October 22, 2009

Hertha BSC Berlin lässt nach diesem verkorksten Bundesligastart Erinnerungen an den legendären Klub SC Tasmania 1900 wach werden

"Hertha BSC spielt Fußball, wie sich die Leute im Bezirk Neukölln anziehen", schrieb die "Financial Times" in der vergangenen Woche. Ein paar Tage später lieferten die Herthaner eine so desolate Vorstellung in Nürnberg ab, dass sich nun ein noch viel brutalerer Vergleich mit Neukölln aufdrängt. Aus dem nicht attraktiv geltenden Bezirk kommt ein Verein, der bis dato als der schlechteste in die Bundesliga-Geschichte eingegangen ist. Es handelt sich um Tasmania 1900. In der Saison 1965/1966 verabschiedete man sich mit zwei Siegen und einer Tordifferenz von 15 : 108. Hertha hat nach neun Spieltagen einen Sieg auf dem Konto und die Frage lautet deshalb, gegen wen man überhaupt noch gewinnen kann. Da kommt zur Zeit eigentlich nur noch der VfB Stuttgart in Frage. Aber sechs Punkte aus den beiden Spielen reichen eben auch nicht zum Klassenerhalt.
Hertha BSC befand sich damals in der Bundesliga und wurde mit dem Zwangsabstieg vom DFB bestraft, weil sie unerlaubt zu hohe Prämien an ihre Spieler bezahlt hatten. Dadurch brachte sich aber der Verband selbst in Schwierigkeiten, weil man zeigen wollte, dass man West-Berlin nicht im Stich lässt und zum Westen gehört. Das sollte doch den DDR-Bonzen noch einmal deutlich gemacht werden. Jetzt suchte der DFB einen anderen Berliner Verein als Ersatz für Hertha BSC. Tennis Borussia winkte ab wie auch der Spandauer SV. Lachender Dritter war Tasmania 1900. Unser ehemaliger und erst kürzlich verstorbener Nationalspieler Horst Szymaniak antwortete den Journalisten auf die Frage, wie er sich fühle: "Glänzend, denn wir peitschen die Bundesliga vor uns her". Das sagte er im Anschluss an das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach, dass gerade noch 8272 Zuschauer im Olympia-Stadion gesehen hatten.
An diesen Minusrekord dürfte sich aber selbst die Hertha, die zur Zeit übrigens im blau-weiß gestreiften Trikot von Niederlage zu Niederlage eilt, die Zähne ausbeißen.