Im Vergleich zu Guerrero war Jermaine Jones zärtlich
Seit Samstag wissen wir, wie gut erzogen Jermaine Jones im Vergleich zu HSV-Treter Guerrero doch ist. Brutale Fouls gab es oft, hier die schlimmsten Beispiele. Fußball ist ein Männersport, und was ein Mann ist, wussten die HSV-Fans schon immer am besten. Willi Schulz hat es ihnen mit dem Holzhammer beigebracht. Der war in den 60iger Jahren als "Worldcup-Willi" berühmt – aber vor allem, weil er als Kante der Hamburger Abwehr beim Hinlangen nicht pingelig war, sondern die Latte verdammt hochlegte mit seiner rustikalen Ruhrpott-Philosophie, die sich so anhörte: "Wommer ma sagen, da liegt ainer im Strafraum, und du bist nicht bereit, dem dä Kopp abzutreten, dann wirste kainer." Am Samstag hat Paolo Guerrero den großen Alten beim Wort genommen. Zwar hat das rabiate Rauhbein am Stuttgarter Torwart Sven Ulreich den Kopf drangelassen, aber zwei Etagen tiefer alles dafür getan, dass wir seinen Ausraster jetzt nicht hier, sondern genauso gut im Polizeibericht abhandeln könnten, in der Spalte Gewaltkriminalität.
Wie ein wildgewordener Pampa-Stier ist der Peruaner mit Anlauf von hinten in den arglosen Ulreich hineingerauscht, mit gestrecktem Bein und den Stollen voraus, offenbar wollte er ihm die Kniekehle amputieren – die Rot-Kreuz-Männer eilten schon mit der Bahre herbei, um den Brüllenden wegzutragen zur letzten Ölung. Selbst die HSV-Fans leeren sich angesichts der unappetitlichen Attacke den Magen über den Hals. Ein "Ekel-Alfred" schämt sich in einem Diskussionsforum: "Ein Psychopath trägt unser Trikot." Andere empfehlen die Einweisung des Kloppers in die nächstgelegene geschlossene Abteilung, um zu klären, ob er einen Sprung in der Schüssel, ein Rad ab oder einen Bänderriss in der Birne hat. "Das war ein Attentat", haben wir den Sky-Moderator Sebastian Hellmann erschrocken sagen hören, und sein Experte Ex-FIFA-Schiedsrichter Markus Merk sprach von einem "Foul der übelsten Sorte, wie wir es nur selten sehen, wie bei Gentile gegen Maradona". Die Bewachung des Argentiniers durch den Italiener bei der WM 1982 zählt zu den ewigen Top-Ten der Gewalttaten. Gentile schaute damals Maradona tief ins Auge und sagte wortlos: "Wie hättest du es gern, soll ich dich entmannen oder dir nur das Nasenbein brechen". Bei Guerrero hat Merk jetzt zu einer Sperre von mindestens sechs Wochen geraten, denn die hat Jermaine Jones kassiert, als er vor ein paar Wochen auf den frisch operierten Zeh von Marcus Reus trat. Damals haben wir Romantiker empört aufgeheult, müssen jetzt aber Abbitte leisten, denn die Dinge haben sich jäh relativiert. Seit Samstag wissen wir, wie gut erzogen Jermaine Jones in Wirklichkeit ist. Verglichen mit Guerreros Widerwärtigkeit war sein Tritt eine Zärtlichkeit. Auch Kevin-Prince Boateng muss sich nicht länger schämen: Die Art, wie er damals im englischen Cupfinale Winston Churchill ("Sport ist Mord") bestätigt und Michael Ballacks Weltkarriere beendet hat, können wir ihm nach dem Vorkommnis am Samstag als harten, aber fairen Zweikampf durchgehen lassen. Mit anderen Augen sehen wir plötzlich auch Tim Wieses Kung-Fu-Tritt anno 2008 gegen den damaligen HSV-Stürmer Ivica Olic. Laut Franz Beckenbauer war es fast ein Mordversuch, und mit etwas weniger Glück würde Olic heute mit zwei Glasaugen durchs Leben irren. Doch seit Samstag müssen wir dem Werder-Torwart fast danken: Er kam nicht hinterhältig daher, sondern von vorn, mit offenem Visier. Sogar Toni Schumacher müssen wir an der Stelle ab sofort eine gewisse Ritterlichkeit bescheinigen, und er kann 30 Jahre nach seiner Attacke auf Patrick Battiston 1982 im WM-Halbfinale auf eine milde Neubetrachtung des Geschehens hoffen. Wie ein Rammbock streckte der Kölner Torwart damals den Franzosen nieder. Der verlor drei Zähne, wurde mit einer Gehirnerschütterung weggetragen, und Schumacher lehnte Kaugummi kauend am Pfosten und sagte nach dem Spiel: "Ich zahle ihm die Jacketkronen." Das kam überhaupt nicht gut an – muss nachträglich aber fast schon als friedfertiges Sozialverhalten gewertet werden, denn die Reue Guerreros nach der Schandtat war wesentlich kleiner. Um ein Haar hätten wir jetzt Uli Stein vergessen, von dem die HSV-Fans bis Samstag dachten, sein Blackout anno '87 gegen die Bayern sei der schlimmste der Hamburger Fußballgeschichte. Seinerzeit schoss Jürgen "Kobra" Wegmann das entscheidende Tor, und zur Strafe schlug ihn Stein k.o. Die Art, in der es passierte, war allerdings nicht hinterhältig, sondern vorbildlich, seit Samstag wissen wir es: Es war eine saubere, lehrbuchmäßig geschlagene rechte Gerade, Auge in Auge. Wegmann hat sie kommen sehen – und sich noch nicht mal die Nase gebrochen. Heute? Die Gewalt, gewollt oder nicht, hinterlässt ihre Spuren. Ohne Blutvergießen vergeht kaum noch ein Spieltag, es mehren sich die Stollenabdrücke an allen Körperteilen. Die Fußballer tragen Gesichtsmasken. Als seien sie der Geisterbahn entlaufen, so sehen die Opfer aus. Und was tut Guerrero, der Täter? Er protestiert, gestikuliert und reklamiert und wäre am liebsten auch noch dem Schiedsrichter Sippel ins Steißbein gefahren, aus Rache für Rot. Dabei muss dieser Durchgeknallte dem Fußballgott dafür dankbar sein, dass er sich noch auf freiem Fuß befindet. Im richtigen Leben wäre Guerrero in Fußketten abgeführt worden wie die schlecht durchbluteten Brutalos, die in der U-Bahn auf anständige Bürger eintreten. Wie entschärfen wir Guerrero? Vor zwei Jahren hat ihn das Werfen einer Flasche an den Kopf eins HSV-Fans 20.000 Euro und fünf Spiele Sperre gekostet. Wenn wir dieses Kavaliersdelikt mit der Tat vom Samstag vergleichen, kommen wir umgerechnet diesmal auf zwei Jahresgehälter und die Zwangseinweisung in ein Aggressionsseminar der Volkshochschule mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Durch die Gnade der späten Geburt bleibt Guerrero immerhin die Höchststrafe erspart: Ein Zweikampf mit Willi Schulz.
Erst die Hertha, dann Griechenland
Otto Rehhagel war gestern zum Essen verabredet. Und wie der Otto so ist, in seiner ihm eigenen bescheidenen und zurückgenommen Art, hat er auch nur ganz vorsichtig angedeutet, mit wem er denn zu speisen gedenkt. "Am Sonntag sind meine Frau Beate und ich beim Außenminister zum Abendessen eingeladen", hat König Otto am Samstag erzählt. Nun kann man sich fragen, ob der Außenminister nichts Besseres zu tun hat. Und wer da wem eine Audienz gewährt. Jedenfalls, wie aus gewöhnlich schlecht unterrichteten Kreisen zu hören war, handelt es sich um ein Arbeitsessen. Es ging um die zweitgrößte Rettungsaktion der Bundesrepublik. Natürlich, es gäbe viel zu tun für einen Mann wie ihn. Aber der 73-Jährige kann ja schließlich nicht alles retten. Schlecker muss zum Beispiel ohne ihn auskommen, auch die Regierungskoalition muss ihre Probleme selbst lösen. Später vielleicht. Der Otto muss sich jetzt erst um Berlin kümmern.(die Hertha), dann um Athen (Griechenland). Angeblich soll Rehhagel nach geheimen Plänen des Außenministeriums, die so geheim sind, dass man selbst dort nicht eingeweiht ist, den Aufbau Ganz-weit-Ost leiten. Man weiß ja nicht, was schwieriger ist – hier ein Punktekonto aufzubauen oder dort ein Schuldenkonto abzubauen. Aber der Guido wird daran erinnert haben, dass der Otto den Griechen schon mal etwas beigebracht hat, was sie nicht ganz optimal beherrschen. Damals war es Spielführung, diesmal eben Haushaltsführung. Der Otto ist perfekt dafür. Der Otto ist ein Motor für Wunder. Und er ist der perfekte Hybrid für Sport- und Poli
tik-Joint-Venture. Der Sport ist längst viel zu klein für den gelernten Anstreicher, die Politik sucht gerne seine Nähe und andersherum, und deshalb ist es auch nur logisch, dass es am Wochenende zu einem Beleidigungspingpong zwischen Politik (Jürgen Trittin) und Sport (Hertha BSC) kam. Werder-Fan Trittin sprach davon, dass ihm der Otto leidtue, bei so einem Verein gelandet zu sein, und dass das Berliner Management suizidal veranlagt sei. Woraufhin Hertha-Boss Werner Gegenbauer ganz souverän konterte, der Trittin möge doch einfach einmal seine Fresse halten. Der Otto schweigt dazu ganz präsidial, wie er eben so ist. Ach ja, bei der Präsidentenwahl am 18. März ist Otto natürlich auch dabei. Die Berliner CDU hat ihn aufgestellt., allerdings, das wird – auch ihn selbst – überraschen: nicht als Kandidat, sondern als Wahlmann.
Acht Spiele Sperre für Guerrero
Paolo Guerrero hat wie erwartert eine Sperre von acht Spielen aufgebrummt bekommen. Das beschloss das Sportgericht des DFB. Der DFB ahndete damit den üblen Tritt des Hamburgers gegen Torhüter Sven Ulreich vom VfB Stuttgart. Die Sperre beläuft sich auf sieben Wochen. Durch eine englische Woche sind es aber acht Spiele.
Borussia Dortmund lacht sich ins Fäustchen
Borussia Dortmund ist der große Sieger des 24. Bundesliga-Spieltages. Während der deutsche Meister sein Heimspiel gegen Mainz 05 gewann, ließen alle Verfolger Federn. Bayern München verlor in Leverkusen 0:2, Schalke 04 scheiterte in Freiburg 1:2 und Borussia Mönchengladbach verlor am Sonntagabend mit 0:1 in Nürnberg. Am Sonntagabend wurde in Hoffenheim ein Ligarekord eingestellt. Das 1:1 zwischen Hoffenheim und dem 1. FC Köln war das siebte Unentschieden hintereinander in der Rhein-Neckar-Arena. Lukas Podolski rettete den Kölnern zehn Minuten vor dem Ende den für den 1. FC so wichtigen Punkt.
HSV. Guerrero ohne Verständnis
HSV-Stürmer Paolo Guerrero zeigt nach seinem Brutalo-Foul an Torhüter Sven Ulreich vom VfB Stuttgart keine Einsicht. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich den Ball spielen wollte, sagte der Peruaner, in diesem Moment habe ich nicht nachgedacht. Ich war wohl frustriert. Aber solche Sachen passieren schließlich nicht nur mir. Und ehrlich gesagt, ich kann auch die ganze Aufregung nicht verstehen. Der Torwart ist doch wieder aufgestanden und konnte weiterspielen. Er hat sich doch überhaupt nicht verletzt. Der DFB hat Guerrero jetzt für acht Spiele gesperrt, was nach Ansicht von Hamburgs Manager sowie vom Trainer Thorsten Fink zu viel ist. Anmerkung: Trainer Thorsten Fink und Hamburgs Manager sollten Paolo Guerrero dringend empfehlen, mal einen Arzt aufzusuchen, der seinen Verstand überprüfen sollte. Auch Ex-Fifa-Schiedsrichter Markus Merk hatte für dieses brutale Foul überhaupt kein Verständnis und forderte auch eine harte Bestrafung durch den DFB für den Sünder. Es hätte passieren können, dass Sven Ulreichs Karriere an diesem Nachmittag hätte beendet sein können. Das sollte dieser Volldepp Guerrero mal bedenken.
Brutalo-Foul von Guerrero erregt Gemüter
Es war der Aufreger des 24. Spieltages: das Brutalo-Foul von Paolo Guerrero an Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich. Nun hat sich auch Meistertrainer Jürgen Klopp beim Doppelpass auf Sport1 zu Wort gemeldet. Das ist überhaupt nicht zu entschuldigen. Die Aktion von Guerrero war völlig wahnsinnig. Und Ex-FIFA-Schiedsricher Markus Merk forderte bei "Sky" eine sehr lange Strafe für den Übeltäter. Das war ein Foul der übelsten Sorte, wie wir es selten sehen, sagte er.
Jose Mourinho watscht Nuri Sahin ab
Nuri Sahin kommt bei Real Madrid nicht zum Zuge. Jose Mourinho äußerte sich in ungewohnt harten Worten über den Ex-Dortmunder. Sahin könne viel mehr bringen, als er dies bisher bei Real getan hätte. Wir sind hier nicht zu Scherzen aufgelegt und können keine Spieler einsetzen, die meiner Meinung nach weniger bringen als andere. Sahin hatte beim Testspiel der Türkei gegen die Slowakei (1:2) gespielt. Real ist nicht mit der türkischen Nationalmannschaft zu vergleichen. Real Madrid ist wesentlich besser als die türkische Nationalmannschaft. Wenn Sahin für die Türkei spielt, bedeutet das noch lange nicht, dass es für Real Madrid reicht, so Mourinho.
FC Schalke 04: Horst Heldt droht mit Charaktertest
Es war ein vollkommen verkorkster Tag für den FC Schalke 04. Klaas-Jan Huntelaar war verletzt, der Mannschaftsbus zugeparkt und gegen den SC Freiburg die dritte Niederlage in Folge eingesteckt. Die Knappen hatten stehs bestritten, in den Meisterschaftskampf verwickelt zu sein. Nun müssen sie es nach der 1:2 Niederlage in Freiburg nicht einmal mehr zu bestreiten. Kein Wunder, dass Sportdirektor Horst Heldt seinen Profis nun droht. Wir müssen jetzt überprüfen, welche Spieler sich der schwierigen Situation jetzt stellen. Wer ist jetzt bereit, noch alles zu geben. Das muss schnellstens geklärt werden, so Heldt.
Brasilien tobt nach FIFA-Kritik
Der Streit zwischen Brasilien als Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und dem Fußball-Weltverband FIFA eskaliert. Nach der Kritik von Gerome Valcke erklärte Brasiliens Sportminister Aldo Bebele den FIFA-Generalsekretär als Gesprächspartner künftig abzulehnen wegen seiner Äußerung, dass die Organisatoren der Weltmeisterschaft 2014 einen Tritt in den Hintern bräuchten.
Frank Ribery verdient am besten
Bayern Münchens Frank Ribery war laut L'Equipe der bestbezehlte Sportler Frankreichs. Der 28-Jährige habe 11,4 Millionen Euro verdient und damit 200.000,– Euro mehr als Basketballspieler Tony Parker. Den dritten Platz belegte Real Madrids Stürmer Karim Benzema mit 11 Millionen Euro.
DFB-Fehlstart ins EM-Jahr
100 Tage vor Beginn der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hat die deutsche Nationalmannschaft den Härtetest gegen Frankreich in Bremen mit 1:2 verloren. Das Team von Bundestrainer Jogi Löw konnte nicht an die guten Leistungen aus der EM-Qualifikation anknüpfen. Gegen die taktisch hervorragend eingestellten "Bleus" kamen die Deutschen nicht recht auf Touren. In der Spielzentrale war Özil stets anspielbar, fand aber für seine Pässe nicht immer den richtigen Abnehmer. Mit zunehmender Spieldauer offenbarte vor allem die Abwehr immer mehr Unsicherheiten.
Jogi Löw: Die Abwehr war nicht das Gelbe vom Ei
Nach der 1:2 Pleite im Testspiel gegen Frankreich bereitete dem Bundestrainer vor allem besonders die Defensive Kopfzerbrechen. Wir haben nicht mit der größten Konsequenz und Intensität nach hinten gearbeitet. Da waren viel zu viele Räume, da ist einiges auseinandergebrochen, sagte der Bundestrainer. Die Defensive ist noch nicht perfekt, das war schon bei einigen Spielern nicht das Gelbe vom Ei. Da bedarf es noch vieler Trainingseinheiten, so Jogi Löw.
Oliver Bierhoff will Manager-Zertifikat
DFB-Teammanager Oliver Bierhoff will die Ausbildung zum Fußball-Manager professionalisieren. Wir brauchen ein Sport- und Manager-Zertifikat, sagte der 43-Jährige dem "Kicker". Wir bieten eine hervorragende Trainerausbildung und verlangen die entsprechende Lizenz, bevor jemand ein Team führen darf, erklärte der EM-Held von 1996 und sagte: "Aber für Manager haben wir nichts anzubieten." Da bestehe dringender Bedarf für eine pr
ofessionelle Qualifikation.
Jose Mourinho: Nein, ich komme nicht
Jose Mourinho hat wohl doch keine Ambitionen, den FC Chelsea zum Saisonende zu übernehmen. Die Tochter eines Londoner Restaurantbesitzers sagte dem "Mirror": "Jose sprach eine Weile mit meinem Vater. Viele unserer Angestellten sind Chelsea-Fans und sie fragten ihn, ob er zum Club zurückkehren werde." Leider sagte er: "Nein, ich komme nicht." Wir waren alle sehr enttäuscht. Mourinho war auf Haussuche in der englischen Hauptstadt. Englischen Medien schien das ein Indiz für einen möglichen Wechsel zu sein.
Sagnol: Ribery hat schlechten Ruf
In München genießt Franck Ribery seit seinem Wechsel 2007 höchstes Ansehen, in seinem Heimatland ist der kleine Franzose aber nicht so beliebt. Ex-Bayern-Spieler Willy Sagnol weiß auch warum. In Frankreich hat er einen ganz schlechten Ruf, erklärte Sagnol gegenüber der tz". Er galt als der Anführer der Rebellion bei der WM 2010, dazu sein Sex-Skandal. Diese Dinge haben seinem Image in Frankreich schwer geschadet, so der Sportdirektor des französischen Fußballverbandes. Nur gute Leistungen in der Nationalmannschaft können sein Ansehen in Frankreich wieder aufpolieren.
Hertha BSC Berlin: Thomas Kraft platzt der Kragen
Kein Punkt und erst ein Tor in der Rückrunde. Auch Otto Rehhagel hat noch nicht für einen Aufwärtstrend sorgen können. Dafür gibt sich nun ein anderer Mühe, das müde Team aufzuwecken. Männer, wir laufen hier alle rum, als wenn wir uns in die Hose geschissen hätten, schrie Torhüter Thomas Kraft beim gestrigen Hertha-Training seine Vorderleute an. Motivation und Leidenschaft muss nun mal jeder selbst haben. Ich versuche Motivation von meiner Position aus zu vermitteln, erklärte er der "Bild" seinen Wutanfall.
Reus mit ganzem Herzen Borusse
Für Marco Reus ist Dortmund attraktiver als Bayern. Außerdem glaube der Nationalspieler, dass für ihn Jürgen Klopp ein besserer Trainer ist als Jupp Heynckes. Man entwickelt schon ein Gefühl dafür, unter welchem Trainer man die größte Chance hat, weiterzukommen. Dortmund ist zwar keine Weltstadt wie München, aber ich sehe dort die beste Perspektive für mich, sagte der 22-Jährige. Ich passe bei der Borussia besser rein als bei Bayern. Der Fußball, der in Dortmund gespielt wird, ist mein Ding.
FC Valencia ist an Nuri Sahin dran
Der FC Valencia ist angeblich an Nuri Sahin von Real Madrid interessiert. Medienberichten zufolge will Valencia den früheren Dortmunder ausleihen, um den Ausfall von Ever Banega zu kompensieren. Für den Argentinier ist die Saison nach einem Knöchelbruch wohl beendet. In einem solchen Fall erlauben die spanischen Statuten auch einen Wechsel außerhalb der Transferperiode. Sahin war im vergangenen Sommer für ca. 10 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu Real Madrid gewechselt, spielt aber unter Trainer Jose Mourinho keine Rolle. In der laufenden Saison stand er in der Liga 24 Minuten auf dem Platz.
Anhänger rütteln an Magaths Thron
Bei den Fans des VfL Wolfsburg regt sich Kritik an Gottvater Felix Magath. Die ständigen Spielerwechsel stoßen beim Wolfsburger Anhang sauer auf. Da kommt vieles zusammen, ständig hört man: "Der ist nicht gut – der ist nicht gut – und dann wird wieder gewechselt – Tribüne – Bank – Startelf – rein – raus, sagte der Fan-Vorsitzende Philip Henkel der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung. Magath nimmt aber alles gelassen. Die Fans dürfen, sollen sogar das Spielgeschehen kritisch hinterfragen.
Sagnol: Schweinsteiger besser als Lahm
Die ehemaligen Bayern-Stars Willy Sagnol und Bixente Lizarazu sind von der Entwicklung, die Sebastian Schweinsteiger genommen hat, sehr beeindruckt. Als ich ihn kennenlernte, war er ein kleiner Junge mit verrückten Ideen und dünnen Beinchen, der Milch getrunken hat, sagte Lizarazu der "Sport Bild". Inzwischen hätte Schweinsteiger den Schritt vom sehr guten zum fantastischen Spieler bereits vollzogen. Ohne ihn würde es für die Bayern sehr schwer, etwas zu gewinnen, sagte Sagnol.
Hoffenheims Kicker liegen Markus Babbel zu Füßen
Markus Babbel hat in Hoffenheim eine Euphorie ausgelöst. Die Spieler sind von ihrem neuen Coach begeistert. Er gibt uns einfache Dinge mit auf den Weg, sagte Kapitän Andreas Beck. Wir haben mehr Selbstvertrauen, stehen kompakter und haben eine gute Ordnung, lobte Mittelfeldspieler Daniel Williams. Wir müssen weiter knallhart arbeiten. Die Mannschaft hat erkannt, dass es sich lohnt, Gas zu geben, so Coach Markus Babbel.
König Otto durchbricht den Teufelskreis öden Gesabbers
Der neue Hertha-Trainer Otto Rehhagel ist als lebende Legende des geprochenen Fußballs für die nächsten Wochen unbezahlbar – selbst wenn er verliert. Otto Rehhagel hat seine Rückkehr in die Bundesliga unverletzt überstanden. Das kommt einem Wunder gleich angesichts der tumultartigen Szenen bei diesem rauschenden Empfang am Samstag in Augsburg, wo ihn ungefähr 716 Fotografen, 378 Kamerateams und kilometerlange Schlangen von Kabelträgern derart einkesselten, dass er die innerlichen Freudengesänge der Zuschauer ("Wir wollen unseren alten "König Otto" wiederhaben") gar nicht mitbekam. Dass der alte Wilhelm als König von Preußen und deutscher Kaiser im hohen Alter so populär war, lag daran, dass er das alte Preußen verkörperte, in dem das Sein mehr galt als der Schein. Bei "König Otto" denkt der Bundesliga-Fan an den guten, alten Fußball. Gleiche Höhe war seinerzeit noch Abseits und ein Interview ein Interview – es galt noch das gesprochene Wort, echt und authentisch. Endlich wieder Otto, endlich wieder Klartext- die Fans jubeln und die Mikrofone und Kameras umarmen sich, denn endlich spricht wieder mal einer mit ihnen, der kein nichtssagender Langweiler ist. Schlagartig ist das klar geworden, als Rehhagel, wie er leibt, lebt und lästert, am Samstag verriet, dass die Reporter manchmal ziemlich dämliche Fragen stellen, so nach dem Muster: "Wollen Sie gewinnen?". So einer, hat Otto klargestellt, kriegt von ihm als passende Antwort: "Nein, ich will verlieren." Danke – allein dieser Hinweis macht diese dreimonatige Rückkehr zur Fußballmonarchie unter Rehhagel wertvoll. Er ist, wenn wir Uli Hoeneß und Franz Beckenbauer mal kurz weglassen, der letzte handfeste Typ. Er macht die Fans süchtig. Es ist die Sehnsucht nach einem, der den Teufelskreis des öden Gesabbers unterbricht, das jeden Samstag und Sonntag so hohl daherkommt, dass wir es kaum noch merken. Ach was, freitagabends geht es schon los, wie zuletzt in Gladbach, mit der täglichen, bohrenden, behämmerten Frage an die Rasselbande um Reus: "Warum gebt ihr nicht endlich zu, dass ihr Meister werden wollt?" Jede Woche hören und ertragen wir diese Frage circa 100-mal, abwechselnd wird sie den Dortmundern, Gladbachern oder Schalkern gestellt, und vor lauter Höflichkeit und aus Angst, etwas Falsches zu sagen, winden sich die armen Kerle und flüchten in die Floskel, von Spiel zu Spiel zu denken – statt den Reporter einfach zu fragen, ob ihm in seinem Kindskopf nicht noch eine schmalbrüstigere Frage einfällt. Rehhagel kennt da nichts. Im Zweifelsfall ist es ihm sogar schnuppe, ob er im Recht ist oder auch nicht. In seinem ersten Bundesliga-Leben hat er den ZDF-Reporter Günter-Peter Ploog mal angegiftet: &quo
t;Schwachsinnige Frage." Worauf Ploog entgegnete: "Es gibt auch schwachsinnige Antworten." Aber Rehhagel antwortet wenigstens deutlich – und das ist mehr, als der Fan heutzutage erwarten kann. Denn von wem kriegt ein Reporter eine Antwort denn noch authentisch um die Ohren gehauen? Nur von Uli Hoeneß, wenn der in Basel verliert und den Sky-Reporter hinterher als Armleuchter beschimpft, mindestens aber als Brunnenvergifter. Manchmal ist auch Felix Magath vor Wut noch zur grausamen Wahrheit fähig. Oder Beckenbauer, bei dem Rehhagel ahnt: "Wenn der Franz morgen behauptet, dass der Ball sechseckig ist, klatschen alle und jubeln: Endlich hat es mal einer gesagt." Diesbezüglich steht "König Otto" inzwischen auf Augenhöhe mit "Kaiser Franz". Auch er sagt, was Sache ist. Kein Fußballfan schaltet den Ton ab auf "stumm"- wie bei den vielen Duckmäusern, Leisetretern und Sprechblasenproduzenten, die im Rahmen der wohlklingenden Nichtssagerei vor der Kamera jedes Wort zweimal im Mund umdrehen, ehe sie es dann sicherheitshalber doch nicht aussprechen. Das ist nämlich der Trend. Das offene Wort wird durch strenge Verbotsklauseln im Kleingedruckten vertraglich unter Strafe gestellt. Interviews mit Fußballspielern hören sich deshalb immer öfter an wie Bewerbungsgespräche fürs diplomatische Korps. Schon 20-jährige Talente können neuerdings viersprachig schweigen und erzählen als Held des Tages nach dem Schlusspfiff auswendig gelernt, politisch korrekt, glattgebügelt, linientreu und zweckdienlich der Kamera: "Meine fünf Tore sind unwichtig. Es geht um die Mannschaft, den Klub und unsere tollen Fans." Als Fan sitzt du in solchen Momenten vor dem heimischen Fernseher und staunst, wie ein Pudding sich weigern kann, sich an die Wand nageln zu lassen. Rehhagel ist anders. Über seine Altersvorsorge kann er nicht mehr reden, dafür ist es zu spät, er hat sie im Trockenen. Also sagt er, was Sache ist – und jeden Tag, den wir bis Mai noch mit ihm haben, sollten wir dringend genießen. Vor allem die Journalisten: Einen ergiebigeren Doppelpasspartner gibt es nicht. Notfalls zitiert er Rilke, Goethe oder die Bibel, um den Journalisten und seinen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ganz besonders kann man sich schon jetzt auf Rehhagels Wiedersehen mit Fritz von Thurn und Taxis freuen, denn sein letzter Schlagabtausch mit dem Mann von Sky, das damals noch Premiere hieß, steht mittlerweile in jedem ernst zu nehmenden Ratgeber zur hohen Schule des anspruchsvollen Interviews. Es ging so: "Otto, wir sind Journalisten, wir müssen Fragen stellen", entschuldigte sich Thurn und Taxis. "Ich bin der erfahrenste Trainer der Bundesliga, mir brauchst du hier nichts zu erzählen", grätschte ihn Rehhagel um. "Aber Otto", verteidigte sich der Adlige, "Sie wissen, ich bin selbst auch schon lange dabei." "Aber du hast nie Fußball gespielt", schlug ihn Rehhagel an die Wand. "Doch, ich hab' gespielt, widersprach Thurn und Taxis trotzig. "Ja, wo denn?" setzte Otto nach. "Basketball hab' ich gespielt", wich der TV-Fritz aus, und spätestens da wurde klar, warum sein Pay-TV-Sender fürs Zuschauen Geld verlangt. So viel Humor wäre sonst nicht mehr bezahlbar. So wenig wie Otto Rehhagel. Er ist als lebende Legende des gesprochenen Fußballs für die nächsten Wochen noch einmal unbezahlbar – selbst wenn er verliert, wie am Samstag.