March 5, 2014

Bundestipp 5.3.2014

Jürgen Grabowski gibt Eintracht Schuld an Veh-Abschied

Club-Legende Jürgen Grabowski zeigt sich enttäuscht über den Abschied von Trainer Armin Veh und sagt, dass der Club selbst schuld ist. Armin Veh ist ein Bundesliga-Trainer mit hohen Zielen. In Frankfurt sah er aber diese nicht mehr als erreichbar an und geht deswegen nach der Saison. Der Abschied kam nicht überraschend. Weil Armin Veh ein Mann mit hohen Zielen ist und diese bei seinem Club Eintracht Frankfurt nicht mehr für umsetzbar hielt, teilte er den Hessen mit, ab Sommer nicht mehr als Trainer zur Verfügung zu stehen. Veh war es satt, einen mittelmäßigen Etat zur Verfügung zu haben und nicht wirklich oben in der Tabelle angreifen zu können – vorige Saison stürmte sein damals wilder Aufsteiger zwar in den Europapokal, doch auf Dauer wären ihm die Aussichten zu düster in der Bankenmetropole. Vor allem Vorstandsboss Heribert Bruchhagen scheut große Ausgaben und großes Risiko, symbolisch dafür standen seine Aussagen nach dem dramatischen Aus in der Europa League gegen Porto (3:3 zu Hause nach 2:2 in Porto), Frankfurt werde in den nächsten fünf Jahren nicht mehr europäisch spielen. Mit dieser Einstellung kann und will sich Veh nicht zufriedengeben – sein Abschied ist der konsequente Schritt. Dass der Club – vor allem also Bruchhagen – selbst Schuld am Abgang des beliebten Trainers ist, erklärt nun auch Eintracht-Legende Jürgen Grabowski in einer Kolumne in der “Bild”. Der frühere Nationalspieler, der 441 Mal für Eintracht spielte, schrieb: “Wenn Veh die Perspektive vermisst, kann ich das gut nachvollziehen. Seit Jahren tritt die Eintracht auf der Stelle. Das Stadion ist zwar immer voll, aber die Qualität der Mannschaft wird einfach nicht besser.” Veh selbst hatte über die unterschiedlichen Vorstellungen gesagt: “Ich schüttele nicht immer gerne dem gegnerischen Trainer die Hand, weil ich verloren habe. Der Verein tut hier alles. Jeder geht an die Grenzen. Aber es sind einfach Grenzen da. Und das sind nicht meine Ziele. Die Eintracht hat nun das große Problem, erst mal einen Trainer finden zu müssen und sich dann mit dem neuen Mann auf mögliche Zugänge für die kommende Saison zu einigen. Die Zeit rennt also für Sportchef Bruno Hübner und Vorstandsboss Bruchhagen. Grabowski schreibt dazu: “Veh hat mit kleinen Mitteln großen Erfolg gebracht. Jetzt gilt es, einen Nachfolger zu finden. Das wird verdammt schwer.”

Deutschland hat viele Bundestrainer

Weil in Deutschland 80 Millionen Bundestrainer ziemlich genau sagen können, wie man Weltmeister wird, lohnt es sich vor dem Länderspiel gegen Chile und der Weltmeisterschaft in Brasilien, einen Blick auf diesen besonderen Berufsstand zu werfen. Reichstrainer Otto Nerz (1926 bis 1936) pries die Vorzüge des WM-Systems und warnte vor der leistungsmindernden Wirkung von Apfelsinen. Was den Appetit von Sigi Haringer nur bedingt zügelte. Statt wie befohlen warme Milch zu trinken, futterte der bayerische Stürmer während der WM 1934 in Italien eine Orange – mitten auf dem Bahnsteig. Erst musste er heimfahren, dann die Mannschaft. Aus im Halbfinale. Dass es Sepp Herberger (1936 bis 1964) auch nicht immer leicht hatte, belegt sein ernährungsphysiologischer Rat an den WM-Spieler Schäfer, der das Wunder von Bern noch Jahre später begoss. “Hans, trink nicht so viel. In acht Wochen spielen wir wieder.” Dem Alkohol völlig unverkrampft stand dagegen Jupp Derwall (1978 bis 1984) gegenüber. Nach Länderspielen lud er zur “blauen Stunde”, – an der Spieler, Schnäpschen und Bierchen teilnehmen durften. Im Trainingscamp zur Europameisterschaft 1984 bat Häuptling Silberlocke zum Pils an die Bar (“darfst Jupp zu mir sagen”). Seine Mannschaft hatte in den Tagen am Schluchsee (“Schlucksee”) intensiver am Leben teilgenommen als am anschließenden Turnier. Aus bereits in der Vorrunde. Derwall musste gehen. Erich Ribbek (1998 bis 2000) auch. Nach einer völlig verkorksten Europameisterschaft 2000. Geblieben sind aber seine Lehrsätze für die weltweite Sprachforschung: “Bei uns auf dem Platz wird zu wenig gesprochen. Das könnte an der Kommunikation liegen.” Womöglich wäre der eher schweigsame Helmut Schön (1964 bis 1978) “ganz chloroform” mit ihm gegangen. Franz Beckenbauer hingegen (1984 bis 1990) verlässt sich bis heute auf seine Beobachtungsgabe. “Das Einzige, was sich hier bewegt hat”, war der Wind.

Meier schießt Eintracht zum 2:1

Der VfB Stuttgart hat den erhofften Befreiungsschlag in der Fußball-Bundesliga leichtfertig verspielt und mit der achten Niederlage in Serie einen Vereins-Negativrekord aufgestellt. Nach zwei späten Gegentoren durch Jan Rosendah l(80. Minute) und Alexander Meier (89.) kassierten die lange Zeit überlegenen Schwaben eine 1:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt und bleiben mit 19 Punkten als Tabellen-Fünfzehnter in höchster Abstiegsgefahr. Die Eintracht dagegen entfernte sich mit 25 Zählern ein wenig von den bedrohten Plätzen und verhinderte den nächsten Tiefschlag nach dem bitteren Europacup-Aus gegen den FC Porto (3:3). Martin Harnik hatte mit seinem fünften Saisontor in der 31. Minute vor 43.200 Zuschauern die Stuttgarter in Führung gebracht, doch der eingewechselte Rosenthal und Meier sorgten für die späte Entscheidung zugunsten der Hessen. Die Diskussionen um VfB-Coach Schneider dürften damit weitergehen, zumal der VfB Stuttgart am kommenden Samstag den Tabellenletzten Eintracht Braunschweig empfängt. Auf auf Eintracht Frankfurt wartet beim Tabellensechzehnten Hamburger SV nun ein weiteres wegweisendes Spiel.

Braunschweig holt einen Punkt nach kuriosen Eigentoren

Eintracht Braunschweig hat eine Woche vor dem Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart in der Mercedes-Benz-Arena Selbstvertrauen getankt. Gegen Borussia Mönchengladbach kam das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga zu einem 1:1 (1:1). Kurios dabei: Beide Treffer waren Eigentore der Torhüter. Erst irritierte Braunschweigs Mirko Roland bei einem Eckball seinen Keeper Daniel Davaru, der den Ball ins eigene Netz bugsierte (24.). Dann ließ Marc-Andre ter Stegen einen harmlosen Rückpass überraschend über den Spann und die Torlinie rutschen (52.). “Viele im Stadion haben da so wie ich ungläubig gestaunt”, sagte Lieberknecht.

Dortmund zurück in der Erfolgsspur

In der schwarz-gelben Fußball-Welt stimmt die Hierarchie wieder. Als Nummer zwei hinter dem Branchenriesen FC Bayern München steht Borussia Dortmund wieder dort, wo er auch nach seiner eigenen Meinung derzeit hingehört. Am Ende einer erfolgreichen Woche im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in St. Petersburg (4:2) und dem 3:0 gegen den 1. FC Nürnberg blicken die Westfalen auch wieder zufrieden auf die Tabelle. “Platz zwei ist unser Ziel, das wollten wir eigentlich schon in Hamburg schaffen” sagte Nationalspieler Marcel Schmelzer erleichtert. Bayer Leverkusen schwächelt weiter. Dortmund dagegen schafft die Wende zum Guten. “Aber jetzt müssen wir auch nachlegen”, sagte Henrich Mchitarjan. Der Armenier, der mit seinem Treffer (83.) den Schlusspunkt hinter ein Geduldsspiel setzte, sieht die Borussen auf einem guten Weg. “Heute haben wir wie in St. Petersburg wieder unser wahres Gesicht gezeigt. Ich habe immer daran geglaubt, dass wir heute gewinnen.”

Schürrle verdirbt Felix Magath die Heimpremiere

Jose Mourinho klagte kürzlich gegenüber Sponsoren, sein Problem beim FC Chelsea sei, dass er keinen Torjäger habe. Fernando Torres hat nur viermal in zwanzig Premier-League-Spielen getroffen. Und Samuel Eto’o ist schon 32 Jahre alt, “vielleicht sogar 35″, wie Mourinho sagte – angeblich ohne zu wissen, dass die Kamera-Aufzeichnung der Konservation für die Öffentlichkeit bestimmt war. Als sie öffentlich wurde, meldete sich eine frühere Freundin des früheren Weltklassestürmers und behauptete, Eto’o sei sogar schon 39 Jahre alt. Genau weiß es aber wohl nur Eto’o. Andre Schürrle dagegen ist ganz sicher erst 23 Jahre alt und seit Samstag wieder eine mögliche Lösung für Mourinhos Problem. Und zugleich der Beginn neuer Probleme für einen anderen, für Felix Magath. In seinem Heimspiel-Debüt mit dem Tabellenletzten FC Fulham verlor der erste deutsche Trainer in der Premier League 1:3 gegen den Tabellenführer aus der Londoner Nachbarschaft. Alle drei Treffer dabei erzielte ausgerechnet Andre Schürrle.”Warum ausgerechnet heute?” habe ihn Felix Magath nach dem Spiel gefragt, “du hättest Dir dafür auch ein anderes Spiel aussuchen können”. Doch für den Angreifer kamen die Tore gerade zur rechten Zeit. Zwei Monate war er bei Chelsea nicht mehr erste Wahl gewesen, war in den neun Ligaspielen nach Weihnachten nur auf insgesamt 84 Einsatzminuten gekommen. Nun nutzte er die Chance in der Startelf zu einem Blitz-Hattrick zwischen der 52. und 68 Minute, als er dreimal seine Schnelligkeit ausspielte, Steilpässe erlief und Fulhams Torwart keine Chance ließ. Jose Mourinho fand danach nur lobende Worte über den Deutschen. “Er ist ein guter Vollstrecker”, sagte der Portugiese und ist noch in einem Lernprozess in Bezug auf die Premier League. Er beobachtet den Torwart, kann mit links und rechts abschließen. Ich weiß, dass er vor dem Tor eiskalt ist. Diese Aussage von Jose Mourinho und die Leistungen von Andre Schürrle werden auch Bundestrainer Jogi Löw erfreuen.

Bayer Leverkusen holt Brasilianer

Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen hat das brasilianische Talent Wendell für die nächste Saison von Gremio Porto Alegro verpflichtet. Der 20-Jahre alte Linksverteidiger unterschrieb einen Fünfjahresvertrag. Die Ablösesumme soll bei 6,5 Millionen Euro liegen.

Zitate

“Ich habe im ersten Moment gedacht: Was für eine Scheiße. Da gibt es keine Ausrede.” Marc-Andre ter Stegen, Gladbacher Torhüter über sein Eigentor.

“Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, war es gut, dass ich nicht nachgedacht habe.” Zlatko Junuzovic, Torschütze des Bremer Siegtores gegen den Hamburger SV.

“Wo wollt Ihr hin?”

“Wollt Ihr hier wirklich hin?” fragte ein Hamburger Medium vor kurzem – und zeigte die Ortsschilder von Sandhausen, Heidenheim und Aue. Der Hamburger SV spielt seit 1963 ohne Unterbrechung in der Bundesliga. Jetzt landete das Team mit dem 3:0 gegen Borussia Dortmund einen Befreiungsschlag – dennoch droht dem Fußball-Dino weiter der Albtraum zweite Liga. Auch die Gründungsmitglieder Werder Bremen (nur 1980/81 nicht in der Bundesliga) und der VfB Stuttgart (nur von 1975 bis 1977 in der zweiten Liga) kämpfen gegen den Abstieg. Noch ist der Absturz längst nicht besiegelt. Doch fest steht: Tradition ist für Promi-Absteiger im Unterhaus generell Segen und Fluch zugleich. Zum einen haben sie, zumindest im ersten Jahr, trotz drastisch reduzierter Fernsehgelder aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Finanzkraft und ihrer gewachsenen Fan-Kultur gute Chancen, den Wiederaufstieg zu schaffen. Das zeigen die jüngsten Beispiele Hertha BSC und Eintracht Frankfurt. In die Niederungen durchgereicht wurden in der Bundesliga-Historie Vereine ohne große Tradition wie der KFC Uerdingen, der SSV Ulm 1846, Blau-Weiß 90 Berlin oder Wattenscheid 09. Ein Selbstläufer wäre die sofortige Rückkehr allerdings nach oben für die Clubs mit den großen Namen aber nicht. Die Erwartungshaltung ist schließlich riesig. Die Gegner brennen auf die “Bayern der zweiten Liga.” Klar ist auch: Alle Kräfte müssen mobilisiert werden. Ohne finanzielles Risiko bleibt das Blitz-Comeback eine Fata Morgana. Hauptsächlich mit jungen Spielern kann kein Verein im für seine rustikale Spielweise bekannten Unterhaus bestehen. Oft wird der Abstieg als Selbstreinigung für einen Club angesehen. Was nicht zwangsläufig heißt, dass Köpfe rollen müssen. Heribert Bruchhagen blieb in Frankfurt am Steuer, Michael Preetz der Macher in Berlin. Das Gegenbeispiel heißt TSV 1860. Die Münchner haben zwar Tradition, schaffen es aber nicht, Kontinuität in die Führungsetage zu bringen – und dümpeln seit zehn Jahren in der zweiten Liga herum.

Platini verteidigt Mammut-EM gegen Löw

Die Kritik von Joachim Löw und Oliver Bierhoff prallte an Europas höchstem Fußball-Boss schlichtweg ab. Der Bundestrainer und der Manager des deutschen Nationalteams hatten den Sinn der EM-Aufstockung ab 2016 und der somit kaum noch reizvollen Ausscheidung von 54 europäischen Nationalmannschaften deutlich infrage gestellt. “Wenn das der Fall ist, dann sollen sie halt nicht spielen”, sagte Michel Platini, Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa). Löw und Bierhoff empfinden das ab 2016 aufgeblähte Turnier mit 24 statt mit bisher 16 Teams und die damit verbundene leichte Qualifikation als sportlich “fragwürdig” und als “Verwässerung”. Platini verteidigte das neue Modell, das in zwei Jahren für die Endrunde in seiner französischen Heimat erstmals zur Anwendung kommt, als demokratische Entscheidung der Uefa-Mitglieder. Nur drei Verbände seien dagegen gewesen, darunter eben Deutschland. “Es wird genauso schwierig sein, sich zu qualifizieren wie zuvor. Es ist viel Druck auf den Mannschaften”, betonte Platini, räumte aber zumindest ein gewisses Verständnis für die Bedenken ein.” Fünf oder sechs Teams müssen sich vielleicht nicht so viele Gedanken machen, aber jeder will sich doch qualifizieren.” Die zwölfte EM-Endrundenteilnahme ist für Rekordsieger Deutschland praktisch ein Selbstläufer. Ausgerechnet das verstimmt den DFB-Chefcoach. “Der sportliche Wert einzelner Spiele, aber auch des gesamten Wettbewerbs sinkt”, bemerkte Löw.

Nürnberg feiert Sieg in einem verrückten Spiel

Über den Sieg seines 1. FC Nürnberg im Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Braunschweig wollte sich Gertjan Verbeck nicht freuen. “Schrecklich”, wie wir anfangs gespielt haben” klagte Nürnbergs Coach trotz des 2:1-Sieges. Ein Doppelschlag durch Hiroshi Kiyotake (46.) und Tomas Pekhart (47.) sicherte vor 36.657 Zuschauern den Nürnberger Sieg, nachdem Domi Kumbela (34.) die Gäste in Führung gebracht hatte. Große Nervenstärke in einem verrückten Fußballspiel bewies Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer, der zwei Foulelfmeter hielt (40./63.) Allerdings ließ der Club seine Durchschlagskraft anfangs sehr vermissen – dann sah Innenverteidiger Per Nilsson (32.) nach einer Notbremse auch noch die Rote Karte. Doch mit unbeugsamen Willen und dank Elfmeter-Killer Raphael Schäfer gelang die Wende. Der FCN hätte das Ergebnis sogar noch deutlicher gestalten können, doch zuvor schon wie Braunschweigs Kumbela und Ermin Bicakcic scheiterte auch Nürnbergs Kilyotake vom Elfmeterpunkt, dieses Mal an Eintracht-Torhüter Marjan Petkovic. Drei gehaltene Strafstöße in einem Spiel sind ein Novum in der Bundesliga-Geschichte.

Wieder kein Sieg für die Gladbacher

Nach dem 2:2 gegen Hoffenheim sind die Gladbacher ratlos. Lucien Favre zuckte mit den Schultern. So richtig erklären konnte der Fußball-Lehrer nicht, warum Borussia Mönchengladbach nicht mehr gewinnt. Es ist eine psychologische Sache, vermutete der Schweizer nach dem 2:2 gegen Hoffenheim, mit dem der fünfmalige deutsche Meister seine Sieglos-Serie in der Bundesliga auf sieben Spiele verlängerte. Vor 49.088 Zuschauern erzielten Patrick Herrmann(4.) und Toni Jantschke (18.) zwei frühe Tore. Doch Roberto Firmino (56.) und Sejad Salihovic (82.(Foulelfmeter) glichen aus. “Klasse”, großes Lob an meine Mannschaft, sagte 1890-Coach Markus Gisdol.

Warum werden die vermeintlich Großen immer kleiner?

Was ist los mit dem Hamburger Sportverein, Werder Bremen und dem VfB Stuttgart? Es kann doch kein Zufall sein, dass die vermeintlich Großen immer kleiner werden. Der Hamburger Sportverein hat nach alter Gutsherrenart durchgegriffen. Trainer Bert van Marwijk ist weg. 2:4 beim Tabellenletzten Eintracht Braunschweig – so etwas gehört sich doch nicht für einen Großen der Bundesliga. Jetzt ist Mirko Slomka da, obwohl eigentlich wurscht ist, wer Nachfolger von Bert an Marwijk ist. Hamburg ist Vorletzter. Die Streitigkeiten, Eifersüchteleien und Machtkämpfe zwischen Aufsichtsrat und Vereinsführung erwecken den Anschein, als wollten die Retter des Vereins aus einer Monarchie eine Räterepublik machen. Da ist es doch wurscht, ob Slomka oder ein anderer Trainer gekommen wäre. Sie haben beim HSV keinen Plan. 15 Trainer in 13 Jahren, aber sich dann darüber beklagen, dass man nicht so viel Kohle hat wie der FC Bayern München. Fassungslos beobachten die Hamburger, wie ihnen Vereine, die auf der Liste der Abstiegskandidaten ganz oben stehen, die Punkte klauen. Mainz, Augsburg, Freiburg, Gladbach – dort zeigen sie, wie man mit wenig Geld unter widrigsten Bedingungen in der Bundesliga bestehen kann. Auf dem Platz braucht es Leidenschaft und eine klare Aufgabenverteilung, hinter den Kulissen eine Vereinsführung, die an einem Strang zieht. Eigentlich alles ganz einfach. Hamburg schafft das nicht. Bremen schafft es nicht. Stuttgart schafft es nicht. In der ewigen Bundesligatabelle belegen die mehrfachen Ex-Meister die Plätze zwei, drei und vier. In der aktuellen Tabelle die Plätze 13, 15 und 17. Tendenz fallend. “Die neue Meisterschaft ist der Abstiegskampf”, frotzelte eine Sonntagszeitung. Den Dinos droht die Rote Karte wie bei einem schlechten Zweikampf. Sie sind zu spät dran. Hamburgs Chef Carl-Edgar Jarchow hat sich schon mal freigesprochen. “Ich bin nur für die letzten drei Jahre verantwortlich”, hat er wissen lassen. In Bremen dagegen lebt man gern in der Vergangenheit. Was waren das für Zeiten als Bayern-Jäger und -Bezwinger mit Herzog, Micoud, mit Diego oder Pizarro? Vielleicht hat Präsident Klaus-Dieter Fischer, ein Ehrenmann und aufrechter Sozialdemokrat, übersehen, dass diese Spieler und diese Zeiten einfach nicht mehr da sind. Neulich hatte Fischer seinen großen Auftritt. Die Grünen und seine SPD wollten, dass die Vereine künftig Polizei und Ordnungsdienste rund um die Heimspiele selbst bezahlen. “Hiermit trete ich mit sofortiger Wirkung aus der SPD aus”, sendete er ein Fax und schickte sein Parteibuch sofot hinterher. Begründung: “Mangelnde Wertschätzung gegenüber einem der wenigen Leuchttürme, die dieses Land insbesondere auch nach außen repräsentieren”. Aber Herr Fischer: Es leuchtet doch schon lange überhaupt nichts mehr!. In Stuttgart dagegen wird man die Vergangenheit einfach nicht los. Die Kette der sportlichen Fehlentscheidungen seit der Meisterschaft 2007 wirkt bis heute in den eigenen Strafraum. Sieben Jahre, sechs Trainer – was soll sich denn da entwickeln?. Schuld ist niemand. Sie sind doch schließlich alle weg: zwei Präsidenten, ein Aufsichtsratsvorsitzender und ein Manager. Als Horst Heldt merkte, dass seine Aktivitäten auf dem Transfermarkt zu nichts außer zu einem Riesenloch in der Kasse führen, ging er zu Schalke. Ob nun die jahrelang versäumte Frischzellenkur von Trainer Thomas Schneider bei einem kranken Mann anschlägt? Das muss man abwarten. “Wer die Ruhe nicht bewahrt, zerfleischt sich selbst”, sagt VfB-Manager Fredi Bobic. “Der HSV zerstört sich gerade selbst”, sagte der gefeuerte Trainer Bert van Marwijk. Die Dinosaurier werden immer trauriger. Müssen die Saurier bald von Bord? Neulich musste HSV-Manager Oliver Kreuzer in einem Hamburger Hotel antreten. Chef Jarchow und der Aufsichtsrat erwarteten einen Bericht über die sportliche Misere. Hinterher fuhr Kreuzer in eine Polizeikontrolle. Der freiwillige Alkoholtest ergab 0,98 Promille. Ist nur eine Ordnungswidrigkeit. Vielleicht bekommt er sogar mildernde Umstände. Ganz nüchtern lässt sich doch das ja alles auch nicht mehr aushalten.

Analyse: VfB Stuttgart in jeder Beziehung überfordert

Vor dem Trainingslager in Kapstadt hatte Trainer Thomas Schneider gesagt: “Wir bekommen zu viele Gegentore. Das müssen wir abstellen.” Am Ende des Aufenthalts in Südafrika sagte er: “Ich habe ein gutes Gefühl.” Seither hat der VfB in fünf Spielen 14 Gegentore kassiert. Nichts hat sich also geändert. Genau genommen war der VfB gar nicht auf dem Platz, als es immer wieder klingelte. Siehe das Tor zum 0:1 gegen Hoffenheim, das im 4-2-3-1-System antrat (VfB 4-4-2). Zwei Hoffenheimer Spieler stellten sieben Stuttgarter Spieler bloß, wie peinlich! Über drei Stationen setzte Hoffenheim ein ums andere Mal den VfB schachmatt, häufig durch die Mitte, wo Moritz Leitner und Sani Khedira im Mittelfeld sowie Daniel Schwab und Georg Niedmeier in der Abwehr total überfordert waren. Auch ihre Mitspieler leisteten sich haarsträubende Fehler. Hoffenheim behauptete den Ball besser und zeigte wesentlich mehr Biss. Und das am Ende einer kräftezehrenden englischen Woche (Pokalspiel gegen Wolfsburg am Mittwoch) – gegen den VfB, dessen Kader ursprünglich für zwei Wettbewerbe ausgerichtet war. Jetzt ist er kaum stark genug für einen. Das verdient die Note sechs.

Hannover 96: Wegen Abstiegsangst will Kind mit Korkut sprechen

Hannover-Boss Martin Kind war nach dem 0:2 in Mainz sehr enttäuscht und kündigte Gespräche mit Trainer Tayfun Korkut und Manager Dirk Dufner an. “Mir haben mehrere Faktoren nicht gefallen. Das müssen wir besprechen.” Viele Fehlpässe, keine Ideen – nach der zweiten Niederlage in Folge kehrt die Angst zurück. Die Roten reden vom Abstiegskampf. Ron-Robert Zieler: “Mit so einer Leistung wie in der zweiten Hälfte kann man auswärts nichts mitnehmen. Jedem von uns muss bewusst sein, dass wir eher nach unten als nach oben schauen. Wir sind noch lange nicht unten raus..” Manager Dirk Dufner: “Wir müssen aufpassen, dass wir nicht ins Schlamassel unten reingeraten.” Die nächsten Heimgegner heißen Bayern, Leverkusen und Dortmund – klingt nach weiteren Sorgen.

Nürnberg gewinnt trotz personeller Not überraschend in Augsburg

Der 1. FC Nürnberg hat im Kampf gegen den Abstieg ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. Der Club kam im fränkisch-schwäbischen Derby beim FC Augsburg zu einem nicht unverdienten 1:0 und schaffte dadurch den Sprung auf Platz 14. “Ich war nicht ganz zufrieden, wir haben zu wenig Fußball gespielt, aber wir haben gekämpft wie noch nie”, sagte Club-Coach Gertjan Verbeek. Sein Ausburger Trainerkollege Markus Weinzierl, dessen Team zuletzt acht Spiele in Folge ungeschlagen geblieben war, meinte: “Der Club hat uns das Leben schwergemacht. Wir sind einfach nicht zur Entfaltung gekommen, wie wir uns das gewünscht haben..”. Vor 30 550 Zuschauern erzielte Torjägwer Josip Drmic per Kopfball nach einer Flanke von Hlousek das entscheidende Tor (65.) – es war bereits das elfte Saisontor des Schweizers. Danach verteidigten die Nürnberger fast nur noch – mit Erfolg. “Wenn wir so weitermachen, glaube ich, dass wir den Ligaverbleib schaffen” meinte Verbeek. Der Niederländer hatte auf Chandler, Hasebe und Ginczek auch noch kurzfristig auf Mittelfeldmann Mike Frantz wegen Wadenproblemen verzichten müssen. Seine Mannschaft trotzte der personellen Not und bot eine große kämpferische Leistung. Der Lohn war der dritte Sieg im vierten Rückrundenspiel.

Zwanziger attackiert FC Bayern und Michel Platini

In Brüssel treffen sich EU-Politiker und Fifa-Vertreter bei einer Anhörung zu Menschenrechten in Katar. Der frühere DFB-Boss Zwanziger kritisiert das Emirat, aber auch Bayern, Schalke und die Uefa. Die Kataris können für viel kritisiert werden, aber das Gespür für den richtigen Moment haben sie. Vor Anhörung des Menschenrechtsausschusses versprach das Organisationskomitee der WM 2022 erhebliche Verbesserungen der Menschenrechtslage in dem Emirat. Per 50-seitigem Papier wurden neue Arbeitsrichtlinien präsentiert. Damit soll der Ausbeutung von Ausländern auf den Baustellen künftig Einhalt geboten werden. Wie klein das Vertrauen in das katarische Regime und die WM-Organisatoren ist, wurde in Brüssel deutlich. Bei einer Anhörung des Menschenrechtsausschusses des Europäischen Parlaments wurde das Emirat scharf kritisiert. Allen voran Sharan Burrow, die Genaralsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes ITUC, wählte deutliche Worte. Viele Arbeiter leben entrechtet im Elend, in winzigen Zimmern, ohne sauberes Wasser. Sie werden missbraucht und geschlagen und müssen monatelang auf ihren Lohn warten. Es ist ein absolutes Sklavensystem, fuhr sie fort. Auch Theo Zwanziger, im Fußball-Weltverband Fifa-Mitglied des Exekutivkomitees, kritisierte den WM-Ausrichter. “Es geht auf keinen Fall so weiter wie bisher. In den Menschenrechtsfragen gibt es keine Zeit mehr”, so Zwanziger. “Katar muss bei seinen Investitionen in Beton zunächst einmal die Frage stellen. Wie wirkt sich das auf die Menschen aus, die diesen Beton verarbeiten müssen?” Der frühere Präsident des DFB forderte dazu auf, die Fifa bei dem Drängen auf Verbesserung der Menschenrechtslage in Katar zu unterstützen. Dabei griff er auch die Bundesligaklubs FC Bayern und FC Schalke 04 an, die seit Jahren in der Winterpause ins Trainingslager nach Katar reisen, ohne aber ein kritisches Wort über Katar zu verlieren. Diese Klubs können nicht an den Dingen vorbeischauen. Wer wegschaut, macht sich mitschuldig, sagte Zwanziger. Für Irritationen sorgte in Brüssel auch die Tatsache, dass Präsident Michel Platinie vom europäischen Fußballverband Uefa eine Einladung zur Teilnahme ausgeschlagen hatte. Platini hatte bei der Abstimmung zur WM 2022 für Katar gestimmt. Sein Sohn bekam kurz darauf eine Anstellung bei einem Ableger des katarischen Staatsfonds. Zwanziger meinte, dass Michel Platini dafür Sorge tragen muss, dass die Uefa in Zukunft einen größeren Stellenwert den Menschenrechten beimisst. Man müsse ab sofort kontrollieren, ob die Kataris die versprochenen Änderungen auch tatsächlich vornehmen.

Zitat

“Es ist wie bei einer Hochzeit. Ich habe noch nie eine Braut gesehen, die pünktlich da war – und trotzdem ist die Hochzeit nie geplatzt.”

Der brasilianische Sportminister Aldo Rebelo über die Verzögerungen beim Bau der drei Stadien in Sao Paulo, Cuiaba’ und Curitiba vor der Fußball-WM.