February 27, 2011

Bundestipp 27.2.2011

UEFA: Vierter Platz für Champions League ist jetzt sicher

Die Bundesliga hat nach elf Jahren den vierten Startplatz in der Champions League zurückerobert. Nach dem Sieg von Bayer Leverkusen in der Europa League gegen Charkow ist Deutschland der dritte Platz nicht mehr zu nehmen. Selbst wenn die italienischen Klubs in dieser Saison noch im internationalen Wettbewerb gewinnen sollten, hat die Serie A keine Chance mehr, in der Fünfjahreswertung an Deutschland vorbeizuziehen.
Ab 2012 spielt somit der Viertplazierte der Bundesliga in der Champions-League-Qualifikationsrunde. Beim dritten Platz in der Bundesliga ist die Champions-League-Teilnahme somit schon ab 2012 gesichert.

Widerstand der Fans gegen Vereinsführung

In vielen Profi-Fußballvereinen regt sich der Widerstand gegen die Klubführung. Neue Initiativen kämpfen gegen die Macht der Vereinsbosse und fordern mehr Demokratie.
Die Aufstände haben erst vor kurzem begonnen, aber ihren Ursprung haben sie in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals boomte der deutsche Fußball, hohe TV-Einnahmen und Werbeverträge machten die Klubs unabhängiger von Zuschauereinnahmen. Vereine wurden zu Wirtschaftsunternehmen und manche Vereine konstruierten Tochtergesellschaften, die wirtschaftliche Handlungen nur sehr schwer nachvollziehbar werden lassen. Für den Fan ohne BWL-Abschluss ist das oft nicht mehr nachvollziehbar, was die Vereinsbosse da treiben. Es ist deshalb längst überfällig, dass jetzt die UEFA einschreitet und den Finanzjongleuren in den Vereinen einen Riegel vorschiebt. Zukünftig wird es Regeln geben, die den Finanzjongleuren in den Vereinen Fesseln anlegen, weil sie sonst an internationalen Wettbewerben nicht mehr teilnehmen dürfen und ihnen somit hohe Einnahmen verloren gehen.

1. FC Nürnberg: Spieler Gündogan wird angepöbelt

Ilkay Gündogan wird auf der Straße beleidigt und fühlt sich verfolgt. Nach seiner Entscheidung, für die deutsche statt die türkische Nationalmannschaft zu spielen, klagt der Mittelfeldspieler des 1. FC Nürnberg über massive Anfeindungen. "Ich wurde im Internet und auf der Straße von Fremden als Verräter beschimpft. Es waren auch noch schlimmere Sachen dabei. Das ist nicht mehr harmlos, was hier vor sich geht", sagte der 22-Jährige der Zeitung "Die Welt". Es sei verständlich, dass jedes Land gute Spieler wolle, aber solche Sachen, wie sie mit mir gemacht werden, seien nicht mehr normal, betonte Gündogan. "Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, warum ich für diese Entscheidung kritisiert werde".
Es handelt sich beim Spieler Gündogan leider um keinen Einzelfall. An folgendem Beispiel zeigt sich, dass viele Türken an einer Integration auch überhaupt nicht interessiert sind bzw. sie sogar ablehnen. Das wurde ganz deutlich beim Länderspiel Deutschland gegen Türkei in Berlin. Man wusste schon im voraus, dass es ein Heimspiel für die türkische Nationalmannschaft wird. Fußball ist eine Herzensangelegenheit.
Das kann ich auch unterstreichen, weil ich seit Jahrzehnten Fußballanhänger bin und auch viele der besten Fußballmannschaften und Fußballspieler der Welt gesehen habe. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Zehntausende der Deutsch-Türken im Berliner Olympia Stadion nicht die deutsche, sondern die türkische Nationalmannschaft angefeuert haben. Zwar ist es bedauerlich, wenn hier aufgewachsene Menschen mehr türkisch als deutsch fühlen, aber Gefühle lassen sich nun mal nicht verordnen. Und ein deutscher Pass schützt nicht vor Sehnsucht nach der Heimat der Väter, so viel Ambivalenz muss eine Einwanderungsgesellschaft aushalten. Verwunderlich hingegen war schon, wen die türkischen Fans lautstark das ganze Spiel ausgepfiffen haben. Mesut Özil, den Deutschen mit türkischer Herkunft. Wie die meisten Deutsch-Türken im Berliner Olympia Stadion wurde Mesut Özil in Deutschland geboren und ist hier aufgewachsen.
Anders als die Brüder Hamit und Halil Altintop oder der in Lüdenscheid geborene Nuri Sahin hatte sich Özil für Deutschland entschieden. Dass die Mehrheit der Deutsch-Türken im Stadion das als Verrat ansah, ist das eigentliche Ärgernis.
Diese vier Spieler haben von der Jugendförderung der Vereine profitiert und konnten sich davon überzeugen, dass in diesem Land zählt, was man tut und nicht welche Wurzeln man hat. Alle Vier haben Deutschland viel zu verdanken, dennoch würde es kaum jemand in der Mehrheitsgesellschaft einfallen, Sahin oder die Altintops für ihre Entscheidung für die Türkei auszupfeifen. Es ist dieses offensichtliche Toleranzgefälle, das zeigt, wie wenig diese deutsch-türkischen Fans in unserer Gesellschaft immer noch nicht angekommen sind. Selbst wenn es noch manche Vorurteile gibt, so haben die Deutschen in den letzten Jahrzehnten deutlich mehr Offenheit gegenüber Migranten entwickelt. Ebensolche Toleranz von der Migrantengesellschaft zurückzubekommen, ist das Mindeste, was wir verlangen dürfen. Und das zeigt die türkisch-nationalistische Engstirnigkeit, die Özil entgegenschlug, wie weit manche Deutsch-Türken davon entfernt sind, Teil einer moderrnen europäischen Gesellschaft zu sein.

Bayern-Boss: Die Wiese ist noch nicht gemäht

Der FC Bayern hat in Mailand so gespielt, wie sich das der Vorstands-Boss der Bayern Rummenigge vorgestellt hat. Das 1:0 durch Mario Gomez in der 90. Minute war für die Bayern wie eine Erlösung. "Es war eine wunderbare Leistung, die die Mannschaft abgeliefert hat", sagte Rummenigge. "Allerdings sollte man Inter Mailand im Rückspiel nicht unterschätzen. Ich muss deshalb davon warnen, zu glauben, dass die Wiese schon gemäht ist. lnter Mailand hat eine sehr hohe Qualität", so Rummenigge, der auf die Euphoriebremse tritt. "Vor drei Wochen, nach der Niederlage in Köln war alles schwarz, jetzt ist plötzlich alles weiß. Da muss man schon aufpassen", meinte er.

Nerazzurri planen trotz Niederlage mit Viertelfinale

Inter Mailand glaubt trotz der 0:1 Heimpleite gegen den FC Bayern noch fest an den Einzug ins Viertelfinale. "Wir werden im Rückspiel gewinnen", versprach Inter-Trainer Leonardo den Tifosi. Die Niederlage empfand der Brasilianer als unerwartet und unverdient.
Er habe seiner Mannschaft nichts vorzuwerfen, so Leonardo. "In München wird es schwer, aber ich bin sehr gelassen". Auch Inters Präsident Massimo Moratti ist ebenfalls sehr gelassen. "Wir brauchen kein Wunder, um weiterzukommen. Wir kommen weiter", so Moratti.

Schalke-Boss Tönnies: Bis auf Neuer kann man alles verkaufen

Verlässt Felix Magath den FC Schalke 04 im Sommer in Richtung Mozartstadt Salzburg? So weit ist schließlich Salzburg auch von seinem Wohnort München nicht entfernt. Vorstands-Boss Tönnies dementiert zwar, dass eine Anfrage von Red Bull vorliegt. "Bis auf Manuel Neuer ist beim FC Schalke 04 jeder verkäuflich", meinte er. Also auch Felix Magath? Dieser blieb sehr gelassen. "Was soll ich zu österreichischen Zeitungen sagen? Gestern Leipzig, heute Salzburg, morgen New York", sagte er. Ein Dementi sieht allerdings anders aus.

Felix Magath: Umbruch braucht Zeit

Felix Magath hat trotz der anhaltenden Krise der Schalker sein Vorgehen verteidigt.
"Schalke hat jahrelang defensiv gespielt, deshalb haben wir jetzt einen Umbruch eingeleitet. Aber ein offensives Spiel zu etablieren, das ist sehr schwierig", so der Coac
h im "kicker". "Das geht nun wirklich nicht von heute auf morgen, dazu braucht man Zeit, wieviel kann man nicht vorhersagen". Trotzdem müsse die Mannschaft gegen Nürnberg am Wochenende ein anderes Gesicht als in Mönchengladbach zeigen, auch, um selbstsicher in das Pokalhalbfinale gegen die Bayern zu gehen, sagte der 57-Jährige weiter.

Das Ziel der UEFA: Raus aus der Schuldenfalle

In der Champions League gibt es viel zu verdienen: Ruhm, Reichtum und Renommee. Die 1992 aus der Taufe gehobene Königsklasse hat sich längst als Marke etabliert, der weltweit wichtigste Wettbewerb im Klubfußball verfügt über eine so globale Strahlkraft, dass die Europäische Fußball-Union (UEFA) mehr als eine Milliarde Euro an Einnahmen generiert und die Klubs an einer Geldvermehrungsmaschine teilhaben lässt.
Wer im Achtelfinale spielt, ist schon um ca. 20 Millionen Euro reicher, wer das Viertelfinale erreicht, erhält weitere 3,3 Millionen Euro Bonus, dazu kommen üppige Vergütungen aus nationalen Marketingpools. Doch bei den Verlusten stehen noch ganz andere Zahlen. "Die Spiele werden auf der Kostenseite entschieden", sagt Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL). Er verweist darauf, dass etwa der Titelverteidiger Inter Mailand in der vergangenen Saison ein Minus von 150 Millionen Euro verbucht habe – ausgeglichen von dem Öltycoon und Inter-Patron Massimo Moratti. Die Mailänder, mit denen sich der FC Bayern noch einmal am 15. März duellieren muss, sollten sich ein deutsches Beispiel nehmen, sagte Seifert: "Der FC Bayern ist der wirtschaftlich am besten geführte Topklub in Europa."
Bei vielen Großklubs hat ein ungesundes Wettrüsten eingesetzt, dass die Einführung eines "Financial Fair Play" seitens der UEFA unerlässlich ist. "Es gibt kein Zurück mehr", sagte der UEFA-Präsident Michel Platini unlängst. "Wir wollen die Vereine schützen, nicht verfolgen." Der Franzose droht mit Ausschlüssen aus der Königsklasse, für die in dieser Spielzeit elf aktuelle Teilnehmer keine Zulassung erhalten hätten, wäre das Financial Fair Play bereits erlassen worden.
"Es ist erforderlich, dass die Schwerter nun wieder gleich lang werden sollen", sagte der ehemalige FIFA- und UEFA-Funktionär Guido Tognoni. Schon von der nächsten Saison an soll die Neuverschuldung der Klubs reduziert werden. In einer Übergangsfrist bis 2014 ist ein Minus bis zu 40 Millionen Euro zulässig, dann noch 30 Millionen Euro, danach noch weniger.
Laut UEFA-Studien hat Europas Klubfußball alein 2009 zusätzliche 1,2 Milliarden Euro an Schulden gemacht. Die 644 Millionen Euro, die die Bundesliga als Verbindlichkeiten jüngst ausgewiesen hat, nehmen sich da fast bescheiden aus gegenüber jenen 3,9 Milliarden, mit denen die englische Premier League belastet ist. Die spanische Primera Division drücken 3,5 Milliarden, die Serie A (Italien) 1,8 Milliarden Miese.
Hauptgrund sind die zu hohen Personalkostenquoten, in England fließen 67 % des Etats in die Gehälter, in Spanien und Italien nicht viel weniger. "Dem totalen Wildwuchs" sagt Christian Seifert, könne so künftig Einhalt geboten werden. ln der Gegenwart allerdings noch nicht; selbst der mit 400 Millionen Umsatz operierende FC Barcelona, musste Verluste von 80 Millionen Euro einräumen, nachdem der Expräsident Laporta eine gefälschte Bilanz präsentiert hatte.
Manchester City, derzeit in der Europa League und aus Abu Dhabi alimentiert, hat kürzlich ein Minus von 141 Millionen vermeldet. Der FC Chelsea hat ein Defizit von 80 Millionen Euro bekanntgegeben. Gleichzeitig hat er aber noch 74 Millionen in Fernando Torres und Davic Luiz investiert. Der Ölmilliardär Roman Abramowitsch, der die Blues bisher mit rund 880 Milionen Euro bezuschusst hat, möchte eben partout die Champions League mal gewinnen. Ein ausgeglichener Haushalt an der Stamford Bridge ist da selbstverständlich zweitrangig.