Heldt macht sogar den Busfahrer zur Schnecke
Huub Stevens knurrte nur vier kurze Sätze ins Mikrofon – die Abrechnung mit seiner Mannschaft überließ der Trainer von Schalke 04 seinem Sportdirektor. "In der zweiten Halbzeit haben alle versagt. Von denen, die auf dem Platz standen, bis hin zum Busfahrer. Das war gefühlt eine 0:5-Niederlage, schimpfte Horst Heldt nach dem aus seiner Sicht "extrem ärgerlichen" 2:2 (2:0) bei Fortuna Düsseldorf. Als er eine Nacht darüber geschlafen hatte, marschierte Heldt vor dem Training in die Kabine und machte die Spieler zur Schnecke. In einer 45-minütigen Sitzung wurde analysiert, was sich vor dem Champions-League-Spiel gegen den HSC Montpellier ändern muss. "Die Mannschaft sei mit ihrer 2:0-Führung stümperhaft umgegangen", sagte Kapitän Benedikt Höwedes anschließend. Nach einer ersten Halbzeit, die Heldt in Sachen königsblauer Dominanz an "ein DFB-Pokal-Spiel bei einem Achtligisten" erinnerte, hatte der Spitzenklub den Sieg beim Aufsteiger "völlig unnötig" und "sehr fahrlässig" aus der Hand gegeben. Heldt war richtig in Rage – er sei fassungslos, er sprach sarkastisch von der Vorgehensweise der Mannschaft. Es zog ein heftiges Gewitter auf. "Wir werden uns alle einmal mächtig die Meinung sagen. Und ich fange damit an. Das können wir so nicht stehen lassen. Fortuna hat bereits am Boden gelegen", sagte Heldt. Schuldzuweisungen an Einzelpersonen vermied er bewusst, und daher traf es neben Klass-Jan Huntelaar und Co. auch Lars Laser, der eigentlich brav mit dem Schalker Luxusbus auf die Spieler gewartet hatte. Was er genau falsch gemacht hatte, ließ Heldt allerdings unbeantwortet.
Der böse Onkel
Der Sportdirektor des FC Bayern München Matthias Sammer kritisiert das Team – und wird dafür auch noch gelobt. Matthias Sammer hatte ein befreiendes Grinsen im Gesicht, als er das Terminal 2 des Münchner Flughafen betrat. Hier ein Gruß, dort ein kurzer Handschlag – aber sagen wollte der Sportdirektor des FC Bayern nichts mehr. Warum auch? Seine Generalkritik vom vergangenen Wochenende schallte ohnehin noch in allen Ohren. "Was Matthias gesagt hat, hat mir gut gefallen", sagte der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, kurz bevor es in Richtung Weißrussland ging. Der Kapitän Philipp Lahm bestätigte, dass der 45-Jährige die mit Trainer Jupp Heynckes abgesprochenen Worte "auch intern geäußert hat. Und wir wissen alle, dass wir besser spielen können." Trotz neun Pflichtspielsiegen in Folge drückt beim deutschen Rekordmeister vor dem Champions-League-Gruppenspiel bei Bate Borissow jeder Einzelne auf die Euphoriebremse – aus gutem Grund. Die Bayern haben zwar Sammer nicht grundsätzlich als bösen Onkel geholt, der immer dann schimpft, wenn es am schönsten ist. Aber sie erhofften sich genau das, was nun passiert ist. Dass er früh spürt, wenn Spiellust und Bissigkeit nur ein wenig schwinden, und dazwischengeht. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns einlullen zu lassen. Und Matthias ist einer, der die Gefahr erkennt", sagte Rummenigge. Heynckes gab Sammer zumindest in der Sache recht. "Er hat gesagt, dass wir in vielen Bereichen optimieren müssen." Das sieht der Trainer, der im Spiel gegen Bate Borissow auf Arjen Robben verzichten muss, nicht anders.
HSV-Torwart Rene Adler ist der Held im Spiel gegen Hannover 96
Der Hamburger SV hat sein 125. Vereinsjubiläum mit einem 1:0 (1:0)-Sieg gegen Hannover 96 gefeiert. Artjoms Rudnevs (20.) brachte den HSV vor 57.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena nach einem Steilpass von Rafael van der Vaart in Führung. Hannover drängte in der spannenden Partie zwar mit Macht auf den Ausgleich, scheiterte aber immer wieder an Torhüter Rene Adler. "Ohne so einen Torwart geht es nicht", wusste van der Vaart, bei wem er sich zu bedanken hatte, und weiter: "Wir hatten heute nur wenige Chancen, eine davon gemacht. Das reicht". Der gelobte Rene Adler gab sich ganz bescheiden. "Das ist doch mein Job".
Italien feiert Miroslav Klose
Beim 0:3 in Neapel hat der Deutsche sein Tor wegen Handspiels annullieren lassen. Miroslav Klose hat mit Lazio Rom das Spitzenspiel gegen den SSC Neapel mit 0:3 verloren – aber die Herzen der Fußballfans in ganz Italien gewonnen. Als fairer Sportsmann ließ der deutsche Nationalspieler am fünften Spieltag der Serie A ein bereits gegebenes Tor vom Schiedsrichter annullieren. Der 34 Jahre alte Stürmer gab zu, dass er mit der Hand am Ball war. Umso bemerkenswerter die Geste, weil es nicht etwa der Treffer zum 1:3 gewesen wäre, sondern die 1:0-Führung in der dritten Spielminute. "Mir ist der Ball an die Hand gesprungen", wurde Klose auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes zitiert. "Es ist für mich das Normalste der Welt, dies dem Schiedsrichter dann auch zu sagen", fügte der 124-malige Nationalspieler hinzu. "Dafür verdient er einen Preis", sagte Neapels Kapitän Paolo Cannavaro. Genauso wie fast alle anderen Napoli-Spieler war er nach der überraschenden Aussage des Deutschen auf dem Platz auf ihn zugelaufen und hatte ihn voller Respekt umarmt. "Bravo", sagte Neapels Coach Walter Mazzarri. Selbst von höchster Stelle kam Lob. "Bravo Miro Klose für deine Geste gestern Abend. Du hast bewiesen, dass du sowohl ein großer als auch fairer Spieler bist", twitterte der FIFA-Präsident Joseph Blatter. In einer von Wettskandalen erschütterten Serie A ist Klose ein Vorbild an Fairness. "Bravo Klose, was für eine schöne Geste", titelte die "Gazzetta dello Sport". Klose sei in einem kranken Fußball eine Anomalie. Italiens größte Sporttageszeitung erinnerte daran, dass Klose schon in der Bundesliga eine Schiedsrichterentscheidung zu seinen Ungunsten korrigiert hat. Am 30. April 2005 hatte sich der für Werder Bremen spielende Klose geweigert, einen Elfmeter gegen Arminia Bielefeld anzunehmen, der nicht gerechtfertigt war.
Zitate
"Ich hätte den Moment gern in die Länge gezogen, aber das ging leider nicht: Der Schiri hat wieder angepfiffen".
Düsseldorfs Dani Schahin über das Glücksgefühl nach seinem Ausgleich zum 2:2 gegen FC Schalke 04.
"Was der Reif sagt, geht mir völlig am Arsch vorbei. Das können Sie ruhig schreiben. Dieser Klugscheißer!"
Leverkusens Sportdirektor Rudi Völller über die Kritik des Fernsehmoderators.
Aufsteiger Frankfurt ist so gut wie Kaiserslautern 1997
Eintracht Frankfurt hat aus sechs Spielen 16 Punkte eingefahren. So eine gute Bilanz hatte bisher erst ein Aufsteiger: Der 1. FC Kaiserslautern vor 15 Jahren – und der wurde am Ende Deutscher Meister. Die Stimmung bei Matchwinner Alex Meier und seinen Kollegen ist mittlerweile so gut, dass selbst ungeliebte Trainingseinheiten die Laune nicht verderben können. Vor dem Waldlauf am Montagvormittag, 17 Stunden nach dem 2:1 am 6. Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen den SC Freiburg, scherzten die Profis des Überraschungs-Aufsteigers Eintracht Frankfurt immer noch untereinander – wie schon kurz nach dem Erfolg. Das Lachen weicht derzeit nur einer ernsten Miene, wenn die Hessen auf ihre Rolle als Verfolger von Spitzenreiter Bayern München angesprochen werden. "Natürlich können wir im Moment zufrieden sein. Aber wir haben erst 6 von 34 Spieltagen absolviert. Das hat alles noch keine Aussagekraft, wir können das schon richtig einschätzen", sagte Doppel-Torschütze Meier, der mit
seinen Treffern (67. und 73.) die Partie vor 49.300 Zuschauern nach dem Rückstand durch Max Kruse (50.) gedreht hatte. "Wir sollten alle auf dem Teppich bleiben. Wir wissen, wo wir herkommen. Wir wissen auch, was unser Ziel ist. Es geht einfach nur darum, dass wir hart arbeiten."
Für Trainer Veh zählt nur der Klassenerhalt. Die harte Arbeit der vergangenen Monate hat sich beim Blick auf die Tabelle allerdings bereits ausgezahlt. Die Eintracht liegt nach wie vor nur zwei Punkte hinter den Bayern. Lediglich der 1. FC Kaiserslautern hatte 1997 als Aufsteiger ebenfalls 16 Punkte aus den ersten sechs Partien geholt – und wurde am Ende Meister. Von solchen Träumereien halten die Eintracht-Verantwortlichen gar nichts. Für Coach Armin Veh zählt nur der Klassenerhalt. "16 Punkte sind gut für unser Ziel, das sich nicht verändern wird", äußerter der frühere Meistertrainer des VfB Stuttgart. Ähnlich sieht es Vehs Chef Heribert Bruchhagen. "Wir haben eine ganz tolle Ausgangsposition", äußerte der Vorstandsvorsitzende, der explizit die Arbeit von Veh und Sportdirektor Bruno Hübner lobte: "Die wichtigste Säule ist die Integration der neuen Spieler – Veh und Hübner haben diese Spieler geholt." Holen wollte Veh vor ein paar Jahren auch Meier – allerdings zum VfB. "Er war damals schon richtig gut, jetzt ist er aber noch besser. Er hat im letzten Jahr an Persönlichkeit gewonnen, nochmal einen Sprung gemacht. Er ist ein besserer Spieler denn je", sagte der Trainer über den 29 Jahre alten Norddeutschen, der von seinen Kritikern gerne als phlegmatisch beschrieben wird. "Er weiß manchmal nicht, was er wirklich kann. Aber er kann soviel. Jetzt weiß er es hoffentlich", sagte Veh nach dem fünften Bundesliga-Doppelpack des Offensivspielers. Auch Meiers Teamkollegen sind voll des Lobes über den früheren U21-Nationalspieler, der mit seinen vier Saisontoren großen Anteil am Höhenflug der Eintracht hat. "Er hat einen ausgeprägten Killerinstinkt. Ich habe noch nie einen Spieler im Training gesehen, der so eiskalt vor dem Tor ist", äußerte Stefan Aigner. Einen derartigen Stürmer könnte der Freiburger Trainer Christian Streich derzeit gut gebrauchen. Stattdessen musste sich der Coach, dessen Team lediglich fünf Punkte auf dem Konto hat, über seinen Angreifer Karim Guede ärgern. Streich hatte für den 27-Jährigen die Joker-Rolle vorgesehen, stattdessen sah Guede nur 18 Minuten nach seiner Einwechslung wegen groben Foulspiels die Rote Karte (90+1).
Huub Stevens: Rumgelaufen wie Häschen
Die Leistung seiner Mannschaft bei der 0:2 Niederlage gegen die Bayern hat bei Trainer Huub Stevens Spuren hinterlassen. "Man kann gegen den FC Bayern verlieren, aber die Art und Weise wie wir das getan haben, ist nicht akzeptabel und sehr enttäuschend. Wie die Häschen sind wir hinterhergelaufen. Leidenschaft und Mut waren während des gesamten Spiels nicht zu sehen. So eine Vorstellung haben unsere Fans nun wirklich nicht verdient", sagte der Coach der Schalker. "Für sie tut es mir besonders leid, dass wir so destruktiv gespielt haben", fügte Youngster Lewis Holtby hinzu.
Jürgen Klopp: Verständnis für "Kein Zwanni"
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hat Verständnis für die Proteste der BVB-Fans gegen überhöhte Eintrittspreise. "Wir müssen alle aufpassen, dass wir die Spirale da nicht überdrehen. Ich kann deshalb so eine Aktion absolut nachvollziehen", sagte er vor dem Spiel der Dortmunder Borussen in Hamburg. Der HSV verlangte für das Top-Spiel gegen Dortmund einen Aufschlag von 100 Prozent gegenüber dem Spiel gegen Nürnberg. Beim Anpfiff des Spiels hatten die ca. 1.000 mitgereisten BVB-Anhänger im Rahmen ihrer Kampagne "Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar bleiben" demonstrativ das Hamburger Stadion wieder verlassen.
Borussia Dortmund: Lewandowski fordert mehr Geld
Robert Lewandowski schoss in der vergangenen Saison Borussia Dortmund mit seinen 22 Treffern zur Meisterschaft, sein später Treffer gegen Ajax Amsterdam sorgte für den Auftaktsieg in der Champions League. Wie lange sich die Borussia noch auf die Tore des Polen freuen darf, ist jedoch völlig unklar. Der 23-Jährige lässt sich mit der Verlängerung seines 2014 auslaufenden Vertrages Zeit. Ein Angebot vom BVB bis 2016 soll er bisher abgelehnt haben. Laut "Bild" fordert er das dreifache Gehalt. Bisher verdient er im Jahr 1,5 Millionen Euro.
Sammer: Müssen weiter marschieren
Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer will den gelungenen Saisonstart des Rekordmeisters nicht überbewerten. "Ein guter Start nutzt nur dann etwas, wenn man weiter marschiert. Unser nächster Gegnerr VfL Wolfsburg ist sehr unangenehm", sagte Sammer nach dem 2:0 Sieg beim FC Schalke 04. Mit dem Spiel in Gelsenkirchen und auch in der Champions League gegen FC Valencia war Sammer zufrieden. "Wir haben das Spiel kontrolliert und auch Tore gemacht. Dem Torschützen Toni Kroos, der sowohl gegen Valencia als auch gegen Schalke traf, attestierte er außergewöhnliche Anlagen. Sammer mahnt aber auch: "Er muss seine Gier behalten".
Bank streicht FC Valencia den Kredit
Die Schuldenkrise hat den spanischen Fußball mit voller Wucht erwischt. Bayerns Champions-League-Gegner FC Valencia muss auf eine wichtige Finanzspritze verzichten. Die durch die Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogene Bankengruppe "Bankia" strich dem Verein einen Kredit von 240 Millionen Euro. Mit dem Geld sollte das seit drei Jahren im Rohbau befindliche Stadion endlich fertiggestellt werden. Nun steht Valencia vor einem Scherbenhaufen.
Uli Hoeneß: Jürgen Klopp passt zu uns
Beim Meister und Pokalsieger Borussia Dortmund fühlt sich Jürgen Klopp pudelwohl, doch könnte er sich auch mal ein Engagement als Bundestrainer vorstellen. Doch vielleicht reizt Jürgen Klopp auch mal der Platz auf der Bank des FC Bayern. Uli Hoeneß gerät jedenfalls beim BVB-Coach ins Schwärmen. "Ich habe doch schon vor drei Jahren für ihn plädiert. Er ist doch ein Mann, der zu uns passen würde", sagte Uli Hoeneß dem Magazin "11 Freunde". Klopps Vertrag bei Dortmund läuft allerdings noch bis zum Jahr 2016.
Jose Mourinho verklagt spanische Zeitung
Jose Mourinho hat die Tageszeitung "Marca" verklagt. In einem veröffentlichen Brief beschwert sich der Anwalt des Trainers von Real Madrid, dass sein Mandant in einem Artikel als Mensch beschrieben worden sei, der fliehen würde, wenn er jemanden zusammengeschlagen habe. "In unseren Augen ist diese Phrase erniedrigend und wurde völlig unnötig in der Kritik verwendet". Mourinho fordert offenbar eine Richtigstellung und 15.000,– Euro Entschädigung, die er sofort an eine soziale Einrichtung spenden will, so sein Anwalt.
Brasilien: Neymar rettet den Rekord-Weltmeister mit seinem Last-Minute-Tor
Brasiliens Jung-Star Neymar hat den Rekord-Weltmeister Brasilien mit seinem Last-Minute-Tor im sogenannten "Superclasico de las Americas" zum 2:1 Sieg gegen Argentinien geschossen. Der knappe Sieg ist allerdings nur ein dünnes Polster für das Rückspiel am 3. Oktober in Argentinien.
Eintracht bei der Eintracht
Vier Spiele – vier Siege: Frankfurts Bundesligastart ist perfekt gelungen – was für Harmonie im Umfeld sorgt. Die zwei
glückseligen Eintracht-Fans, die sich am vergangenen Wochenende anderthalb Stunden nach dem 3:2 der Frankfurter gegen den HSV noch ein letztes Bier und eine Bratwurst vor der Arena gegönnt hatten, sahen die Dinge schon richtig: "Mit dem Oka hädde mer heut net gewonne", stellte der eine in schönstem Frankfurterisch fest. Worauf der andere erklärte: "Stimmt, der Kevin ist schon ne Nummer!" Und jetzt fahren wir am Freitag nach Nürnberg und bringen von dort auch wieder drei Punkte mit, was die Frankfurter Mannschaft auch befolgte. Man weiß gar nicht, wo man mit Lob anfangen soll bei der Eintracht in diesen Tagen. Nach vier Spieltagen steht der Aufsteiger mit vier Siegen zusammen mit den Münchner Bayern überraschend an der Tabellenspitze der Bundesliga. Ein Großteil der optimalen Punkteausbeute ist der starken Leistung der neuen Nummer eins, Kevin Trapp, zu verdanken. Es scheint, als hätte die Eintracht endlich einen Torwart gefunden, der den ewigen Oka Nikolov als Stammtorwart verdrängen könnte. Das hat zuvor seit 18 Jahren nämlich noch keiner geschafft. Dreimal bewahrte Trapp seine Mannschaft gegen den HSV in einer sogenannten Eins-gegen-eins-Situation mit kühlem Kopf und schneller Reaktion vor einem Gegentor. Das war ihm aber auch schon bei den Erfolgen gegen Leverkusen, in Hoffenheim und jetzt auch in Nürnberg gelungen. Der 38-jährige Nikolov wird in Frankfurt eher für seine Vereinstreue als für seine Klasse gefeiert. Trapps Name schallte aber jetzt schon bei dem Heimspiel gegen den HSV aus Zehntausenden von Kehlen. Für 1,5 Millionen Euro kam der Saarländer vor der Saison vom Absteiger 1. FC Kaiserslautern. Nicht wenige waren skeptisch, hatte Kevin Trapp in der vergangenen Rückrunde beim 1. FC Kaiserslautern doch einige Fehler gemacht und seinen Stammplatz nach einer Verletzung verloren. Doch Trapp wechselte den Berater und ist jetzt stärker denn je. Er hat sich wie die neue, spielerisch starke Eintracht auch von einer Roten Karte bei der Pokalpleite in Aue nicht aus der Bahn werfen lassen. In Frankfurt stimmt aber derzeit überhaupt die Mischung im Kader. Altbewährte Kräfte wie der Kapitän Pirmin Schwegler und Alexander Meier befinden sich in prächtiger Form. Und Talente wie der Linksverteidiger Bastian Oczipka, 23, der Rechtsverteidiger Sebastian Jung, und der Mittelfeldspieler Sebastian Rode, 21, entwickeln sich so rasant, dass Berufungen in die A-Nationalmannschaft keine unerfüllten Träume bleiben müssen – so hochgegriffen sich das im Moment auch noch anhören mag. Überraschend ist aber, wie selbstverständlich Bundesliga-Novizen wie die Flügelspieler Takashi Inui (kam aus Bochum) und Stefan Aigner (1860 München) oder der Stürmer Oliver Occean (Fürth) Höchstleistungen bringen. Entdeckt hat der Trainer Armin Veh die Spieler in der Aufstiegssaison. "Ich kannte die zweite Liga nicht und auch nicht die Spieler", erzählt Veh. Im Abstieg lag also auch etwas Gutes. Veh fand Spieler, die ihm sonst nicht aufgefallen wären. Von Inui schwärmt er. "Ich habe noch keinen Spieler gesehen, der den Ball so gekonnt aus der Luft annimmt. Weltklasse." Veh liebt technisch gepflegten Fußball, nach dieser Vorliebe holte er sich die Spieler, nach dieser Vorliebe lässt er spielen. Derzeit macht es nicht nur ihm Spaß, der Eintracht zuzuschauen. Alle Spieler nennen die Harmonie im Kader als Erfolgsgarant. Und auch auf der Vorstandsebene herrscht derzeit Eintracht bei der Eintracht. Erfolge machen das Leben eben einfacher. Der Sportdirektor Bruno Hüber, Trainer Veh und der neue Finanzvorstand Axel Hellmann streben einen etwas wagemutigeren Kurs an als der notorische Risikovermeider Heribert Bruchhagen. Mit sieben Millionen Euro Transferausgaben ist der Klub im Sommer bis an die Grenze gegangen. Die Euphorie im Umfeld nach dem besten Ligastart seit der Saison 1966/1967 will Trainer Veh nicht bremsen. Und wer den Erfolg der Eintracht nicht rational verstehen will, der findet auch anderswo Erklärungsansätze. Zumindest bei Kevin Trapp hat sein Talent ja vielleicht etwas mit dem Geburtsdatum zu tun. Er ist am 8. Juli 1990 geboren – an dem Tag, also, an dem Deutschland in Rom gegen Argentinien Weltmeister wurde.