July 29, 2011

Bundestipp 29.7.2011

Zitat

"Es gibt viele, die daran geglaubt haben, dass Jupp Heynckes keinen Spieler weglocken würde. Er hat ja auch lange den Eindruck erweckt, als würde er bei uns in Rente gehen".
Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser von Bayer Leverkusen über Ex-Trainer Jupp Heynckes, der zum FC Bayern wechselte und Arturo Vidal mitnehmen wollte, was aber Leverkusen verhinderte.

SC Freiburg: Blamage für VfB Stuttgart und TSG Hoffenheim

In der vergangenen Saison wurde wieder einmal von den Freiburgern der Spruch von Uli Hoeneß widerlegt, dass Geld Tore schießt. Die Freiburger haben mit dem geringsten Etat in der Bundesliga die finanzstärkeren baden-württembergischen Klubs VfB Stuttgart und TSG Hoffenheim hinter sich gelassen.
Der SC Freiburg setzt auch in der neuen Saison auf Nachwuchs und einen nahezu unbekannten Trainer. Von "Fußball-Stars" hält der Verein nicht viel- seine Spieler spielen auch so teilweise überragend. Der Marktwert einiger Angestellter, Stürmer Papiss Cisse', ist nach einer grandiosen Saison 15 Millionen Euro wert, den man praktisch für einen Apfel und ein Ei aus Frankreich geholt hatte. Trainer Robin Dutt machte mit seiner Arbeit Bayer Leverkusen auf sich aufmerksam und steht jetzt bei Bayer an der Linie. Die Frage nach seinem Nachfolger beim SC Freiburg wäre momentan bei Günter Jauch wohl 64.000 Euro wert. Marcus Sorg heißt der neue Coach und ist in der Branche bislang reichlich unbekannt.
Aber das war beim Amtsantritt seines Vorgängers Dutt nicht viel anders.
Was hat man damals in Stuttgart noch darüber gelacht, als der inzwischen verstorbene Präsident Armin Stocker Robin Dutt von den Stuttgarter Kickers verpflichtete. Robin Dutt wäre sicher gern die paar Meter von der Waldau zu Fuß zur Mercedes Arena gelaufen, wenn der VfB Stuttgart ihn nur angesprochen hätte. Aber wie so oft beim VfB Stuttgart hat man die Qualitäten des Trainers Robin Dutt nicht erkannt. Das ist ja beim VfB seit vielen Jahren üblich. Man erkennt weder die Qualitäten eines Trainers noch eines Spielers, der für ein Schnäppchen zu haben ist. Lieber investiert man viele Millionen in angebliche Stars und erlebt eine Pleite nach der anderen. Siehe Fall Marica.
In Freiburg reagiert man auf das Wort "Star" sehr allergisch, bestes Beispiel dafür ist die Posse um Mohamadou Idrissou. Als der für die Freiburger im Frühjahr 2010 nach Belieben traf und andere Vereine Interesse anmeldeten, sprach Idrissou davon, bald schon in der Champions League zu spielen. Trainer Robin Dutt stauchte den Stürner vor versammelter Mannschaft zusammen und Idrissou wechselte zu Borussia Mönchengladbach.
Als er mit der Borussia dann in der letzten Saison in Freiburg antrat, höhnten die SC-Fans: "Idrissou spielt Champions League, auf PS3, die ganze Nacht, von zwölf bis acht". Freiburg besiegte Gladbach, Spielkonsolenliebhaber Idrissou traf nicht, dafür sein Nachfolger Cisse' zwei Mal. Cisse' sticht aus dem Team heraus, ebenso wie Oliver Baumann, der in seiner ersten Saison als Stammtorwart teilweise überragend hielt.
Sorgs Vorgänger Volker Finke und Robin Dutt haben gezeigt, dass der Trainer in Freiburg nicht nur volles Vertrauen genießt, sondern auch über weitreichende Kompetenzen verfügt. Die Berufung Sorgs bestätigt den Trend, dass Stuttgart ein fruchtbarer Boden für Deutschlands Bundesligatrainer ist. Ende der achtziger Jahre spielte Sorg für die Amateure des VfB Stuttgart, in dieser Zeit war Ralf Rangnick dort der Amateur-, später A-Jugend-Coach. Damals spielte ein 19-Jähriger bei den Amateuren vor, der das Probetraining allerdings nicht bestand: Jürgen Klopp. Mit Robin Dutt arbeitete Sorg dann bei den Stuttgarter Kickers zusammen. Thomas Tuchel verbrachte bei den Kickers seine aktive Zeit als Spieler, bevor er später in die Jugendarbeit des VfB wechselte. So könnte Sorgs Stuttgarter Vergangenheit also ein gutes Omen für eine erfolgreiche Trainerkarriere sein.
Die Freiburger haben in diesem Sommer den teuersten Transfer ihrer Vereinsgechichte getätigt.: Stürmer Garra Dembele kommt von Lewski Sofia – für zwei Millionen Euro. Das zeigt die Größenordnung, in der sich die Freiburger bewegen. Der Personaletat liegt bei 13,5 Millionen Euro, damit sind sie Liga-Schlusslicht.
Stolz tragen die Fans derzeit in Freiburg das T-Short mit der Aufschrift "LandeSChmeister 2011 – Schön hier oben" – ein kleiner Hinweis an die nahe gelegenen Klubs aus Hoffenheim und Stuttgart, dass der SC in der Tabelle vor ihnen landete.
Der neunte Platz aus der Vorsaison wird schwierig zu wiederholen sein. Das wissen auch die Fans und verfolgen zunächst einmal den Klassenerhalt als Ziel. Doch den Titel in der Bundesliga-internen Baden-Württemberg-Meisterschaft wollen sie verteidigen.
Erklärtes Ziel der Freiburger ist es, Jugendspieler in der Bundesliga herauszubringen.
Sowohl Trainer Sorg als auch Co-Trainer Christian Streich kommen aus dem Jugendbereich und wollen nach Freiburger Sitte den Nachwuchs weiter fördern. Mit Christian Bickel und Simon Brandstetter sind bereits zwei Juniorennationalspieler zu den Profis gestoßen.
Dafür verließ mit Ömer Toprak ein Talent Freiburg in Richtung Leverkusen, den Innenverteidiger soll Neueinkauf Berg Ferati aus Basel ersetzen. Linksverteidiger Felix Bastians wird eine große Zukunft vorausgesagt. Abseits des Platzes kümmert sich der 23-Jährige um die Zeit nach der Karriere. In der Sommerpause hielt er sich an der englischen Universität Stoke auf, um seinen Bachelor in Sportjournalismus zu Ende zu bringen. Bastians wird also auf alle Reporterfragen sehr gut vorbereitet sein.

Leverkusen: Kampfansage an die Konkurrenz

Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, hat eine Kampfansage an die Konkurrenz ausgesprochen. Im "kicker" äußerte sich der 61-Jährige: "Unser Ziel ist es, ganz oben mitzuspielen." Jede neue Saison ist eine Kampfansage an die Konkurrenz – auch an die Bayern. Auf die Attacken der Bayern zum Wechsel von Arturo Vidal zu Juventus Turin reagierte Holzhäuser sehr gelassen. "Wir hatten keine Not, Vidal unbedingt zu verkaufen, wollten aber auch nicht unbedingt die Konkurrenz stärken. Deswegen haben wir ihn ins Ausland gehen lassen".

Uli Hoeneß plant höhere Investitionen

Uli Hoeneß hat mittelfristig noch höhere Investitionen in den Spielerkader angekündigt.
"Wo der FC Bayern in sechs oder sieben Jahren steht? Dann ist wahrscheinlich und hoffentlich unser Stadion ganz bezahlt. Und dann können wir das Geld in die Mannschaft investieren", sagte der Bayern-Präsident dem "Handelsblatt". Vor dieser Saison hat der FC Bayern für 47 Millionen Euro eingekauft. "Dieses Jahr ist, was die Transfers angeht, eher ein normales Jahr", sagte Hoeneß.

Fußball-Weltmeisterschaft 2014: DFB-Elf führt Gruppe an

Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Auslosung für die WM-Endrunde 2014 bei der Auslosung in Rio de Janeiro als eine von neun Gruppenköpfen gesetzt. Spanien führt die Liste der gesetzten Teams an. Im zweiten Lostopf stecken Frankreich, Dänemark, Slowenien und Slowakei. Das sind gleich vier Teilnehmer der letzten WM als mögliche Gegner für die DFB-Elf. Die übrigen Gruppenköpfe sind Niederlande, England, Portugal, Italien, Kroatien, Griechenland und Norwegen.

Termin für Fußball-Weltmeisterschaft 2014 steht fest

Die Weltmeisterschaft 2014 in Brasi
lien wird vom 12. Juni bis 13. Juli 2014 stattfinden.
Das gab Jerome Valcke, Generalsekretär der FIFA in Rio de Janeiro bekannt. Offen ist allerdings weiterhin, wo das Eröffnungsspiel stattfinden wird. Die Entscheidung wurde verschoben. Vorgesehen war Sao Paulo, wo es jedoch Probleme mit dem Stadionneubau gibt. Noch komplett offen sind die Stadien für den Confederation-Cup vom 15. bis 30. Juni 2013.

Zitate

"Ich bin überrascht, ich sehe gar kein großes Problem in Deutschland, wenn man doch so viel Geld an Griechenland überweist".
Bernie Ecclestones Antwort auf die Erklärung, in der Eifel könne man nicht mehr den Formel-1-Auftritt bezahlen.

"Was soll ich über Marco sagen? Der hat doch nur Stroh im Kopf".
Österreichs Nationalspieler Paul Scharner in der "Kronen Zeitung" über Bremens Stürmer Marco Arnautovic.

FC Bayern: Talentsuche in Indien

Der FC Bayern hält weltweit Ausschau nach künftigen Bundesliga-Stars, nun investiert der deutsche Rekordmeister auch in Indien. im Oktober startet in der Hauptstadt Neu-Delhi der FC Bayern "Youth Cup" für fußballbegeisterte Jungs ab 14 Jahren. Den besten Spielern winkt im kommenden Jahr eine Reise zur Säbener Straße nach München. "In Europa findet man Spieler aus vielen Nationen. Warum sollte in fünf oder sechs Jahren nicht einer aus Indien dabei sein", sagte Paul Breitner.

Rumpelstilzchen-Regel gegen Trainer

Mit einer neuen Rumpelstilzchen-Regel sollen die Schiedsrichter in der kommenden Saison allzu heftig gestikulierende Trainer zurückpfeifen. Sie sollen künftig nicht mehr am Spielfeldrand ungestraft herumtoben, wenn sie mit Entscheidungen der Referees nicht einverstanden sind. "Es kann nicht sein, dass die Trainer wie verrückt herumspringen", sagte der Vorsitzende der Schiedsrichter-Kommission – Herbert Fandel.

Poldi kontert Basler-Kritik

Lukas Podolski hat mit Spott auf die Kritik des ehemaligen Nationalspielers Mario Basler an seiner Person nach dem Verlust der Kapitänsbinde reagiert. "Mario Basler ist doch derjenige, der sich mit seiner Kompetenz auch mal als Trainer in der dritten und vierten Liga versucht hat und entlassen wurde", sagte Poldi dem "express". "Ich wünsche ihm aber weiterhin viel Erfolg als Spieler in der Bezirksklasse und wünsche ihm, dass er Kapitän wird". Basler hatte zuvor Poldi in "Sport 1" kritisiert. "Was hat Poldi denn schon geleistet?", so Basler.

Rummenigge bereit für Revolution

Karl-Heinz Rummenigge geht gegen die FIFA auf die Barrikaden. "Ich werde es nicht länger akzeptieren, dass uns Menschen führen, die nicht sauber sind und ernsthaft arbeiten", so der Vorstandsboss des FC Bayern im "The Guardian". "Ich bin bereit für eine Revolution, wenn das der einzige Weg ist, eine Lösung zu finden". Rummenigge griff dabei den FIFA-Präsidenten Joseph Blatter an. "Blatter sagt, dass er aufräumen will, aber allein der Fakt, dass ihm niemand glaubt, sagt dir alles, was du wissen musst".
Anmerkung: Rummenigge muss aufpassen, dass er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnt. DFB-Präsident Theo Zwanziger hat sich schon eine große Rüge von mehreren Wirtschaftsunternehmen eingehandelt, weil er durch seine Aussage, dass er noch einmal die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar durchleuchten lassen will, vielleicht dann doch noch an ein anderes Land vergeben wird. Dabei rechnen deutsche Unternehmen schon mit Großaufträgen aus Katar wegen der Fußball-Weltmeisterschaft.
Rummenigge sollte deshalb auch vorsichtiger sein, weil sonst die Wirtschaftsbosse den Geldhahn zudrehen könnten.

Pele wird Ehrenbotschafter für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Brasiliens Fußball-Idol Pele ist von Staatspräsidentin Dilma Rouseff zum Ehrenbotschafter für die Weltmeisterschaft 2014 im Land des Rekordmeisters ernannt worden. Schwerpunkt der Tätigkeit des dreimaligen Weltmeisters Pele sind repräsentative Aufgaben für das Mega-Ereignis. "Seit meiner ersten WM-Teilnahme 1958 in Schweden stehe ich für Brasilien ein und werbe für unser Land. Die Ernennung bedeutet eine große Verantwortung für mich, die ich nicht ablehnen kann", sagte der 70-Jährige.

Solbakken vertreibt Poldi

Die Kapitäns-Posse beim 1. FC Köln geht in die nächste Runde. Nach einem gemeinsamen Waldlauf mit Lukas Podolski hält Trainer Stale Solbakken einen Abgang des Nationalspielers Lukas Podolski für möglich. "Ich kann nicht ausschließen, dass er den Klub verlässt". Das sagte der Norweger dem "express". Solbakken hatte an Stelle von Poldi den Innenverteidiger Pedro Geromel zum neuen Kapitän bestimmt.
Präsident Wolgang Overath reagierte sofort und sagte dazu: "Das sei nun absolut kein Thema". Poldi wollte sich zu dieser Angelegenheit nicht äußern, soll aber angekündigt haben, dass er bei einem entsprechenden Angebot weg sei.

Eintracht Frankfurt will Anderson

Gladbachs Innenverteidiger Mamba Anderson steht offenbar vor einem Wechsel zum Bundesliga-Absteiger Eintracht Frankfurt. Wie der Kölner "express" meldet, ist der Brasilianer schon zur sportärztlichen Untersuchung nach Frankfurt gereist. Die Klubs sollen ein Leihgeschäft mit Kaufoption vereinbart haben. Anderson kam bei Gladbach selten über ein Reservistendasein hinaus und spielte zuletzt unter Trainer Favre keine Rolle mehr.

Keine weiteren Anstoßzeiten

DFL-Chef Christian Seifert hat im Zuge der Ende des Jahres beginnenden Ausschreibung der Medienrechte für die Spielzeit 2013/2014 einer weiteren Ausweitung der Anstoßzeiten eine deutliche Absage erteilt. "Wir werden das mediale Produkt Bundesliga nicht zu Tode optimieren", so Seifert in der Zeitung "Wirtschaft". Damit bleibt es an den Bundesliga-Spieltagen wie bisher bei insgesamt fünf unterschiedlichen Anstoßzeiten.
Zudem forderte er, dass private Wettanbieter in Deutschland werben dürfen.

Eintracht Frankfurt: Trainer Veh in Alarmstimmung

Nach dem 1:1 gegen den FC St. Pauli am Montagabend schrillen beim selbsternannten Zweitliga-Titelfavoriten Eintracht Frankfurt die Alarmglocken. Grund ist vor allem die löchrige Defensive. "So kann es nicht weitergehen. Solange wir keinen neuen Innenverteidiger verpflichtet haben, werden wir Probleme haben. Es muss noch in dieser Woche etwas passieren", sagte Trainer Armin Veh. Auch Franfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen war wenig begeistert von der Vorstellung der Eintracht. "Das war insgesamt mehr als ernüchternd", so Bruchhagen.

Auf Fans kann der Fußball einfach nicht verzichten

Vielleicht ist Thomas Kessler einfach gegen die alten Kollegen vom FC St. Pauli ein bisschen zu aufgeregt gewesen, um zu realisieren, was sich in seinem Rücken abgespielt hat. Oder besser: nicht abgespielt hat. Der neue Torhüter von Eintracht Frankfurt stand in der zweiten Halbzeit des Aufeinandertreffens der beiden Bundesligaabsteiger gegen seinen Ex-Verein FC St. Pauli (1:1) vor jener gewaltigen Westtribüne, auf der sich normalerweise eine der lautesten und mächtigsten Fangruppierungen im Lande positioniert. "Irgendwann ist mir aufgefallen: da steht ja gar keiner", berichtete der 25-Jährige. Sogar die bla
uen Sitzschalen der Frauen-Weltmeisterschaft waren noch hinter Kessler angeschraubt; schließlich war die gesamte Frankfurter Fan-Kurve gesperrt. Das war die Folge aus den viel zu vielen Verfehlungen der Eintracht-Anhänger.
Der fade Montagskick vor einer erzwungenen Minuskulisse belegte einmal mehr, dass der Profifußball auf vieles an dem aufgebauschten Beiwerk in deutschen Arenen verzichten kann – aber Zuschauer bleiben ein so unverzichtbares Element wie der Spielball.
"Leider musste diese Partie vor 16 500 Besuchern stattfinden, dabei hätte es 50.000 verdient gehabt", befand der Hamburger Trainer Andre Schubert, der die Darbietung als Mahnmal dafür sieht, "dass sich alle Fans wirklich zusammenreißen".
Sein Kollege Armin Veh, wegen der teils grottenschlechten Leistung seines Ensembles ohnehin schlecht gelaunt, stieß ins gleich Horn: "Die Geisterkulisse war sicherlich kein Heimvorteil. Der Grund, dass so ein Spiel wie gegen St. Pauli nicht vor größerer Kulisse stattfinden darf, muss beseitigt werden". Randalierer, so der Eintracht-Trainer, dürften einfach nicht mehr das Stadion betreten.
Aber genau dies ist der auch vom DFB-Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn oft kritisierte Knackpunkt in Frankfurt, wo die Ultra-Fanszene sich eine Machtposition erkämpft hat, die zur Folge hat, dass Unruhestifter seit Jahren in der Masse untertauchen können.
Zum Leidwesen des Frankfurter Vorstandsbosses Heribert Bruchhagen, der bestätigte, dass der Verein einen Einnnahmeverlust von rund einer halben Million Euro erlitten habe – nicht eingerechnet dabei ist der Vertrauensverlust. Seine Hoffnung: "Es muss ein Verantwortungsgefühl von den 99 Prozent friedlichen Fans entstehen, die gewaltbereiten Chaoten nicht zu decken". Insofern könne die drastische Strafaktion aus der benachbarten DFB-Zentrale etwas Gutes haben, "wenn jetzt eine Selbsterkenntnis einsetzt" (Heribert Bruchhagen).
Der wertkonservative Vereinschef weiß allerdings, wie schwierig nicht nur die externe Identifizierung inklusive Verurteilung der Gewalttäter fällt ("Die Ermittlungen aus dem Köln-Spiel dauern immer noch an"), sondern auch die interne Aufarbeitung. "Es gibt keinen bei der Eintracht, der sich dieser Problematik nicht annimmt", bestätigte Bruchhagen, "alle Gremien beschäftigen sich damit intensiv".
Dem Vernehmen nach gerieten indes nun bei einer Beiratssitzung der AG-Vorstand und Vertreter des Muttervereins so heftig aneinander, dass Präsident Peter Fischer am Montag noch vor Anpfiff die Arena verließ. Wie schwer die realistische Einschätzung der imageschädigenden Lage fällt, wurde an der Aussage des Vorstandsmitglieds Klaus Lötzbeier deutlich: "Ich fand die Stimmung in Ordnung. Andere Zweitligisten wären froh,wenn sie so eine Kulisse und solch eine Lautstärke im Stadion hätten."
Der Eintracht-Vorstand hat mittlerweile eine bindende "Liste der Selbstverständlichkeiten" für seine Anhänger erlassen und will keine Form der Gewalt mehr dulden, doch schon für das DFB-Pokalspiel am Samstag beim Halleschen FC hat die mächtige Ultra-Gruppierung zu einem Auftritt aufgerufen, der nichts Gutes erahnen lässt.
Sollten sich indes die Fanausschreitungen mit Frankfurter Beteiligung wiederholen, wird ein echtes Geisterspiel unausweichlich. Und dann wäre Wirklichkeit, was St. Paulis Kapitän am Montag noch mit Sarkasmus kommentierte: "Ich kann das alles nicht mehr nachvollziehen, aber vielleicht geht der Trend zum Fußball ohne Zuschauer."