April 22, 2009

Nachbetrachtung zum 28. Spieltag der Fußball-Bundesliga

Die Mannschaften in der oberen Tabellenhälfte gaben sich an diesem Spieltag keine Blöße und gewannen alle ihre Spiele, so dass es keine Veränderungen in der oberen Tabellenhälfte gab.


Das VfL-Ensemble aus Wolfsburg erinnert an den VW-Käfer. Es läuft und läuft und läuft. Nur der Fahrer Felix Magath würgt den Motor ab. Meine Mannschaft ist noch jung, ihr fehlt einfach noch die Erfahrung. Wir werden uns noch weiter schwer tun, so Felix Magath nach dem Sieg seiner Wolfsburger über die Bayer-Elf. Wolfsburg hat aber einen unterschätzten Pluspunkt. Der Standort scheint untauglich für die üblichen Skandale ins Rampenlicht gespülter Stars. Es gibt keine verlockende Nobeldisco wie das P1 in München, keine zu Trinkgelagen einladende Altstadt wie in Köln und keine Prunkstraßen wie in Berlin, an denen sich nach nächtlichen Streifzügen Spiegel und Antennen abknicken lassen. Dem 22igsten Tor von Grafite ging ein Musterpass von Misimovic voraus, der allein die Investition in eine Eintrittskarte rechtfertigte. Allerdings muss man auch ehrlich zugeben, dass dieses Mal der Schiedsrichter und vor allem auch Torhüter Benaglio erheblich dazu beitrugen, dass alle Punkte in Wolfsburg blieben. Es waren haarsträubende Fehlentscheidungen, die Schiedsrichter Jochen Drees gegen die Leverkusener traf. Die Bayer-Spieler konnten sich nach der Begegnung kaum beruhigen. Zumindest ein Unentschieden hätte die Bayer-Elf verdient gehabt. Stefan Kiesling und Patrick Helmes waren in der Hinrunde das beste Sturmduo, so sind es in der Rückrunde Dzeko und Grafite. Obwohl Felix Magath weiter tief stapelt, sind die Wolfsburger ein ernster Meisterschaftskandidat.
Die Borussen aus Dortmund werden immer besser. Jetzt gibt es kein Unentschieden mehr, sondern jetzt werden die Spiele gewonnen. Nach 10 Jahren konnten die Borussen erstmals wieder eine Begegnung in Bochum für sich entscheiden. Das Tor von Valdez war eine preisverdächtige Bogenlampe, die sicherlich zum Tor des Monats gekürt wird. Der Sieg der Borussen ist umso beachtlicher, nachdem die Bochumer gerade vor einer Woche noch in Hoffenheim mit 3:0 gewonnen hatten. Daran sieht man die Stärke der Bochumer. Die Borussen wollen nach diesem Sieg mit aller Macht noch einen Uefa-Cup Platz erreichen.
Die Schalker haben die Cottbusser mit einer 4:0 Packung heimgeschickt. Die Trainerdebatte bei Schalke 04 könnte sich bald von selbst lösen, denn die Fans wollen das Trio Mike Büskens, Yuri Mulder und Oliver Reck behalten. Sie haben großartige Arbeit vor Fred Rutten und jetzt auch nach ihm geleistet. Mal abwarten, wie sich die Schalker Führung entscheidet.
Hertha BSC jubelt dank Rafael und kann jetzt am Ende der Saison wieder mit einem Champions-League Platz liebäugeln. Auch ohne den verletzten Arne Friedrich und den gesperrten Voronin konnten die Herthaner den 0:1 Rückstand gegen die Bremer noch kurz vor Schluss in einen Sieg verwandeln und das Stadion in einen Rausch versetzen. Kaum einer der Hertha-Fans hatte noch mit dem Siegtor gegen die Bremer gerechnet. Umso schöner für die Zuschauer, dass Rafaek dann doch noch kurz vor Schluss der Siegtreffer gelang, nachdem Simunic erst in der 71igsten Minute per Kopfball den Ausgleich erzielt hatte. Trainer Jürgen Klinsmann bläst nach dem dem 1:0 Sieg der Bayern in Bielefeld durch das Tor von Luca Toni zum Angriff auf die Meisterschaft. Der Sieg der Bayern war zwar aufgrund der vielen Torchancen verdient. Sie konnten sich aber bei ihrem Torhüter Butt bedanken, der kurz vor Schluss noch durch eine Weltklasseparade den Ausgleich der Bielefelder verhinderte. Hier hätte sich fast gerächt, dass die Bayern so fahrlässig mit ihren Chancen umgegangen sind.
Den Musterschülern von Hoffenheim geht so langsam die Luft aus. Auch in Karlsruhe gelang ihnen nicht der erste Sieg in der Rückrunde. Sebastian Freis war der Glückliche bei den Karlsruhern, der nach 752 Minuten die Torflaute des KSC beendete. Die TSG Hoffenheim ging jeweils mit 1:0 durch Salihovic und mit 2:1 durch Teber in Führung. Fast wäre den Karlsruhern noch der Siegtreffer gelungen, aber der Ball flog vom Innenpfosten des Hoffenheimer Tores wieder ins Spielfeld zurück. Wir müssen den Gedanken, wieder in die europäischen Ränge vorzudringen, komplett beerdigen, sagte Sportdirektor Schindelmeier von der TSG Hoffenheim nach dem Spiel. Der Hamburger Sportverein lässt nicht locker. Petric sorgte mit seinen beiden Toren gegen die 96iger aus Hannover dafür, dass der Kontakt zur Tabellenspitze bestehen bleibt. Hannover 96 unterstrich in Hamburg, dass sie die auswärtsschwächste Mannschaft dieser Saison bleiben wird. Petric erzielte für die Hamburger bereits nach 62,5 Sekunden den Führungstreffer, worüber Torhüter Enke außer Rand und Band geriet. Er wetterte zu Recht mit seinen Vorderleuten, die scheinbar mit ihren Gedanken noch in der Kabine waren. Ebenso war es bei dem zweiten Treffer der Hamburger. Petric konnte seinen zweiten Treffer völlig unbedrängt nach tollem Zuspiel erzielen. Die Hannoveraner können froh sein, dass die in der Tabelle unter ihnen stehenden Mannschaften bis auf Karlsruhe, was für sie unwichtig ist, auch verloren haben, so dass der Abstand zu den unteren Mannschaften unverändert blieb.
Als alles verloren war, wechselte Trainer Daum Kevin Pezzoni, den ersten deutschen Spieler in der 81. Minute ein. Köln lag zu diesem Zeitpunkt nach drei Toren von Mario Gomez in der 36zigsten, 55zigsten und 71zigsten Minute bereits mit 0:3 im Hintertreffen. Nach dem dritten Tor der Stuttgarter verließen die Kölner Zuschauer bereits das Stadion, weil sie nicht länger ansehen wollten, wie ihre Mannschaft von den Stuttgartern an die Wand gespielt wurde. Die Kölner sind nun schon seit dem 7. November daheim ohne Sieg. Den Kölnern fehlte es an Handlungsschnelligkeit, Passgenauigkeit und Durchschlagskraft. Den Anschauungsunterricht, wie es besser umgekehrt werden kann, lieferten der Kölner Mulitkultitruppe die Gäste aus Stuttgart ab, die im übrigen mit 9 deutschen Spielern in die Begegnung gestartet waren. Vor den Kölnern war Cottbus der erste Klub, der elf Ausländer wie jetzt die Kölner in der Startformation im April 2001 gegen die Wolfsburger aufbot. Der Ausländeranteil an Spielern beträgt bei dem 1. FC Köln 59,3 %, Hertha BSC Berlin 64,5 %, Cottbus 62,5 % und HSV 62,1 %.
Wir Fans fiebern schon dem nächsten Wochenende entgegen, wo sich die Mannschaften in der oberen und unteren Tabellenhälfte gegenseitig die Punkte abnehmen.