December 6, 2013

bundestipp 6.12.2013

Bayer Leverkusen bleibt neben Dortmund Verfolger vom FC Bayern

Von der blamablen Vorstellung im Champions-League-Spiel gegen Manchester United hat sich die Bayer-Elf schnell erholt und gegen den 1. FC Nürnberg Wiedergutmachung betrieben. Vor 27 395 Zuschauern erzielten Heuing Min Son (36./76.) und Stefan Kießling (47.) die Treffer zum verdienten 3:0-Sieg. "Wir haben nach der Enttäuschung Charakter gezeigt", lobte Bayer-Trainer Sami Hyypiä sein Team. Ohne Sportdirektor Rud Völler, der in der Nacht zum Samstag wegen Nierenproblemen in ein Krankenhaus eingeliefert worden war, taten sich die Gastgeber allerdings zu Beginn schwer. Die Nürnberger waren der Führung näher. Nach einem sehenswerten Konter über die linke Seite traf Makoto Hasebe (19.) mit einem Schuss von der Strafraumgrenze nur den Pfosten. Der erste Treffer von Son kam aus dem Nichts, verlieh Bayer aber die nötige Sicherheit. Son und Castro scheiterten bei weiteren Chancen an Nürnbergs Schlussmann Raphael Schäfer. Kießling traf zudem mit einem Kopfball nur den Pfosten (45.). Auch nach Wiederanpfiff war Leverkusen die spielbestimmende Mannschaft. Kießling, der per Hackentrick von Jens Hegeler freigespielt worden war, und der starke Son erhöhten auf 3:0. "Es war einfach wichtig, heute zu gewinnen", sagte Hyypiä. Trainerkollege Gertjan Verbeek wartet auch nach der fünften Partie mit dem 1. FC Nürnberg auf den ersten Sieg.

Hoffenheim und Bremen bieten ein Spektakel

Wenn es nach den geschossenen Toren geht, steht Hoffenheim neben dem FC Bayern, Dortmund, Leverkusen und Gladbach in der oberen Tabellenhälfte. Wenn es nach den Gegentreffern geht, steht Hoffenheim allerdings auf dem letzten Tabellenplatz. 1899 Hoffenheim hat in der Bundesliga wieder einmal ein torreiches Spiel gezeigt und beim 4:4 (2:2) gegen Werder Bremen eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt. Trotz zweimaliger Führung mussten die Kraichgauer in der 90. Minute den Ausgleich durch Bargfred hinnehmen. Die Bremer kamen so zwar zu einem Punkt in buchstäblich letzter Minute, müssen sich aber fragen, ob sich der Torwartwechsel von Mielitz zu Wolf gelohnt hat. "Jede sachliche Analyse würde dem Spiel nicht gerecht werden. Ich freue mich für alle neutralen Zuschauer und für die Journalisten – die hatten viel Spaß an dem Spiel. Für uns Trainer war es zum Haareraufen", sagte Werder-Trainer Robin Dutt, der seinem bisherigen Stammkeeper Mielitz eine bis Ende des Jahres dauernde Denkpause auf der Auswechselbank verordnet hat. Auch Markus Gisdol, Dutts Amtskollege bei 1899, war unzufrieden mit der Partie. "Wenn wir die ganze Saison normale Spiele machen würden, könnte man ja sagen, dass so ein Spiel mal geil wäre. Aber bei uns ist das jede Woche so und das wird langsam nervig."

Hertha-Trainer freut sich über Nullnummer

Hertha BSC wartet in der Bundesliga noch immer auf einen Sieg gegen den FC Augsburg. Die Hauptstädter mussten sich am Samstag vor 38 667 Zuschauern im Olympiastadion mit einem 0:0 begnügen. Die beste Chance für die spielerisch enttäuschenden Hausherren hatte Adrian Ramos in der 55. Minute mit einem Schuss aus der Drehung, doch Augsburgs Torhüter Marwin Hitz reagierte glänzend. Hertha-Trainer Jos Luhukay war auch mit dem Remis zufrieden. "Wir freuen uns über den Punkt. In der Defensive haben wir ein starkes Spiel gemacht. In der Offensive fehlten uns in der zweiten Halbzeit die Lösungen."

Klopp siegt in der alten Heimat

Der Trainer der Dortmunder entschuldigt sich für das 3:1 seines Teams in Mainz. Einerseits aus alter Verbundenheit, andererseits weil der Dreier durchaus schmeichelhaft ist. Unter dem Strich steht aber vor allem, dass Dortmund durch die Tore von Emerick Aubameyang (70.) per Freistoß und zweimal Lewandowski per Elfmeter (78./90.) auch in der Bundesliga in die Erfolgsspur zurückgekehrt ist und nach zuvor zwei Niederlagen diesmal trotz schwacher Leistung gewann. Deshalb lautete auch Klopps Fazit: "Das war heute eine große kämpferische Leistung. Mehr hatte ich auch heute gar nicht erwartet und mehr ließ der Gegner auch nicht zu." Die Mainzer waren über weite Strecken die bessere Mannschaft und in den letzten turbulenten 20 Minuten durch Eric Maxim Choupo-Monting per Foulelfmeter auch zum Ausgleich gekommen (74.) Am Ende standen sie aber mit leeren Händen und nur noch mit zehn Mann da, weil Elkin Soto die Rote Karte sah (78.) Er hatte mit seinem Handspiel, das zum ersten Elfmeter für den BVB führte, ein Gegentor verhindert. "Wir haben sehr gut verteidigt und viele gefährliche Aktionen gehabt. Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich vorbehaltlos zufrieden. Ich bin sogar sehr angetan", sagte der Mainzer Coach Tuchel.

Özil brilliert beim 3:0-Sieg von Arsenal mit zwei Vorlagen

Der FC Arsenal hat in der englischen Premier League seine Pflicht durch einen 3:0(1:0)-Erfolg bei Cardiff City erfüllt. Großen Anteil am fünften Auswärtssieg des Spitzenreiters hatte Spielmacher Mesut Özil. Der deutsche Nationalspieler bereitete die Treffer von Aaaron Ramsey (29.) und Mathieu Flamini (87.) vor. Den Schlusspunkt setzte erneut Ramsey. (90).

Spieler des 14. Bundesliga-Spieltages: Sejad Salihovic

Ob Sejad Salihovic jemals eine Autobiografie schreiben wird, wissen die Götter. Einen Titel für das literarische Meisterwerk gäbe es schon einmal: "Der Mann am Punkt" – denn kaum jemand in der Bundesliga hat eine solche Strafstoß-Trefferquote wie der Bosnier. Seit April 2012 hat er keinen Elfer in der Liga mehr versemmelt, am Samstag versenkte er innerhalb von sechs Minuten gleich zwei. Beim zweiten Freistoß chippte der Hoffenheimer die Kugel gar frech wie einst Antonin Panenka im EM-Finale 1976 ins Netz. Mit einem Unterschied: Während Panenka und die Tschechoslowakei damals jubelten, zog Salihovic ein langes Gesicht. Das verrückte Spiel endete leider nur 4:4.

Feige Fußballhelden

Die dramatischen Vorkommnisse um den zwei Jahre lang in Katar festgesetzten Fußballspieler Zahir Belounis haben nicht nur wieder ein düsteres Licht auf die Menschenrechtssituation in dem kleinen Emirat geworfen, das so gerne das WM-Turnier im Jahre 2022 austragen will. Der Fall ist auch eine Bankrotterklärung für die globel hochgejubelte Fußball-Branche mit ihren angeblich so bedeutenden Figuren, welche zwar in Sonntagsreden gerne auf die gesellschaftspolitische und soziale Bedeutung dieses Sports hinweisen, aber ihren einzigen Sinn offenbar doch nur in den kommerziellen Interessen sehen. Ohne die durch Medien und Menschenrechtsgruppen aufgebrachte Diskussion um die fragwürdigen Arbeitsbedingungen für "Arbeitssklaven" auf den Baustellen in Katar sowie dem monatelangen Einsatz der internationalen Fußballspielergewerkschaft (Fifpro) würde der französische Profi-Kicker Belounis wohl weiterhin gegen seinen Willen am Golf festgehalten werden. Am vergangenen Freitag durfte er endlich ausreisen. Weder der Weltverband Fifa noch die europäische Fußballorganisation Uefa wurden ihrer Verantwortung gerecht und setzten sich frühzeitig für den Spieler ein. Es wäre eigentlich ihre Aufgabe gewesen. Weil Belounis gegen die Nichtzahlung seines Gehaltes durch den katarischen Klub El-Jaish klagte, wurde er so lange im Land festgehalten. Er sollte mitten in der Vertragslaufzeit einfach abgeschoben werden. Diesen erpresserischen Rechtsbruch möglich macht das sogenannten Kafala-System. Ohne die Unterschrift des Arbeitgebers gibt es in Katar kein Visum für Ein- und Ausreisen. Belou
nis, der zwischenzeitlich mit Hungerstreik gedroht hatte, sollte von seinem Verein gezwungen werden, nur gegen monetären Verzicht Katar zu verlassen. Doch der Stürmer hat sich nicht einschüchtern lassen. Es handelt sich hier um keinen Einzelfall. Eine ähnliche Leidensgeschichte hat der frühere marokkanische Fußball-Nationalspieler Abdeslam Quaddou hinter sich, der vor einem Jahr entnervt Katar verließ, ohne bisher sein Geld für den bis 2013 datierten Vertrag von seinem Verein erhalten zu haben. Auch er setzte sich zuletzt mit seinen begrenzten Mitteln für den Kollegen ein. Dagegen tat Belounis Landsmann Michel Platini nichts. Der einflußreiche Uefa-Chef ist zwar seit Jahren im Emir-Palast von Doha ein gerngesehener Gast und hatte hatte im Jahr 2010 auch für die WM 2022 im Wüstenstaat gestimmt. Mit dem unangenehmen Thema wollt er seine katarischen Freunde nicht belasten. Ein Armutszeugnis für einen der wichtigsten Fußballfunktionäre. Still blieben auch einige der größten Stars des Fußballs, von denen eigentlich Solidarität erwartet worden wäre. Zinedine Zidane hat sogar die gleichen algerischen Wurzeln wie Belounis. Aber offenbar wogen für den französischen Fußballheroen als auch für den Münchner Welttrainer Pep Guardiola ihre Millionenverträge als WM-Botschafter der Katarer schwerer. Ein dramatisches Hilfsgesuch von Belounis bei beiden blieb unbeantwortet. Ob feige oder kalt kalkulierend: Das ist zu wenig für Fußballhelden.

Theo Zwanziger: "Katar 2022 ist einer der größten Fehler im Sport"

Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisiert die Entscheidung der WM-Ausrichtung in Katar 2022. Er nannte die Vergabe einen der größten Fehler, die es je im Sport gegeben habe. Fifa-Präsident Joseph Blatter sprach sich dagegen für die Wüsten-WM am Golf aus. "Ich konnte die Entscheidung für Katar nie verstehen", sagte Zwanziger bei einer Veranstaltung von "Zeit online" in Berlin. Blatter allerdings wiederholte mehrmals, dass die Entscheidung für Katar getroffen wurde, "und wir werden die WM in Katar ausrichten". Deutschland und Frankreich hätten vor der entscheidenden Abstimmung über den WM-Ausrichter aus wirtschaftlichen Gründen Druck auf die Fifa-Entscheidunsträger ausgeübt, so der Fifa-Boss, ohne weitere Details zu nennen. In Malaysia verurteilte er jetzt vor allem die europäischen Medien. Die Kritik an der WM-Vergabe sei völlig überzogen und ungerechtfertigt. Die Ethik-Kommission des Fußball-Weltverbandes (Fifa) untersucht derzeit Bestechungsvorwürfe rund um die WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022). Die Ermittlungsergebnisse sollen frühestens in einigen Monaten vorliegen. Zwanziger hatte sich wiederholt für eine Aufklärung der WM-Vergabe eingesetzt. "Zu Problemen wie der großen Hitze und kleinen Fläche des Landes komme die kritische Lage der Arbeiter hinzu", sagte der 68-Jährige. "Wir müssen jetzt Druck machen, dass diejenigen, die für die Arbeitnehmer zuständig sind, schärfer beobachtet werden", forderte Zwanziger.

Zitat

"Ich habe noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen, weder in Ketten gefesselt noch mit irgendwelcher Büßerkappe am Kopf".
Kaiser Franz Beckenbauer zu Fragen über die Zustände in Katar. (Höchstwahrscheinlich hatte der Kaiser bei der Besichtung der Baustellen in Katar seine Brille nicht dabei).

"Wenn wir zur WM nach Brasilien fahren, ist die Chance 20 bis 25 Prozent. Wer glaubt, mehr, der hat eine Vollbombe geköpft. Dem kann man eine Dämlichkeitsplakette mit fünf Brillanten verleihen". Ex-Fußballmanager Reiner Calmund über die Aussichten der deutschen Nationalmannschaft auf den Titelgewinn bei der WM 2014 in Brasilien.

Guardiola sucht die geschwätzigen Maulwürfe beim FC Bayern

Der FC Bayern sucht den Informanten. Vermutlich erfolglos. Denn Maulwürfe gab es schon immer. Und fast nie wurde einer erwischt. Nur bei Lothar Matthäus ist man sich ziemlich sicher. Dass sie den Maulwurf beim FC Bayern finden werden, ist ziemlich unwahrscheinlich. Denn Maulwürfe gibt es, seit es Fußball gibt. Schon 1930 erschien im Berliner "8-Uhr-Blatt" ein von einem unzufriedenen Reservisten lancierter Artikel über verbotene Handgeldzahlungen und doppelt verkaufte Eintrittskarten bei Hertha BSC, damals Deutscher Meister. Verbandsermittlungen erbrachten jedoch keine Belege, nur der Maulwurf wurde ermittelt, ein gewisser Otto Fritze. So etwas blieb die Ausnahme. In der Regel wurden Maulwürfe nicht oder erst viel später enttarnt. Sepp Herberger etwa suchte Zeit Lebens den Spieler, der die Aufstellung vor dem legendären ersten Ungarn-Spiel 1954, dem einkalkulierten 3:8-Desaster mit einer B-Mannschaft, einer Zeitung verraten hatte. Herberger hatte einen Verdacht und fixierte den Spieler in der Sitzung auffällig lange, als er das Thema ansprach – aber ein Geständnis erhielt er nicht. Unter Generalverdacht stand in den Achtzigern und Neunzigern Lothar Matthäus, dessen Hilfsbereitschaft und Redseligkeit Journalisten auszunutzen wussten. Auch bei Bayern München stand Matthäus in Verdacht, regelmäßig Kabinen-Interna auszuplaudern, beispielsweise als Mehmet Scholl eine Geldstrafe erhielt, weil er den Zapfenstreich überzogen hatte. "Der Lothar hat begriffen, dass, wenn er mitspielt, alles halb so schlimm ist", hat Wolfgang Ruiner einmal im "Spiegel" gesagt. Ruiner war damals Bayern-Reporter der "Bild" und Matthäus-Intimus. Auch der Bierdeckel-Vertrag von Schalke-Trainer Udo Lattek wurde öffentlich, war er doch so amüsant. Extra-Prämie, wenn Schalke vor Dortmund landet, das kann man doch wohl schlecht für sich behalten. Schon gar nicht auf Schalke. Maulwürfe wurden immer gern aktiv, wenn es galt Trainer zu schwächen oder abzuschießen. Als Jan Wouters in einer Spielersitzung der Bayern 1992 Erich Ribbeck vor den Kopf knallte, er sei "der einzige in diesem Raum, der keine Ahnung von Taktik hat", stand das Tage später in den Münchner Zeitungen. Es war der Anfang vom Ende der Ära Ribbeck. HSV-Trainer Michael Oenning warnte 2011 seine Spieler vor einem Spiel gegen den FC Bayern vor Stürmer Miroslav Klose, der im Sommer schon nach Rom gewechselt war. Die Spieler lachten. Oenning bemerkte seinen Fehler sofort und sprach von einer "Freud'schen Fehlleistung". Weil aber immer ein Reservist unzufrieden ist, kam auch das heraus. Werder Bremen beschäftigte im selben Jahr plötzlich einen Mental-Trainer. Das sollte geheim bleiben, stand aber schon bald in der Zeitung. Kapitän Torsten Frings tobte: "Wir haben einen Spinner in der Mannschaft, der einfach nicht dichthalten kann" und ging auf Maulwurfsuche. Vergeblich. Auch der Maulwurf beim FC Schalke 04 entkam. Asamoah hatte Kritik an Trainer Mirko Slomka geübt und der Maulwurf hatte Details von Asamoahs Suspendierung haarklein weitergegeben. Journalisten wissen: viele Maulwürfe tragen Anzug, sitzen in Aufsichtsräten oder Berater-Agenturen und profitieren von Abhängigkeiten. All das macht die Maulwurf-Suche so schwierig.

Tim Wiese: Ich bin immer noch einer der besten Torhüter

Trotz Ausmusterung hat das Ego des Ex-Nationaltorwarts nicht gelitten. Der in Hoffenheim abservierte Tim Wiese hält sich weiter für einen der besten Bundesliga-Torhüter. Und er kritisiert Joachim Löw. "Höchstens zwei bis drei Spiele würde ich benötigen, um wieder der Alte zu sein", sagte der 31-Jährige vor dem Punkts
piel der Kraichgauer gegen seinen Ex-Klub Werder Bremen am Samstag dem "Kicker". Wiese, der sein bisher letztes Pflichtspiel vor zehn Monaten bestritten hat und während der vergangenen Wochen seines Einzeltrainings nach eigenen Angaben sechs Kilogramm an Muskelmasse zugelegt hat, beendete zudem alle Spekulationen über eine mögliche Rückkehr an die Weser. "Die Zeit ist vorbei, es gibt kein Zurück", äußerte der Keeper, der Hoffenheims Trainer Markus Gisdol trotz seiner persönlichen misslichen Lage "gute Arbeit" bescheinigt. Dagegen konnte sich Wiese, der die Ablehnung eines Angebots aus Russland im Sommer bestätigte, mit Blick auf das Länderspieldebüt von Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund) einen Seitenhieb auf Bundestrainer Joachim Löw und Torwartcoach Andreas Köpke nicht verkneifen. "Mir haben sie damals gesagt, sie wollen auf junge Torleute bauen. Anscheinend haben sie nun umgedacht und beschreiten andere Wege." In Hoffenheim ist nach der dritten Niederlage derweil die Laune des Trainers auf dem Tiefpunkt. "Das werden wir schonungslos aufarbeiten", kündigte Gisdol nach dem 0:2 beim FC Augsburg an. "So will ich meine Mannschaft nicht sehen." Am Samstag stimmte bei den Kraichgauern weder die Einstellung zum Spiel noch zum Gegner. "Es war ein klarer und verdienter Sieg für den FCA", sagte Gisdol. "Jetzt stecken wir mitten im Abstiegskampf. Das muss jedem klar sein. Ich erwarte von meiner Mannschaft im nächsten Spiel eine andere Einstellung."

Ärgerliches Remis bei Heckings Rückkehr nach Nürnberg

Bei seiner Rückkehr ins Frankenland hat Dieter Hecking dem 1. FC Nürnberg einen wichtigen Punkt im Kampf gegen den Abstieg überlassen. Mit dem VfL Wolfsburg kam der Trainer, der den FCN vor elf Monaten überraschend verlassen hatte, nicht über ein 1:1 hinaus. "Da ist ein bisschen Ärger dabei. Dieses Spiel zeigt, dass wir zwar gut, aber noch nicht sehr gut sind", sagte Hecking. Nach dem Führungstreffer von Maximilian Arnold (39.) verpasste es sein Team, den Vorsprung auszubauen – trotz bester Chancen. Und das wurde am Ende bestraft. Der eingewechselte Daniel Gincek (72.) glich aus.

90-minütige Achterbahnfahrt

Selten hat ein so spektakuläres Spiel so enttäuschte Reaktionen hervorgerufen. Das 3:3 zwischen Eintracht Frankfurt und Schalke 04 hilft niemandem. Dass sie gerade eines der spannendsten und spektakulärsten Bundesligaspiele dieser Saison gezeigt hatten, war den Mannschaften von Eintracht Frankfurt und Schalke 04 kurz nach dem Schlusspfiff nicht anzusehen. Fast alle Spieler sanken enttäuscht zu Boden, weil sei beim 3:3 (0:2) zwar viel für die Unterhaltung der 51.500 Zuschauer, aber zu wenig für ihre eigene Tabellensituation getan hatten. Vor allem die Frankfurter war die 90-minütige Achterbahnfahrt mit einem schnellen 0:2-Rückstand, einer zwischenzeitlichen 3:2-Führung und dem abermals späten Ausgleich durch Benedikt Höwedes (86.) am Ende "sehr, sehr bitter" wie Trainer Armin Veh befand. Zum achten Mal in Serie blieb seine Mannschaft in der Bundesliga ohne Sieg. Zum sechsten Mal in den vergangenen sieben Spielen kassierten sie dabei in den letzten Minuten noch ein entscheidendes Tor. "Für die Zuschauer war das ein tolles Spiel. Für uns Trainer ist so etwas natürlich der Wahnsinn," sagte Schalke-Coach Jens Keller. Der Kommentar des 43-Jährigen verriet, dass das ständige Auf und Ab dieser so gut besetzten Mannschaft die Verantwortlichen langsam zur Verzweiflung treibt. "Wir haben einiges zu besprechen" sagte Sportdirektor Horst Heldt drohend.

Dank Kießling mischt Bayer 04 Leverkusen oben weiter mit

Wieder einmal Stefan Kießling. Mit seinem achten Saisontreffer (28.) hat der Torjäger von Bayer Leverkusen die Partei bei Hertha BSC Berlin entschieden. Die Werkself gewann mit 1:0 und mischt weiter oben mit in der Bundesliga. Vier Tage vor der wichtigen Champions-League-Partie gegen Manchester United verzichteten die Gäste über weite Strecken der Partie auf frühes, kräftezehrendes Pressing. Vor allem Gonzalo Castro, Lars Bender und Kapitän Simon Rolfes stellten die Räume aber in der eigenen Hälfte geschickt zu. Die fleißigen Berliner kamen dadurch kaum zu Torchancen. "Vor allem in der zweiten Halbzeit hat uns Hertha stark unter Druck gesetzt", sagte Bayer-Coach Sami Hyypia. "Wir haben aber defensiv eine gute Leistung gezeigt, fuhr der Coach fort."

VfB Stuttgart: Gefangen im Mittelmaß

Jedem Schritt nach vorn folgt beim VfB Stuttgart ein Schritt zurück. Nach dem ernüchternden 0:2 gegen Mönchengladbach ist klar: "Aus dem Mittelmaß kommt der Club so schnell nicht heraus". Es war ja eine nette Geste von Lucien Favre. Gerade hatte der Trainer mit seiner Mannschaft dem VfB Stuttgart beim 2:0-Erfolg wenig Chancen gelassen, kostete er seine Überlegenheit nicht aus, sondern servierte seinem Gegenüber auch gleich die passende Ausrede für die überwiegend schwache Leistung der Stuttgarter. Bei der Stuttgartern seien ja vor dem Spiel am Freitagabend viel mehr Nationalspieler unterwegs gewesen, als dies bei der Borussia der Fall gewesen ist. 13:5 – so drückte das Favre in Zahlen aus. Für VfB-Coach Thomas Schneider war damit doch alles klar. Oder auch nicht. Der Trainer des VfB Stuttgart tat jedenfalls gut daran, Favres Argument nichts als Ausrede für die Niederlage herzunehmen. "Das darf keine Entschuldigung sein", sagte er und verwies auf die erste halbe Stunde der Partie gegen die Borussia. "Nach dem 0:1 lief bei uns nichts mehr." Mit dem Blick auf das gesamte Spiel war der VfB völlig chancenlos. Wären die Gladbacher nicht so großzügig mit ihren Chancen umgegangen, hätte das Spiel auch mit einem Fiasko für die Stuttgarter enden können. Allein Torhüter Sven Ulreich von den Stuttgartern verdiente sich eine gute Note. Nach dem Sieg in Freiburg glaubten die Stuttgarter, dass sie wieder einen Schritt nach vorn gemacht hätten. Gegen die Gladbacher allerdings machten sie wieder einen Schritt rückwärts.

Blatter kritisiert Deutschland und Frankreich

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat Deutschland und Frankreich politische Einflussnahme aus wirtschaftlichem Interesse für eine Fußball-WM in Katar unterstellt. "Es war politischer Druck aus europäischen Ländern, die WM nach Katar zu bringen", behauptete Blatter nach einer Audienz bei Papst Franziskus in Rom. "Zwei der Länder, die Druck auf die Wahlmänner in der Fifa gemacht haben, waren Frankreich und Deutschland. Das ist doch bekannt", erklärte der Fifa-Chef. Angesichts der bekannt gewordenen Missstände auf den WM-Baustellen verlangte er aus beiden Ländern Äußerungen von höchster politischer Stelle. "Sie sollen erklären, was sie von der Situation halten. Es ist leicht zu sagen, alle Verantwortung liegt bei der FIFA- nein, nein." Der Schweizer unterstützt die Entschließung des EU-Parlaments zu Arbeitsbedingungen auf den Baustellen für das Turnier 2022. "Wir missbilligen, was dort passiert ist", betonte er. Die großen Baufirmen, die alle aus Europa stammten, seien jedoch auch für ihre Arbeiter verantwortlich, fügte er hinzu. Die Regierung des Golf-Emirates wies die Entschließung des EU-Parlaments als voreilig zurück. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte aber, man sei zu einem Dialog mit dem Parlament bereit. Die Europa-Abgeordneten hatten den WM-Ausrichter zur Vermeidung von Zwangsarbei
t und Sklaverei aufgefordert. Angedacht sei, im Frühjahr 2014 eine Delegation zu entsenden, teilte die Grünen-Politikerin Barbara Lochbihler, die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im EU-Parlament, mit. Der Ausschuss plane auch eine Anhörung zu Katar. Daran teilnehmen sollen Vertreter der FIFA, der UEFA und der internationalen Arbeitsorganisation (ILO)

Zitat der Woche

"Eins ist klar: Eine WM ohne mich, die ist es nicht wert, dass man sie sich anschaut".
Zlatan Ibrahimovic, Schwedens Superstar, nach dem Aus im Play-off der WM-Qualifikation gegen Portugal.