Jogi Löw: Halbfinal-Countdown gestartet
Bundestrainer Jogi Löw hat nach einem freien Tag für die Nationalspieler gleich wieder Konzentration von seinen Spielern auf die Begegnung gegen Spanien gefordert. "Ganz intensiv werden die Spieler auf das Match gegen die Iberer vorbereitet. Jetzt haben wir die ganz große Chance, ins Finale zu kommen", sagte Jogi Löw. "Daher ist es ganz wichtig, dass wir uns durch ‘Nichts’ ablenken lassen, sondern nur auf die vor uns liegende Aufgabe konzentrieren". Sorgen bereiten dem Bundestrainer noch Khedira (Oberschenkelverhärtung) und Cacau (Wirbelblockade). Allerdings ist man bei Khedira guter Hoffnung, dass die medizinische Abteilung es schafft, dass er am Mittwoch spielen kann. Shootingstar Thomas Müller ist leider wegen seiner zweiten gelben Karte, die er zu Unrecht erhalten hat, gesperrt. Es hätte nach seinem unabsichtlichen Handspiel gegen Argentinien nur einen Freistoß geben dürfen. Wenn Absicht vorgelegen hätte, dann wäre auch die gelbe Karte berechtigt gewesen. Das war aber nicht der Fall.
Bayern-Bosse verlangen vom DFB Vertragsverlängerung für Jogi Löw
Bundestrainer Jogi Löw erhält volle Rückendeckung von den Bayern-Bossen. "Es war ein Riesenfehler des DFB, den Vertrag mit Jogi Löw nicht zu verlängern", sagte Karl-Heinz Rummenigge in "Bild". Zudem muss der DFB sein Gehalt dem Ausland angleichen. Löw erhält scheinbar ca. 2,5 Millionen Euro, während Fabio Capello in England wohl ca. 9 Millionen Euro erhalten soll.
Außerdem fordert Uli Hoeneß, dass auch Oliver Bierhoff und Harald Stenger bleiben müssen. DFB-Präsident Theo Zwanziger meinte: "Man sollte ein intaktes Team nicht ohne zwingenden Grund auseinander reißen. Es bleibt in dieser Angelegenheit sicher spannend. Man kann davon ausgehen, dass Jogi Löw nach dieser Weltmeisterschaft Angebote ins Haus flattern". Theo Zwanziger muss sich darüber im Klaren sein, dass er mit seinem DFB jetzt ganz schlechte Karten in der Hand hat. Nach dem bisherigen Erfolg und dem guten Ruf, den sich Deutschland durch das Auftreten und die Spielweise der deutschen Nationalmannschaft in der ganzen Welt erworben hat, sind die Herren vom DFB jetzt total in die Defensive gedrängt worden. Nachdem sie sich Anfang des Jahres schon im Fall Amerell und Jogi Löw blamiert haben, können sie sich jetzt nun wirklich keine Pleite mehr erlauben. Dem DFB geht es im Moment nicht anders wie der derzeitigen Buindesregierung. Vielleicht verstehen sich deshalb Bundeskanzlerin Merkel und DFB-Präsident Theo Zwanziger so gut. Beide stehen vor schwierigen Aufgaben.
Die Halbfinal-Bilanz der DFB-Elf
03.06.1934 Rom Tschechoslowakei – Deutschland 3:1
Zwei Torwartfehler kosteten den Final-Einzug. Der Dresdner Willibald Kreß patzte gleich doppelt. Oldrich Nejedly erzielte alle drei Tore für die Tschechoslowakei.
30.06.1954 Basel Deutschland – Österreich 6:1
Es war die Geburtsstunde jenes Teams, das vier Tage später die eigentlich unschlagbaren Ungarn entzaubern sollte und Weltmeister wurde. Der Nürnberger Max Morlock erzielte drei Treffer, Fritz Walter verwandelte zwei Elfmeter und den sechsten Treffer steuerte Ottmar Walter bei. Die Österreicher mit ihren Stars Zeman, Oszwirk, Happel, Hannappi, Stojaspal etc. waren als klarer Favorit in dieses Spiel gegangen. Sie wurden von einer grandiosen deutschen Mannschaft regelrecht an die Wand gespielt.
24.06.1958 Göteborg Schweden – Deutschland 3:1
Diese Begegnung wird wohl nie ein deutscher Nationalspieler vergessen haben. Es war ein Spiel von Hass geprägt. Die Schweden spielten überhart und wurden vom Schiedsrichter nicht einmal verwarnt. Schon lange vor dem Spiel hatten die Schweden Stimmung gegen die Deutschen erzeugt.
Die Deutschen wurden damals in Schweden richtig gehasst. Es war eine absolute Katastrophe, was sich dort abspielte. Es war die erste Weltmeisterschaft von Idol Uwe Seeler, an der er teilnahm. So etwas wie in Göteborg wird er wohl nie wieder während seiner Fußballer-Laufbahn erlebt haben. Diese Brutalität der Schweden wird er wohl nie vergessen. Die Zuschauer wurden in Blöcke unterteilt, um Stimmung gegen die Deutschen zu machen. Es war wirklich unglaublich, dass die FIFA das damals überhaupt alles zuließ. Der Schiedsrichter war vollkommen eingeschüchtert und pfiff fast nur gegen uns. Der schwedische Rechtsaußen Hamrin, der damals schon für einen italienischen Klub spielte, provozierte unseren Verteidiger Erich Juskowiak dermaßen, dass dieser auch mal etwas härter zur Sache ging und wurde dann gleich vom Platz gestellt. Dann wurde Fritz Walter immer wieder gefoult, so dass er auch nicht mehr weiter spielen konnte. Was in Göteborg vor sich ging, war eine Schande für den Fußball. Dieses Spiel war unter den gegebenen Umständen überhaupt nicht für die deutsche Mannschaft zu gewinnen. Legendär ist die Geschichte von der gestrichenen "Schwedenplatte" in einem Hamburger Restaurant. Der damalige DFB-Präsident Peco Bauwens schwor: "Nie mehr werden wir dieses Land betreten, nie mehr werden wir gegen Schweden spielen!" Grund der Aufregung waren auch die koordinierten Hassgesänge, dirigiert von Vorsängern mit Megafonen. In Deutschland wurden leider dann auch Autos mit schwedischen Kennzeichen angezündet. Dabei haben sich die Schweden, die in unserem Land waren, auch für das Verhalten ihrer Landsleute geschämt. Der Hass auch in anderen europäischen Ländern war nach dem Krieg sehr groß.
Nur mit großer Mühe gelang es Albert Sing, der damals in der Schweiz wohnte und guten Kontakt zu den Schweizern hatte, ein von Sepp Herberger bevorzugtes Quartier für die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1954 zu bekommen. Der Inhaber lehnte erst ab, weil bei ihm viele Holländer übernachteten und die ihm sagten, dass sie nie mehr sein Hotel aufsuchen werden, wenn die Deutschen bei ihm übernachten dürften. Nur der Überredungskunst und dem großen Ansehen, dass Albert Sing genoss, bekam er dann doch dieses Hotel. Später war er dankbar, dass er den Wunsch von Albert Sing erfüllt hatte.
Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft konnte er die vielen Übernachtungswünsche der Deutschen gar nicht mehr erfüllen. Auf den Besuch der Holländer konnte er gut verzichten.
Die Deutschen freuten sich übrigens, dass die Schweden das Endspiel gegen Brasilien verloren und nicht Weltmeister wurden. Zwei Namen werden bei dieser Weltmeisterschaft unvergessen bleiben: "Der aufgehende Stern Pele und der französische Torjäger Just Fontaine".
25.07.1966 Birmingham Deutschland – Sowjetunion 2:1
Helmut Haller traf gegen den unübertroffenen sowjetischen Torhüter Lew Jaschin. Franz Beckenbauer erzielte mit einem Schlenzer das 2:0. Torhüter Hans Tilkowski erlitt eine Schulterprellung, war aber fit genug, um fünf Tage später das Wembley-Tor zu kassieren. Oder eben auch nicht.
17.06.1070 Mexiko-City Italien – Deutschland 4:3 n.V.
Auf einer Erinnerungstafel steht: "Das Azteken-Stadion erweist den Nationalteams Italiens und Deutschlands, Hauptdarstellern des Jahrhundertspiels vom 17. Juni 1970 die Ehre. Ausgerechnet Karl-Heinz Schnellinger, der damals für den AC Mailand spielte, rettete die DFB-Elf mit seinem Tor zum 1:1 (90. Minute) in die Verlängerung. Es ging in der Verlängerung Schlag auf Schlag. Gerd Müller erzielte für uns zwei Tore, während für Italien Burgnich, Riva und Rivera erfolgreich waren.
03.07.1974 F
rankfurt Deutschland – Polen 1:0
Es war eine Wasserschlacht, die wieder einmal Gerd Müller zu Gunsten der Deutschen entschied.
08.07.1982 Sevilla Deutschland – Frankreich 5:4 i.E.
Torhüter Toni Schumacher flippt total aus, checkt Patrick Battiston und bietet gönnerhaft an, ihm die Jacket-Kronen zu bezahlen. Klaus Fischer erzielt mit einem spektakulären Fall-Rückzieher ein Tor für die Ewigkeit und Horst Hrubesch erzielte den entscheidenden Treffer.
25.6.1986 Gualalajara Deutschland – Frankreich 2:0
Wolfgang Rolff schaltet den großen Michel Platini aus, Deutschland dadurch den Topfavoriten Frankreich, der sich bereits zuvor gegen Brasilien verausgabt hatte. Die Tore erzielten Brehme (9.) und Rudi Völler (90.).
04.07.1990 Turin Deutschland – England 4:3 i.E
"Blitz Fritz!" lautet die Aufforderung der englischen Medien. Es bringt nichts. Bodo Ilgner hält gegen Stuart Pearce, Chris Waddle jagt den Ball über das Tor. Paul Gascoigne weint. Das Elfmeter-Trauma der Engländer nimmt seinen Lauf. Deutschland wird Weltmeister.
25.06.2002 Seoul Deutschland – Südkorea 1:0
Heute Thomas Müller, damals Michael Ballack. Er opfert sich in Seoul, indem er einen Konter der Koreaner stoppt, die Gelbe Karte sieht (71.) – und das WM-Finale gegen Brasilien verpasst. Anschließend erzielt er den Siegtreffer (75.)
04.07.2006 Dortmund Deutschland – Italien 0:2 n.V.
Genialer Pass von Andrea Pirlo, Fabio Grosso schießt, Jens Lehmann fliegt, kommt aber nicht mehr dran. Es war die Entscheidung in der 119. Minute. Das 2:0 der Italiener durch Alessandro del Piero (120.) hatte nur noch statistische Bedeutung. Nachher müssen alle zugeben. Italien war besser. Die Azzuri werden auch Weltmeister, die Deutschen Dritter und stürmisch gefeiert.