiner Trainerbank auf und ab hüpfen und durch die Finger pfeifen – und wehe, es bläst einer Trübsal, dann gilt wieder Ottos altes, stahlhartes Wort: "Die sollen sich nicht so anstellen, bei mir zählen als Verletzungen nur glatte Brüche." Abstiegskampf, das ist eine Operation am offenen Herzen. Ralf Rangnick sollte sich Zeit lassen. Und in Ruhe suchen, bis er das Passende findet. Wie die Berliner. Die haben jetzt unbedingt einen gebraucht wie Otto. Vor 30 Jahren hat der sich einmal mit einer kugelsicheren Weste auf die Trainerbank gesetzt, wegen einer Morddrohung – so einer empfindet die Abstiegsangst als vergnügungssteuerpflichtig. Rehhagel und Berlin, das passt.

Udo Lattek: Otto wird Probleme haben

Udo Lattek blickt der Trainer-Rückkehr von Otto Rehhagel bei Hertha skeptisch entgegen. "Ähnlich wie bei mir wird es auch Vorbehalte bei Otto gegen ihn geben", sagte der 77-Jährige, der, im Jahr 2000 selbst kurzfristig als Trainer zurückgekehrt war und Borussia Dortmund vor dem drohenden Abstieg gerettet hatte. "Die jungen Burschen in der Mannschaft haben doch ganz andere Gedankengänge. Der Einstieg wird nicht einfach für ihn", sagte Lattek der "Sport Bild".

FC Arsenal plant Rekord-Käufe

Der FC Arsenal ist die sportliche Talfahrt leid und will im Sommer ordentlich investieren, um wieder an die europäische Spitze aufzuschließen. Wie die "Daily Mail" berichtet, steht Gunners-Coach Arsene Wenger die vereinsinterne Rekordsumme von 70 Millionen Euro für neue Spieler zur Verfügung. In der Premier League liegt Arsenal 17 Punkte hinter Spitzenreiter Manchester City. auf Rang 4. Im Achtelfinalspiel der Champions League bezog man beim AC Mailand eine 0:4 Schlappe und ist damit praktisch schon ausgeschieden. Diese Klatsche wird sich nicht mehr im Rückspiel bereinigen lassen

Felix Magath: Ich bleibe noch sehr lange

Felix Magath wird offensichtlich mehrere Jahre lang den Wolfsburger Kader aufblähen. "In Wolfsburg ist einiges vorstellbar. Beide Seiten haben jetzt klar formuliert, dass man langfristig zusammenarbeiten möchte", sagte der VfL-Coach der "BamS". "Ich bin nach Absprache mit den Verantwortlichen fest darauf eingestellt, dass ich auch noch 2015 meinen Tee beim VfL Wolfsburg trinken werde". Magaths jetziger Vertrag läuft bis 2013.

Spanien: Benega rollt eigener Wagen über den Fuß

Der argentinische Nationalspieler Ever Benega hat der langen Geschichte kurioser Verletzungen von Profifußballern ein weiteres skurriles Kapitel hinzugefügt. Der Mittelfeldspieler des spanischen Erstligisten FC Valencia zog sich an einer Tankstelle einen Knöchelbruch zu, weil er vergessen hatte, die Handbremse seines Geländewagens anzuziehen. Das schwere Gefährt geriet ins Rollen und erwischte den 25-Jährigen mit großer Wucht an seinem Fuß. Benega musste umgehend operiert werden. Dem Spielmacher droht das vorzeitige Saisonaus.

Magath: Hier stimmt etwas nicht

In Wolfsburg hatte man die Hoffnung, dass in der Rückrunde alles besser läuft. Nun folgte beim Spiel auf Schalke die Ernüchterung. Entsprechend angefressen äußerte sich Magath bei "SKY". "Wir zeigen dasselbe Verhalten wie in der Hinrunde. Da muss man langsam fragen, was die etablierten Spieler hier für eine Rolle spielen". Auch die Doppelabsicherung auf den Außen bekamen ihr Fett weg. "Wenn sie nicht in der Lage sind, so einen Gegner zu kontrollieren, stimmt doch wohl etwas nicht", so Magath.

Pressestimmen zu Rehhagels Comeback als Trainer bei Hertha BSC

Bild: Der König ist wieder da. Kann er noch die Bundesliga? Die großen Otto-Festspiele begannen am Sonntag um 11.02 Uhr.

Berliner Zeitung: Für seine Kritiker ist Rehhagel ein Trainer von vorgestern, für seine Anhänger einer,
der nie aus der Mode kommen wird.

Die Welt: Im Vergleich zu seinem Regiment herrscht sogar bei Felix Magath eine Basisdemokratie.

Berliner Kurier: Hertha – König Otto für 77 Tage. Trotz seines hohen Alters wird dieser Mann sich in seinen 77 Tagen nicht auf der Nase herumtanzen lassen.

FC Bayern München: Donnerwetter von Karl-Heinz Rummenigge

Gegen den FC Freiburg ganz schwach gespielt, die Tabellenspitze der Bundesliga aus den Augen verloren. Vor dem Champions-League-Achtelfinalspiel gegen den FC Basel am Mittwoch und dem Duell am Sonntag mit dem Bundesligavierten FC Schalke 04 scheint der FC Bayern außer Form zu sein. Am Montag setzte es ein Donnerwetter deswegen vom Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der in einer zwanzigminütigen Ansprache laut "Bild" an die Ehre der Stars appellierte und mehr Einsatz von jedem Einzelnen forderte. Ob das Rummenigge-Grollen vor den beiden schweren Spielen wohl noch rechtzeitig kam? Man wird es bald wissen.

Piraten-Training beim FC Basel

Der FC Basel trainiert blind. Der FC Basel hat sich mit einer ganz besonderen Übung auf das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League gegen die Bayern vorbereitet. Die Mannschaft von Heiko Vogel absolvierte eine Trainingseinheit mit Augenklappen. "Das dient zur Verbesserung der Koordination", sagte Basels Mittelfeld-Ass Xherdan Shagiri. "Aber gegen die Bayern brauchen wir beide Augen. Bayern ist natürlich in dieser Begegnung der haushohe Favorit", so der 20-jährige Schweizer, der im Sommer zu den Bayern nach München wechselt.

Hertha BSC: Otto Rehhagel startet mit Ansprache

Mit einer halbstündigen Ansprache hat der neue Hertha-Coach Otto Rehhagel seine Mission zum Klassenverbleib eingeleitet. Vor dem ersten Training versammelte der 73-Jährige die Spieler in der Kabine und schwor sie auf die verbleibenden Partien im Abstiegskampf ein. Dann schickte Rehhagel das Team im Schneetreiben auf den Trainingsplatz. Eingepackt in einen langen Daunenmantel beobachtete der Coach seine Schützlinge.

Oliver Kahn: Hertha BSC agiert völlig konfus

Die Personalpolitik bei Hertha BSC löst beim Ex-Nationaltorhüter Oliver Kahn Magenschmerzen aus. "Nach vier Trainern in 2 1/2 Jahren lässt sich kontinuierlich keine sportliche Linie erkennen. Hertha agiert nach dem 'Trial and Error – Prinzip' (Versuch und Irrtum)", sagte die Bayern-Legende zu "eurosport". "Die Idee, mit Rehhagel einen Übergangstrainer zu verplichten, bedeutet, dass Manager Preetz zur neuen Saison eine weitere, diesmal aber zukunftsfähige Trainerlösung benötigt", so Kahn. Sonst dürfte er wohl auch die längste Zeit Manager bei Hertha BSC gewesen sein.

Otto Rehhagel: Ich bin ein demokratischer Diktator

Otto Rehhagel will Hertha BSC vor dem Abstieg retten. "Noch ist das Schiff nicht untergegangen, es hat aber ein sehr großes Leck", so der 73-Jährige, der bis zum Saisonende in Berlin aushilft, zur "BamS". "Ab Montag bin ich das Gesetz und alle hören auf mein Kommando. Ich habe grundsätzlich immer das letzte Wort, bin ab jetzt Tag und Nacht für Hertha da und zwar immer pünktlich. Ich bin ein Vorreiter und erwarte selbstverständlich Ordnung und Disziplin. Ich bin eben ein Preuße. Oder auch ein demokratischer Diktaktor".

Erhält König Otto bei Klassenverbleib 500.000,– Euro Prämie?

Hertha BSC lässt sich scheinbar nicht lumpen. Sollte Otto Rehhagel den Klassenverbleib schaffen, kassiert der 73-Jährige eine königliche Prämie. Laut "Bild" erhält Rehhagel dafür 500.000,– Euro. Die Summe setzt sich aus Grundgehältern und einer Retterprämie zusammen. Ab sofort müssen die Profis Tag und Nacht an das nächste Spiel denken. "Jetzt bin ich hier das Gesetz und alle hören auf mein Kommando". Rehhagels Vertrag geht bis zum Sommer. "Das bedeutet aber nicht, dass damit meine Karriere beendet sein muss. Wenn man mich bittet, könnte er sich eine Rolle als sportlicher Berater bei Hertha vorstellen". Hertha-Präsident Gegenbauer hofft, dass Otto Rehhagel mit seiner großen Erfahrung auch in Zukunft Hertha helfen wird.

Die besten Sprüche von Otto Rehhagel

  • "Wenn er das Tor getroffen hätte, wäre der Ball drin gewesen, aber er hat vorbeigeschossen".
  • "Jeder kann sagen, was ich will. Die Entscheidungen, die ich treffe, sind schließlich immer richtig".
  • "Die sollten sich nicht so anstellen, bei mir gelten nur glatte Brüche als Verletzungen".
  • "95 Prozent meiner Spieler merken, dass ich meine Spieler liebe".
  • "Mal verliert man – und mal gewinnen die anderen".
  • "Ich kann überall arbeiten. Die Plätze sind überall gleich lang und gleich breit".
  • "Wenn ich heute fünf Talente einbaue und mehrere Spiele hintereinander verliere, dann lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran".

Ewald Lienen kritisiert Kölner Kicker

Ewald Lienen hat die undisziplinierten Kölner Profis kritisiert. "Solche Spieler würde ich wegschicken, die haben beim 1. FC Köln nichts zu suchen und auch nicht in der Bundesliga", so der ehemalige Kölner Coach. "Die Leute, für die die Fußball spielen, müssen schließlich sehr hart arbeiten oder sie sind sogar arbeitslos. Die Spieler missachten dieses Vertrauen und missachten die Verträge, die sie unterschrieben haben, um unprofessionell zu sein und einen so tollen Klub wie den 1. FC Köln in die Krise zu schicken".

Kölns Trainer Solbakken watscht Ewald Lienen ab

Stale Solbakken ist die heftige Kritik von Ewald Lienen an einigen Kölner Profis sauer aufgestoßen. "Diese Aussage ist absoluter Wahnsinn. Das ist der Grund, warum Herr Lienen im Moment keinen Trainerjob hat", sagte der Kölner Coach. Lienen hatte sich über Brecko aufgeregt, weil dieser mit 1,5 Promille im Blut mit seinem Auto auf den Kölner Straßenbahngleisen gelandet war. "Solche Spieler würde ich wegschießen, die haben nichts beim 1. FC Köln zu suchen", hatte Lienen in einem Interview gesagt.
Anmerkung: Ewald Lienen kann man nur zustimmen. Wenn Trainer wie Solbacken dieses Verhalten der Spieler nicht kritisieren, sondern das einfach so hinnehmen, muss man sich nicht mehr wundern, wenn die Spieler und Berater mit den Präsidenten, Managern und Trainern der Vereine machen, was sie wollen. Das ist wirklich unglaublich. Es ist schon haarsträubend genug, dass sich die Vereine von den Beratern der Spieler einlullen lassen. Wenn die Vereine sich einig wären und die Berater und Spieler mal richtig vor die Wand laufen lassen würden, hätten wir ganz schnell eine völlig andere Situation im Profi-Fußball.