In meiner Vorschau hatte ich schon darauf hingewiesen, dass das Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern München die anderen Partien wohl in den Schatten stellen werden. Schließlich bestand der Reiz doch auch darin, dass Felix Magath, der als Trainer bei den Bayern sehr erfolgreich war, die Wolfsburger zu Konkurrenten von den Bayern gemacht hat. Wer hätte das zu Beginn der Saison gedacht? Selbst die größten Optimisten hätten nicht geglaubt, dass die Wolfsburger nach 26 Spieltagen an der Spitze stehen. Am vergangenen Wochenende schlug der Fußball jedenfalls Purzelbäume. Fünf Klubs können noch Deutscher Meister werden und selbst wenn Wolfsburg den Bayern am Wochenende das Rückgrat gebrochen hat, sind sie immer noch Vierter und können den Meistertitel trotzdem noch holen.
Ein Millionenpublikum vor den Fernsehschirmen und 30 000 Zuschauer in der VW-Arena durften oder mussten sich die anhaltende Demütigung des FC Bayern angucken. Der Gipfel der Genugtuung war der Tanz des Genies Grafite. Mit dem rechten Außenrist hat er im Zickzack die Trainingshütchen Ottl, Lell, Rensing, Lahm und Bredo ausgedribbelt und spätestens beim Happyend mit der Hacke war Ottl für das, was da passiert ist, gar kein Ausdruck mehr, er stand wie Andreas Trottel da. Viele Zuschauer hatten jetzt auf die Auswechslung vom Bayern-Torhüter Rensing gewartet. Stattdessen kommt der Ersatztorwart von der anderen Seite. Dieser Spieltag war wirklich sein Geld wert. Im Schatten Grafites hat sich Rafael, der Brasilianer Berlins, fast unbemerkt zu einem ähnlich umwerfenden Tor gegen die Borussen aus Dortmund durchgetanzt. In Bielefeld wären wir fast in den Genuss einer immer beliebter werdenden Backpfeife gekommen. Doch Sanchez vom FC Schalke 04 hat bei seiner Auswechslung nur den Handschlag verweigert, statt seinen drei Trainern eine zu kleben. Nicht einmal das Chaos auf Schalke war normal. Auch die Schiedsrichter haben gegen Langeweile alles getan. In Frankfurt hat Schiedsrichter Gagelmann die Angst vor der Feigheit im Abstiegskampf mit zwei tollkühnen Elfmetern erstickt und die Frankfurter sowie die Cottbusser regelrecht wachgerüttelt. In Hamburg hätte Schiedsrichterkollege Meyer nach Rempler von Aogo gegen Obasi den fälligen Elfmeter verhängen müssen. Er hat sich aber für die Gegenvariante entschieden und dem Hoffenheimer die gelbe Karte vor die Nase gehalten und damit den HSV im Meisterschaftsrennen gehalten.
An diesem Spieltag lief aber alles auf die Demütigung des FC Bayern hinaus. Vollends der Gipfel war die vergiftete Aussage von Felix Magath: "Der FC Bayern wird Meister". Bei diesem einfachen Restprogramm muss das für die Münchner ein Kinderspiel sein. Die stille Schadenfreude war schon immer die schönste Freude.
Im 48. emotions- und spannungsgeladenen rheinischen Derby zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen beendete die Werkself ihre Serie von fünf sieglosen Erstligaspielen ohne Sieg und nahm wieder den Uefa-Cup ins Visier. Mit 41 Punkten rückte das Team von Bruno Labbadia an Borussia Dortmund und Schalke 04 vorbei auf Platz sieben. "Wir sind wieder im Rennen", sagte Sportdirektor Rudi Völler, "das waren drei ganz wichtige Punkte", weil sonst der Rückstand auf die internationalen Plätze zu groß geworden wäre". Vor fast 50 000 Zuschauern stellten Stefan Kiesling und der Ex-Kölner Patrick Helmes mit seinem Elfmeter den Sieg für die Bayer-Elf sicher. Der 1. FC Köln hat jetzt schon seit dem 7. November 2008 nicht mehr daheim gewonnen . Das sollte Trainer Daum zu denken geben.
Werder Bremen hat durch den 4:1 Erfolg gegen Hannover 96 Selbstvertrauen für das Uefa-Cup- Viertelfinale gegen Undine Calcio getankt. Im mit 42 100 Zuschauern ausverkauften Weserstadion sorgte das südamerikanische Traumduo Diego – Pizzaro mit seinen vier Toren für eine gelungene Generalprobe. Diego merkte man an, dass er nach seinem verschossenen Elfmeter, den Enke bravourös parierte, richtig sauer war und unbedingt das nächste Tor selbst erzielen wollte, was ihm dann auch gelang. Auch Pizzaro stellte mit seinen drei Toren seine Gefährlichkeit mal wieder unter Beweis. Hannover ist mit 26 Punkten nur drei Punkte vom Relegationsplatz entfernt. Es wird deshalb Zeit, dass die 96iger auch wieder ein Spiel gewinnen.
Das Kellerduell zwischen dem Karlsruher Sportklub und den Borussen aus Gladbach endete torlos. 630 Minuten haben die Karlsruher nun schon kein Tor mehr geschossen. So kann man den Abstieg nicht verhindern. Ohne Tore selbstverständlich auch keine Hoffnung auf Verbleib in der ersten Bundesliga. Trainer Edmund Becker sagte nach dem Spiel, dass man sich nicht kampflos aus der Liga verabschieden werde. "Es sind schließlich noch acht Spiele und viele Punkte zu vergeben". Gladbachs Trainer Hans Meyer konnte mit dem auswärts erzielten Punkt gut leben. Schließlich hat sich der Abstand zu den davor liegenden Mannschaften Bielefeld, Bochum und Hannover, die ihre Spiele verloren haben, wieder etwas verringert.
In Bochum rettete Abwehrspieler Serdar Tasci seinen Mitspieler Roberto Hilbert vor einem Zornesausbruch seines Trainers Markus Babbel. Roberto Hilbert hatte es geschafft, es war allerdings nicht das erste Mal, direkt vor dem Bochumer Tor, den geschätzte 47 cm vor dem Tor liegenden Ball über das Tor zu schießen. Man sagt; "Es ist schwerer, so einen vorbeizusetzen, als ihn reinzumachen". Hilbert hat es trotzdem geschafft. Danach wurde Hilbert vom Teamchef Babbel aus dem Spiel genommen. "Zu diesem Zeitpunkt war das Wochenende für mich gelaufen", sagte Hilbert später. Serdar Tasci stand nach dem Länderspiel gegen Wales in der Kritik. In Bochum lieferte er aber eine großartige Partie ab, so wie man es eigentlich auch von ihm gewohnt ist. Und vorne, wie gesagt, rettete er Hilbert die Laune und mit seinem Tor zum 2:1 den Sieg. Der VfB hat jetzt den fünften Tabellenplatz erklommen und möchte dort gern bleiben, um auch wieder international spielen zu können. Teamchef Babbel muss allerdings in dieser Woche noch ein anderes Problem lösen. Abwehrspieler Boulahrouz hat sich öffentlich sehr massiv darüber beklagt, dass er nicht in Bochum spielen durfte. Unruhe kann der VfB allerdings jetzt nicht gebrauchen.
Die Berliner mussten daheim gegen die Borussen aus Dortmund eine 1:3 Niederlage hinnehmen, obwohl sie ein sehr gutes Spiel gezeigt haben. Trainer Favre sagte nach dem Speil, dass wir oft unsere Tore gemacht haben, aber dieses Mal leider nicht. Torchancen waren genug da.. Die Herthaner hatten davon mehr herausgespielt als in anderen Begegnungen. Auch Manager Dieter Hoeneß sagte, dass er seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen könne, da sie alles gegeben habe. Alle drei Tore der Borussen wären vermeidbar gewesen. Noch ist für die Berliner nichts verloren. Der Hamburger Sportverein kann sich dieses Mal beim Schiedsrichter für den Sieg bedanken.
Ein ganz klarer Elfmeter wurde den Hoffenheimern verweigert. Das war sehr stümperhaft vom Schiedsrichter. Stattdessen zeigte er auch noch dem Hoffenheimer Spieler die gelbe Karte. Das war schon eine derart haarsträubende Fehlentscheidung, die auch durch "Nichts" zu rechtfertigen ist. Da hat auch der Linienrichter mal wieder regelrecht geschlafen. Die Hoffenheimer gehen diese Woche ins Trainingslager nach Baiersbronn, um sich auf die nächste Begegnung vorzubereiten. Die Hoffenheimer sind im Augenblick nicht zu beneiden. Neben den vielen verletzten Stammspielern werden sie jetzt auch noch von den Schiedsrichtern benachteiligt. Im nächsten Spiel empfangen sie daheim Bochum. An der Maßnahme von Trainer Rangnick, mit seiner Mannschaft sich im Trainingslager bei Schwarzwälder Höhenluft vorzubereiten, sieht man, wie ernst er den nächsten Gegner nimmt.
An den restlichen Spieltagen wird so mancher Fußball-Fan noch Beruhigungstabletten oder Beruhigungstropfen benötigen. Es bleibt aber auf jeden Fall spannend.