January 6, 2013

Bundestipp 5.1.2013

Watzke: Bayern nur auf der Bank besser als Dortmund

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sieht seinen Klub auf Augenhöhe mit dem FC Bayern – lediglich die Ersatzbank der Münchner sei besser besetzt. Winter-Zugänge seien daher für den Dortmunder Geschäftsführer möglich. Er bringt auch Namen ins Spiel. "Wenn wir uns oben etablieren wollen, müssen wir uns auf den Plätzen 12-18 noch verbessern", sagte der Geschäftsführer im Interview mit "Sport Bild". Nach seiner Einschätzung ist die Bank des souveränen Spitzenreiters aus München stärker besetzt als die des Tabellendritten. "Bei der ersten Elf sehe ich Bayern nicht besser. Dahinter allerdings schon. Wir werden die Hinrunde in aller Ruhe erst einmal analysieren."
Ungeachtet möglicher Neuverpflichtungen sollen Leistungsträger wie Robert Lewandowski länger beim BVB gehalten werden. Watzke dementierte Spekulationen, wonach ein Transfer des vertraglich bis 2014 gebundenen Torjägers im Sommer bereits ausgemachte Sache sei. "Bis jetzt ist überhaupt nichts entschieden. Damit alles klar ist. Wir entscheiden, nur wir." Einen Rückkauf des aus Dortmund nach China gewechselten und dort unzufriedenen Angreifers Lucas Barrios schloss der BVB-Geschäftsführer aus. "Wenn du in China so viel Geld verdient hast, dass du nicht mehr darauf angewiesen bist, weiteres zu verdienen, dann hast du möglicherweise ein Motivationsproblem." Weniger kritisch äußerte sich Watzke zu einem möglichen BVB-Comeback des derzeit von Real Madrid an den FC Liverpool ausgeliehenen Nuri Sahin. "Er ist ein Eigengewächs, ein Borusse, einer von uns. Ich habe ihm gesagt: Wenn er zu mir kommt und sagt, er will nichts anderes, als in Dortmund zu spielen, dann beschäftigen wir uns selbstverständlich mit dem Thema."

Blatter will Alkoholverbot

Weltverbands-Präsident Joseph Blatter hat den Besuch eines Fußballstadions mit einem Gang in die Oper verglichen und sich daher für ein generelles Alkohol- und Tabakverbot in den Arenen ausgesprochen. "Fußball ist ein Kulturgut", wird der Fifa-Chef in der Schweizer Zeitung "Blick" zitiert, "deswegen müssen wir Alkohol und Tabak aus den Stadien nehmen. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand im Konzertsaal oder der Oper trinkt und raucht." Seine Ideen äußerte der 76-Jährige auf einer Gala des Branchenverbandes Walliser Wein. "Wir müssen uns jetzt in den Stadien ein bisschen erheben und damit aufhören", sagte Blatter. In vielen Stadien gibt es bereits rauchfreie Bereiche oder Lightbier-Ausschank.

Zitate

"Die UEFA dürfte einen für beide Finalisten neutralen Endspielort für die Euro 2020 bevorzugen. Wembley ist dafür doch wohl der Favorit".
Englands Ex-Nationalspieler Gary Lineker bei Twitter über den möglichen Finalort für die EM 2020, die in ganz Europa stattfinden soll – und die Chancen der englischen Nationalmannschaft.

"Wir sind überall gut dabei. Aber, dabei steht das auf keiner Autogrammkarte als Erfolg." Matthias Sammer, Sportdirektor des FC Bayern, über die starke Hinrunden-Bilanz.

"Wir haben lange nicht mehr verloren – zwei Spiele"
Hoffenheims Torhüter Tim Wiese nach einem 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf.

Löw nimmt EM-Pleite gegen Italien und das 4:4 gegen Schweden auf seine Kappe

Bundestrainer Joachim Löw hat rund ein halbes Jahr nach dem Aus bei der Fußball-EM Fehler eingeräumt. "Wir hatten auch vor diesem Spiel einen Plan. Er ist aber nicht aufgegangen. Ich hätte ja nichts aus diesem Spiel gelernt, wenn ich nach dieser Erfahrung nicht sagen würde, dass ich vielleicht heute anders aufstellen, anders reagieren würde", sagte Löw. Gerüchte, er wolle nach der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien sein Amt aufgeben, dementierte Löw. "Das habe ich nie behauptet. Es ist alles möglich", sagte der 52-Jährige, der seit 2006 für das A-Team verantwortlich ist. Zudem ließ Löw auch den Vorwurf gelten, in kritischen Situationen wie beim 1:2 gegen die Italiener oder beim 4:4 nach 4:0-Vorsprung gegen Schweden zu wenig eingegriffen und gecoacht zu haben. "In diesen Spielen muss ich mir diesen Vorwurf gefallen lassen, vielleicht hätte ich tatsächlich durch irgendwelche Maßnahmen noch etwas bewirken können", sagte Löw. Aber das kommt schon mal vor, dass ein Trainer nach einem Spiel einräumen muss: "Heute hatte ich nicht die richtigen Lösungen parat." Jene beiden Spiele zeigen laut Löw auch die Schwäche seines Teams auf. "Wenn der Gegner eine Veränderung in seinem Spiel vornimmt, dann verliert meine Mannschaft manchmal ihre Sicherheit und ihren Spielstil. Gegen Italien waren wir 15 Minuten gut im Spiel, dann sind die Italiener plötzlich weiter nach vorne gerückt, zum Teil sogar auf unseren Torhüter drauf gegangen. Das haben die Schweden auch gemacht. Und beide Male hat meine Mannschaft das vernachlässigt, was sie eigentlich mit am besten kann auf der Welt. Sie hat ihren Spielaufbau nicht mehr durchgezogen. Sie hat einfach ihre großen Trümpfe aus der Hand gegeben." Das kommende Jahr sieht Löw auch ohne großes Turnier als wegweisend an. "2013 wird ein Jahr der Konzentration. Am Ende des Jahres müssen wir so weit sein, dass wir uns auf die WM in Brasilien freuen können."

Eintracht Frankfurt ist die Überraschungsmannschaft der Hinrunde

Selbst die kühnsten Optimisten hatten vor Beginn der Bundesligasaison nicht erwartet, dass die Eintracht aus Frankfurt nach der Hinrunde einen Champions-League-Platz belegt. Daran hätte wohl selbst Manager Heribert Bruchhagen nicht geglaubt. Jetzt werden aber bei den älteren Eintracht-Fans Erinnerungen an die fünfziger Jahre wach. Europa staunte nur noch so über die Frankfurter Eintracht. Das Team, das 1959 sogar Real Madrid herausforderte, spielte einen betörenden Fußball. Für den Erfolg der legendären Eintracht-Elf war aber auch eine pfiffige Künchendame wichtig. Wahrscheinlich hätten es die Eintracht-Spieler auch ohne Uschi geschafft. Wären dank ihres großen Talents und des findigen Trainers Paul Oßwald 1959 Deutscher Meister geworden und im folgenden Jahr bis ins Finale des Europapokals der Landesmeister eingezogen. Andererseits belegt die Anekdote um Eintracht Frankfurts Küchenfrau die größte Stärke der erfolgreichen Mannschaft: ihr Zusammengehörigkeitsgefühl.
Während der Endrunde der Deutschen Meisterschaft 1959 kasernierte Oßwald seine Kicker sechs Wochen lang in der Sportschule neben dem Waldstadion: Die Bettruhe begann um 23 Uhr, Alkohol war streng verboten. Allerdings sehnten sich die Spieler bei ihren gemütlichen Abenden nach einem kühlen Bier. Küchenfrau Uschi hatte ein Einsehen. Sie füllte das Kaltgetränk in eine Kaffeekanne und schmuggelte es an Oßwald vorbei. So konnten die Fußballer abends gemeinsam Bier trinken, allerdings jeder nur eine Tasse. Die Mannschaft spielte eine perfekte Endrunde, sie gewann alle sechs Gruppenspiele. Ein famoser 7:2-Sieg in Bremen lockte im folgenden Heimspiel 81.000 Besucher ins Stadion – gegen Pirmasens (bis heute Zuschauerrekord im Waldstadion). Insgesamt verlor die Eintracht in der Saison 1958/1969 nur zweimal und blieb in 29 Pflichtspielen nacheinandern ungeschlagen. Die herausragenden Fußballer der technisch starken und risikofreudig spielenden Elf waren Kapitän Alfred Pfaff (der Mittelfeldspieler wurde in Anlehnung an den
großen Alfredo di Stefano nur "Don Alfredo" genannt), Rechtsaußen Richard Kreß und der Halblinke Dieter Lindner. Trainer Oßwald bläute seinen Spielern außerdem die richtige taktische Disziplin ein. "Er hat uns klargemacht, dass wir den Gegner erst niederkämpfen müssen, bevor wir ihn niederspielen", erinnert sich Dieter Stinka, damals rechter Außenläufer.
Ein "harter Hund" war Oßwald dennoch nicht. Seine Spieler respektierten den Diplomsportlehrer vor allem wegen seines großen Sachverstandes. Oßwald hatte bei Trainerlegende Otto Nerz gelernt und nach dem Zweiten Weltkrieg Kickers Offenbach zu einer Spitzenmannschaft geformt, 1957 war er einer der Mitbegründer des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer. Gleich im ersten Jahr nach seinem Wechsel von Offenbach zur Eintracht traf er im Meisterschaftsfinale auf seinen ehemaligen Verein. Das "Oßwald-Derby", versetzte ganz Frankfurt in einen Ausnahmezustand. Das Spiel wurde in den Kinos der Stadt übertragen. Etwa 5.000 Eintracht-Fans fuhren mit nach Berlin. Frankfurt war klarer Favorit, doch in den Partien der Oberliga Süd hatte Oßwalds Team gegen die kampfstarken Offenbacher zweimal nur Remis gespielt. Im Finale traf der Ungar Istvan Sztani schon nach 16 Sekunden zum 1:0 für Frankfurt, doch die Kickers hielten dagegen. Nach 20 Minuten stand es 2:2. In der Verlängerung siegten die Frankfurter schließlich 5:3 und gewannen die erste und bislang einzige Deutsche Meisterschaft des Klubs. Mehr als 300.000 Fans feierten das Team nach der Ankunft in Frankfurt, das auf einem großen Pferdewagen vom Bahnhof zum Römer fuhr. Die Chancen für eine erfolgreiche Saison im Europapokal der Landesmeister waren für die Eintracht nach dem Meistertitel 1959 allerdings nicht gut. Die Stürmer Sztani und Feigenspan (zusammen hatten sie im Finale gegen Offenbach alle fünf Tore für Frankfurt erzielt) unterschrieben bei den zahlungskräftigeren Konkurrenten Standard Lüttich und 1860 München. So wertete der Verein es schon als Erfolg, dass die Mannschaft im Europapokal die zweite Runde erreichte, der finnische Meister Kuopio hatte kurzfristig zurückgezogen. Im Achtelfinale wurde Young Boys Bern souverän ausgeschaltet, anschließend der Wiener Sportklub in zwei knappen Duellen. Die zwei Partien gegen die favorisierten Glasgow Rangers begründeten dann endgültig den Ruhm dieser Eintracht-Mannschaft, die Europa in Erstaunen versetzte. Im Hinspiel fegten die deutschen Amateurkicker die schottischen Profis 6:1 vom Platz. "Die Deutschen waren so schnell und schlugen uns mit unserer eigenen Waffe; dem Flügelspiel", war Rangers-Spieler Bill Stevenson perplex. "In der zweiten Halbzeit wussten wir nicht mehr, wo oben und wo unten ist. Wir waren nur noch wie Stichwortgeber für den Star dieser Show."
Überragender Spieler auf dem Platz war Pfaff, er leitete nahezu jeden Angriff ein und erzielte zwei Tore. Die Schotten waren von seiner Darbietung derart begeistert, dass sie ihm vor dem Rückspiel als Zeichen ihrer Bewunderung einen Hut (Melone) schenkten. Nachdem die Frankfurter in Glasgow 6:3 gewonnen hatten, zollten die Rangers der gesamten Elf ihren Respekt, indem sie beim Auslaufen aus dem Stadion ein Spalier für die Eintracht-Spieler bildeten. Frankfurts Siegeszug durch Europa, der die Eintracht im Finale erneut in Glasgows Hampden Park führte, wurde von Real Madrid allerdings gestoppt. In einem berauschenden Endspiel führte Eintracht Frankfurt zunächst durch Richard Kreß 1:0. Dann aber spielten Ferenc Puskas, die Stefano, Kopa, Gento etc. wie von einem anderen Stern und gewannen 7:3. Diesmal applaudierten die Frankfurter den Siegern. Die Königlichen gewannen durch diesen Sieg zum fünften Mal hintereinander den Europakokal der Landesmeister. Die Madrilenen galten mit dieser Supertruppe in diesen Jahren als unschlagbar.