September 30, 2009

DAS PREIS-LEISTUNGS-PROBLEM: Stuttgarts teure Einkäufe überzeugen bislang nicht – Also formt der VfB seine Stars wieder einmal selbst

Mit neuem Selbstvertauen nach dem Sieg in Frankfurt (3:0) flog der VfB Stuttgart gestern Vormittag nach Rumänien. Aber auch mit der Erkenntnis, dass die teuren Zugänge noch nicht überzeugt haben. Trainer Markus Babbel verzichtet deshalb heute gegen Unirea Urziceni im zweiten Champions-League-Spiel zunächst auf den Acht-Millionen-Einkauf Zdravko Kuzmanovic und wohl auch auf den russischen Stürmerstar Pavel Progrebnjak. Alexander Hleb ist gar nicht erst mitgereist.


Der Weißrusse, der für ein horrendes Jahresgehalt von 6,5 Millionen Euro vom FC Barcelona geholt wurde, ist nicht fit. Hleb hat die Saisonvorbereitung verpasst, schleppte sich mehr schlecht als recht durch die ersten Spiele. Dann warf ihn ein Muskelfaserriss im Oberschenkel zurück. Und so wird Hleb noch Wochen brauchen, bis er in Topform kommt.
Der Serbe Kuzmanovic, mit der teuerste Einkauf beim VfB, fand in den ersten beiden Spielen im VfB-Trikot noch keine Bindung zu seinen Nebenleuten. In seiner momentanen Verfassung kann er weder Thomas Hitzlsperger noch Sami Khedira im defensiven Mittelfeld verdrängen.
Progrebnjaks Qualitäten sind unbestritten. auch wenn der Mann aus St. Petersburg Mario Gomez nicht ersetzen kann. Aber nach Julian Schiebers glanzvollem Auftritt in Frankfurt mit zwei Toren hat der 20-jährige aus der VfB-Jugend heute die besseren Karten. Beide zusammen werden kaum in Rumänien auflaufen, weil sie sich in ihrer Spielweise zu ähnlich sind.
Und so bestätigt der VfB schon früh in der Saison einen Trend, der sich seit Jahren abzeichnet: die Mannschaft wird getragen vom eigenen Nachwuchs und Neuentdeckungen auf dem Transfermarkt. Die teuren Stareinkäufe hingegen floppen. Erinnert sei an Jon Dahl Tomasson, Jesper Grönkjaer, Hakan Yakin, Ewerthon oder Yildiriz Bastürk – alle teuer, keiner gut. Auch der acht Millionen teure Ciprian Marica hat in über zwei Jahren Stuttgart noch immer nicht den Nachweis erbracht, dass er ein Klassestürmer ist.
Dagegen hatte der VfB mit Schnäppcheneinkäufen oft eine glückliche Hand. Der Franzose Matthieu Delpierre ist in der Innenverteidigung seit Jahren eine Bank. Mit den beiden damals unbekannten Mexikanern Pavel Pardo und Ricardo Osorio wurden die Schwaben 2007 Deutscher Meister. Roberto Hilbert brachte es binnen kurzer Zeit vom Zweitliga- zum Nationalspieler.
Auch Martin Lanig, Stefano Celozzi, Timo Gebhart und Georg Niedermeier kosteten nicht die Welt. Am besten fuhr der VfB jedoch, wenn er auf Spieler aus der eigenen Talentförderung setzte.
2003 zog Felix Magath mit Timo Hildebrand, Kevin Kurany, Andreas Hinkel und Alexander Hleb in die Champions League ein. Es folgten unter anderem Christian Gentner (jetzt Wolfsburg), Andreas Beck (jetzt Hoffenheim), Mario Gomez, Serdar Tasci, Sami Khedira, Christian Träsch und Julian Schieber. In Sebastian Rudy, Patrick Funk oder Sven Ulreich sind weitere junge Männer auf dem Sprung. "Viele Vereine beneiden uns um unsere erfolgreiche Jugendarbeit – und das mit Recht", sagt Jugentrainer Frieder Schrof.
Trainer Babbel muss nur die richtige Mischung zwischen hungrigen jungen Spielern und erfahrenen Stars finden. So auch heute in Urzicemi, einem 17 000 Einwohner-Städtchen in der Walachei, einer Region im Osten Rumäniens. Zum Auftakt gab es für die Rumänen eine 0:2 Niederlage gegen den FC Sevilla. Und so sagt Manager Heldt auch: "Wenn wir eine Runde weiterkommen wollen, dann müssen wir heute in Rumänien gewinnen".