October 27, 2010

Bundestipp 27.10.2010

Abseits ist, wenn Torhüter Pinto vom FC Barcelona pfeift

Neben Lokomotiven, Delfinen und der Rockband Scorpions (Winds of Change) ist zweifellos auch Otto Rehhagel zu den wegweisenden Pfeifern der Weltgeschichte zu zählen. Bei herkömmlichen Fußball-Lehrern sieht es so aus, als hätten sie vier Schokoriegel zwischen den Lippen, wenn sie ihre Teams zusammenträllern. Otto Rehhagel ist hingegen ein Pfeif-Ästhet. Bei ihm genügt ein scharfer Luftstoß über dem kunstvoll kreisenden kleinen Finger, damit sich seine Spieler vor dem eigenen Tor verschanzen. Nicht einmal Franz Beckenbauer kann so gut pfeifen wie Otto Rehhagel und deshalb wird er auch nicht mit den Griechen Europameister werden. Beckenbauer ist darüber hinaus Anhänger einer Pfeif-Theorie, die gerade jeder wissenschaftlichen Grundlage beraubt wurde. Er glaubt: "Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift". Neue Forschungsergebnisse der spanischen Sportpresse belegen aber: "Abseits ist, wenn Pinto pfeift". Nun trägt aber dieser Pinto berufsbedingt dicke Fausthandschuhe. Damit kann er selbst die Rehhagel-Methode vergessen. Pinto hat sich deshalb eine neue Technik angeeignet, die der Fachmann "nicht labiales Pfeifen" nennt. Wir schlagen nach. Der Vorteil ist, dass man keine Finger in den Mund stecken muss und die Hände frei behält.
Das ist in der Tat ein Vorteil für Pinto, der als Torhüter des FC Barcelona arbeitet. Ganz freihändig hat er es vergangene Woche im Champions-League-Spiel gegen den FC Kopenhagen geschafft, einen Abseitspfiff zu stimulieren. Und zwar so täuschend echt, dass Kopenhagens Stürmer Cesar Santine einen aussichtsreichen Angriff auf das Barca-Tor unterbrochen hat. Jetzt ermittelt die FIFA.
Soll sie doch. Die Pfeifen-Forscher beschäftigen sich bereits mit viel dringenderen Fragen. Erstens: Wie reagiert Otto Rehhagel? Zweitens: Wie reagieren die Scorpions? Und drittens: Gibt es in dieser Welt noch mehr Mundkünstler vom Schlage Pintos? Vielleicht hat Eintracht Frankfurt am Samstag in der Bundesliga ja doch 1:0 gewonnen. Schalkes Torhüter Manuel Neuer hat bei dem angeblichen Abseitstor von Theofanis Gekas jedenfalls äußerst verdächtig die Lippen gespitzt. Ob der DFB diesen Vorgang noch näher untersuchen wird, ist noch nicht bekannt.

FC Bayern nimmt FSV Mainz 05 sehr ernst

Mainz 05 hat geschafft, was Überraschungs-Herbstmeister Hoffenheim vor zwei Jahren nicht gelungen ist. Der FSV Mainz 05 wird von den "Großen Bayern" als Titelkandidat eingeschätzt. "Wir sollten Mainz 05 wirklich ernst nehmen. Sie gewinnen nämlich nicht nur, sie spielen auch noch sehr attraktiven Fußball", lobte Karl-Heinz Rummenigge in der "tz" die Mainzer. Man müsse zusehen, dass wir näher an sie herankommen, forderte der Bayern-Boss. Erst dann sei er überzeugt, dass wir in der Rückrunde noch voll angreifen können.

Welt-Fußballer: Fünf DFB-Kicker nominiert

Nach ihren starken Leistungen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika sind gleich fünf deutsche Nationalspieler für die Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2010 nominiert worden. Miroslav Klose, Philipp Lahm, Torschützenkönig Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil stehen mit auf der 23 Spieler umfassenden Liste, die die FIFA bekannt gab. Zum FIFA-Trainer des Jahres 2010 stehen Bundestrainer Jogi Löw und auch Bayern-Coach Louis van Gaal auf der 10 Namen umfassenden Vorschlagsliste. Die Sieger werden bei einer Gala am 10. Januar 2011 in Zürich geehrt.

Topspiel in der Bundesliga wird ein "Hype im Quadrat"

Der FSV Mainz 05 schwebt nach der Rückeroberung der Tabellenspitze auf Wolke 7 und kann das Topspiel am Wochenende gegen Borussia Dortmund kaum erwarten. "Die Mannschaft hat Erfolgshunger. Heute stehen wir mit Recht da oben, wir spielen tollen Fußball", sagte Präsident Harald Strutz. "Die Partie gegen Borussia Dortmund wird ein ‘Hype im Quadrat’", so der Mainzer Präsident. "Nun geht der Zirkus erst wieder richtig los. Am 10. Spieltag das Spitzenspiel zu bestreiten, ist wirklich etwas Besonderes", so der Mainzer Trainer Thomas Tuchel.

Brasilianischer Fußball ehrt "P E L E"

Der wohl beste Fußballer aller Zeiten "PELE" feiert heute seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Grund wird der Spieltag in der brasilianischen Meisterschaft an diesem Wochenende unter dem Titel "Pele 70 Jahre" ausgetragen. Der nationale Fußball-Verband ehrt mit dieser Aktion das größte Fußball-Idol des Landes.

FIFA-Präsident Joseph Blatter ist neues DFB-Ehrenmitglied

Zum Auftakt des DFB-Bundestages in Essen zeichnete DFB-Chef Theo Zwanziger den Präsidenten des Welt-Fußballverbandes mit Ehrennadel und einer Urkunde aus.
Joseph Blatter bezeichnete in seiner Rede den DFB als den bestorganisierten Verband der Welt. Die 260 Delegierten in der Philharmonie feierten Blatter mit großem Applaus.

Z i t a t

"Da war ich schon auf dem Weg in die Kabine"
Verteidiger Christoph Metzelder vom FC Schalke 04 über das 1:3 von Happel Tel Aviv in der Nachspielzeit".

Kurioses Kuddelmuddel beim VfB Stuttgart

Vor fünf Jahren schlug der VfB Stuttgart einen verhängnisvollen Weg ein. Damals kam der Maestro aus Italien – heute ist die Mannschaft fast untrainierbar.
Inzwischen lässt sich fast auf den Tag genau sagen, wann der VfB anfing, ein wunderlicher Verein zu werden. Es war der 17. Juni 2005, in Deutschland wurde gerade der Confederation Cup ausgetragen, und dem VfB gelang es tatsächlich, dieses Vorspiel der heiligen WM aus den Schlagzeilen zu verdrängen.
Am 17. Juni 2005 stellte der VfB seinen neuen Trainer vor. Der neue Trainer sagte, er habe noch nicht fertig, es war der selbstironische Scherz eines eleganten Charismatikers, und die VfB-Vorständler platzten vor Stolz. Giovanni Trapattoni! Ein Welttrainer!! Bein unserem VfB!!! Und die Marketingstrategen ließen auf der nächstgelegenen Bundesstraße den lustigen Spaß plakatieren: "Wolle habe Spaß? Fahre rechts!" Nach rechts ging es zur Mercedes-Benz-Arena. Nun, da der Klub in Christian Gross bereits den über-über-nächsten Trainer entsorgen musste, wird immer deutlicher, welch folgenreiche Fehlentscheidung die Personalie Trapattoni war. Die verirrte Laune, sich mit einem aus der Mode gekommenen Maestro schmücken zu wollen, hat sich gerächt. Im Grunde ist der Klub seit damals nicht mehr Herr des Verfahrens. An jenem Tag im Februar 2006, als der frisch eingestellte Manager Horst Heldt als erste Amtshandlung den Welttrainer entlassen musste, begann jenes Trainerspiel, das "Wolle habe Spaß? Schmeiße raus!" heißen müsste.
Seit dieser Zeit herrscht ein kurioses Kuddelmuddel und seit damals hat der Klub keine ausgeruhte Trainerentscheidung mehr treffen können, er wurde so dramatisch zwischen Anti-Lauf (Vorrunde) und Lauf (Rückrunde) hin- und hergeschüttelt, dass sich die Trainer im Grunde selbst ein- und ausstellten. Armin Veh, Markus Babbel und Christian Gross waren anfangs so erfolgreich, dass kein Mensch an andere Trainer dachte. Als der Erfolg sie verließ, war es Herbst – und der Trainermarkt leer.
So ist der Klub von einem Notausgang zum nächsten gehastet, und inzwischen sieht die Elf aus wie eine Summe vieler Not-Entscheidungen. Der eine Trainer wollte dies System spielen, der andere jenes, der eine wollte mehr auf die Jugend setzen, der andere
weniger. Der Vorstand hat es zugelassen, dass aus der Elf über die Jahre ein zwar begabtes, aber kurios gewordenes Kuddelmuddel geworden ist, das am Ende auch den erfahrenen Christian Gross überforderte. Mit schwankender Personalpolitik, mal eigene Jugend, mal teure Transfers, haben es die Verantwortlichen geschafft, aus ihren Trainern das Schlechteste herauszuholen. Für Jens Keller, den neuen Mann, ist es keine leichte Aufgabe, die Ära Trapattoni endlich zu beenden.