NOTE 1 FÜR WERDER-TRAINER THOMAS SCHAAF
Werder-Trainer Thomas Schaaf kritisiert Auswüchse im Fußballgeschäft. Er war auf der Fortbildung des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer als Gastredner geladen und wurde dort ehrfürchtig als "bester Trainer der Welt" angekündigt. Schaaf referierte anschließend ungewohnt offen auf einer kleinen Bühne in der Business-Lounge des Bremer Weserstadions über Entwicklungen im Profifußball. Als rosig, so sein Fazit, kann das Treiben in seiner Branche nicht bezeichnet werden. Problematisch sei aus seiner Sicht der Einfluss der Werbeindustrie, die insbesondere die deutschen Nationalspieler immer mehr vereinnahme. Es muss schon gefragt werden, ob es sinnvoll ist, dass Nationalspieler in einer Zeit, in der sie eine Pause haben, für den Werbespot eines Brotaufstrichs nach Südafrika fahren und da Kasperkrams machen.
Ohnehin sind Teile der heutigen Spielergeneration aus Sicht des 49 Jahre alten Schaaf zu empfindlich. Zu seiner Zeit seien junge Akteure dazu verdonnert gewesen, erst einmal von den älteren Kollegen zu lernen und den Mund zu halten. "Heute würde man einem Talent am liebsten in den Hintern treten, weil es sein Potential nicht voll ausschöpft. Aber dann geht der Spieler einfach zu einem anderen Verein, wo er nicht in den Hintern getreten wird. Das erschwert meine Arbeit als Trainer immer mehr, weil wir als Klub immer in Konkurrenz zu anderen Vereinen stehen".
Ungefiltert wie selten offenbarte er auch seine Sorgen über zu schnell hochgejubelte Profis. Schaaf ist kein Freund der Medien, und so ließ er in seinem Vortrag auch die Berichterstattung in keinem guten Licht stehen. "Insgesamt ist diese ganze Entwicklung beim Profifußall in den vergangenen Jahren rasant hochgeschossen. Beispielsweise Nummer 36 aus dem Kader. Hat noch nie einen Ball getroffen, aber er ist wichtig, weil er vielleicht Informationen hat. Deshalb habe ich als Trainer eine Fürsorgepflicht, diesen Spielern in ihrer Entwicklung zu helfen."
Schaaf beobachtet seinen Sport mit großer Skepsis. "Ich mache mir große Sorgen. Wir müssen aufpassen, dass Nebensächlichkeiten nicht den Fußball vereinnahmen, denn damit wird irgendwann das Produkt Fußball kaputt gemacht. Wir hauen so die Basis kaputt." Die Botschaft, die er seinen Kollegen auf dieser Fortbildungsveranstaltung mitgeben wollte, war eindeutig. Er predigte Purismus. "Wir als Trainer müssen darauf achten, dass Fußball auch Fußball bleibt. Die meisten anderen, die heutzutage mit Fußball zu tun haben, haben andere Interessen.
Schaaf ist einer, der mit einer Mischung aus norddeutscher Reserviertheit sowie trockenem Humor stets die Grundeigenschaften des Fußballs in den Mittelpunkt zu stellen versucht. Auch das ließ er nicht unerwähnt. Aus seiner Sicht wird in den kommenden Jahren die Schnelligkeit der Akteure immer wichtiger für den positiven Ausgang einer Partie werden. "Die Taktik ist dagegen ausgelutscht", erklärte Schaaf.
Seit genau elf Jahren ist er nun Trainer von Werder Bremen, wo er noch einen bis 2012 laufenden Vertrag besitzt. Für seinen Abschied als Trainer hat er sich zwar noch keine konkreten Gedanken gemacht, aber wie sein letzter Arbeitstag in Bremen aussieht, ist ihm dagegen schon klar: "Natürlich werden Verträge eingehalten. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass ich meine Spieler nicht mehr motivieren kann, nehme ich meine Tasche und gehe."
Anmerkung: Man kann nur hoffen, dass viele Präsidenten, Sportdirektoren und Spielerberater diese Aussagen von Thomas Schaaf sich zu Herzen nehmen. Er weist nämlich darauf hin, dass wir auch den Fußballsport vor die Wand fahren, wenn wir so weiter machen. Man sollte aufwachen, bevor es zu spät ist.
Das vorläufige DFB-Aufgebot für die Weltmeisterschaft in Südafrika
- Tor: Manuel Neuer, Tim Wiese, Jörg Butt
- Abwehr: Dennis Aogo, Jerome Boateng, Arne Friedrich, Philipp Lahm, Per Mertesacker, Marcel Jansen, Serdar Tasci, Holger Badstuber, Heiko Westermann, Andreas Beck.
- Mittelfeld: Michael Ballack, Marko Marin, Mesut Özil, Piotr Trochowski, Sami Khedira, Christian Träsch, Toni Kroos, Sebstian Schweinsteiger.
- Angriff: Cacau, Mario Gomez, Miroslav Klose, Thomas Müllerr, Stafan Kießling, Lukas Podolski
Fahrplan der DFB-Elf
- 11. Mai Nennung 30-Mann-Kader an Weltverband FIFA
- 12. Mai Treffpunkt der Nationalmannschaft in Düsseldorf
- 13. Mai Benefizspiel gegen Malta in Aachen
- 14. Mai Start des Regenerationstrainings auf Sizilien
- 17. Mai Geplante Ankunft der Pokalfinalisten von Werder Bremen und Michael Ballack auf Sizilien
- 21. Mai Umzug von Sizilien ins Trainingslager nach Südtirol
- 24. Mai Geplante Anreise der Münchner Nationalspieler nach dem Champions-League Finale in Madrid
- 29. Mai Länderspiel in Budapest gegen Ungarn
- 2. Juni Ende des Trainingslagers in Südtirol
- 3. Juni Letzter WM-Test gegen Bosnien-Herzogewina in Frankfurt/Main
- 6. Juni Flug nach Johannisburg
- 7. Juni Bezug des Basis-Camps "Velmore" bei Pretoria
- 13. Juni Erstes Gruppenspiel gegen Australien in Durban
- 18. Juni Zweites Gruppenspiel gegen Serbien in Port Elizabeth
- 23. Juni Drittes Grupppenspiel gegen Ghana in Johannisburg