Sollte Jürgen Klinsmann vor dem Fernseher gesessen haben, dann wird es dem ehemaligen Bayern-Coach schwer gefallen sein, keine Schadenfreude zu empfinden. Ohne ihn sollte alles besser werden in München und jetzt das. In Mainz spielte der Rekordmeister noch schlechter als in Barcelona (0:4) und in Wolfsburg (1:5) bei den bittersten Niederlagen unter Klinsmann.
Ob der Schwabe mit seinem Nachfolger Louis van Gaal Mitleid empfindet, ist nicht überliefert, was auf den Niederländer (Spitzname "Tulpen-General") nun zukommt, weiß Jürgen Klinsmann aber ziemlich genau. Der Druck wächst stündlich. Van Gaal wirkte nach der Niederlage in Mainz ziemlich ratlos. "Ich frage mich, was wir falsch gemacht haben", sagte er. Manager Christian Heidel von Mainz 05 schwärmte: "Das Beste, was ich in den letzten 20 Jahren von uns gesehen habe". Die Wunschspieler von van Gaal Braafherd und Pranjic enttäuschten. Altintop wurde auch schon in der ersten Halbzeit von van Gaal vom Platz geholt. Ein Journalist, der nach Konsequenzen fragte, wurde von van Gaal regelrecht abgekanzelt. "Ich will erst mit den Spielern sprechen", meinte er.
Die Hamburger Gala in Wolfsburg war eine grandiose Spitzenbegegnung. Dieses Spiel war das beste vom vergangenen Wochenende, weil die hochgesteckten Erwartungen noch übertroffen wurden. Mit einem Offensivpressing, wie es die Wolfsburger im eigenen Stadion noch nicht erlebt haben, setzten die Hamburger von der ersten Minute an den Meister unter Druck Schon früh schlug die von Trainer Bruno Labbadia exzellent eingestellte Mannschaft Kapital aus ihrer Überlegenheit und führte schnell 2:0. Die Wolfsburger fanden in der ersten Halbzeit überhaupt nicht zu ihrem Spiel und die Hamburger hätten bis zur Halbzeit schon 5:0 führen müssen, wenn nicht Guerrero und Trochowski hundertprozentige Chancen vergeben hätten. Nach der Halbzeit kamen die Wolfsburger wie verwandelt aus der Kabine, und es gelang ihnen ein Doppelschlag in der 52. und 56. Minute zum Ausgleich. Jetzt hatte man erwartet, dass die Wolfsburger auf der Siegerstraße sind. Der HSV jedoch nahm das Heft wieder in die Hand und dann kam Mladen Petric’s großer Auftritt. Aogos von der linken Seitenlinie geschlagene Flanke nahm der Kroate volley und schmetterte den Ball mit seinem linken Fuß in die lange Ecke des Wolfsburger Tores, unhaltbar für Torhüter Benaglio. Es gehört in die Auswahl zum Tor des Monats. Das Tüpfelchen aufs Hamburger "i" setzte dann der eingewechselte Castelen mit seinem Tor zum 4:2 in der letzten Minute und damit zum endgültigen KO der Wolfsburger.
Eine Woche nach dem Debakel in Hamburg präsentierte sich der BVB in besserer Verfassung, mehr als ein Unentschieden gegen den VfB Stuttgart war aber nicht drin. Bis zum Führungstor der Borussen durch Valdez (27.) – stark vorbereitet von Sahin – passierte nicht viel. Dann wachte der VfB auf und Khedira setzte eine Flanke von Magnin (29.) knapp neben das Tor. Bis zur Halbzeit hatte Valdez für die Borussen noch eine Chance, die Torhüter Lehmann zunichte machte.
Gleich nach dem Wechsel (47.) gelang Abwehrspieler Niedermeier nach einem Freistoß von Hitzlsperger per Kopfball der Ausgleich. Beide Mannschaften gaben sich nach dem Ende mit dem 1:1 zufrieden.
Der 1. FC Köln muss weiterhin auf den ersten Sieg warten und konnte nur einen Punkt gegen die Frankfurter daheim behalten. Die Kölner traten zwar in Bestbesetzung mit Podolski und Novakovic an, vergaben aber gute Chancen. Die Frankfurter mussten sich eine halbe Stunde lang den Angriffen der Kölner mit nur zehn Mann erwehren, da Ochs nach einem rüden Foul an Ehret berechtigterweise die rote Karte sah. Die Kölner waren aber nicht in der Lage, diese Situation zu ihren Gunsten zu nutzen.
Der SC Freiburg erntete wieder mal trotz der 0:5 Niederlage große Komplimente, aber Trainer Dutt kann das nicht mehr hören. Die Freiburger verstehen es nicht, ihre Chancen zu nutzen. Das ist allerdings ein altes Übel bei den Freiburgern. Sie brauchen dringend einen richtigen Torjäger, sonst wird es für die Freiburger schwer, die Klasse zu erhalten. Die Leverkusener zeigten den Freiburgern, wie man die gebotenen Chancen in Tore ummünzt. Die Leverkusener schlugen erbarmungslos zu. Trainer Heynckes und auch Sportdirektor Völler sagten, dass der Sieg viel zu hoch ausgefallen sei, da die Freiburger ein sehr starker Gegner waren. Das nutzt aber nichts, wenn man keine Tore schießt. Die Freiburger müssen schnell für Abhilfe sorgen, wenn sie nicht gleich in der unteren Tabellenhälfte bleiben wollen.
Nach Dieter Heckings Rücktritt siegt Hannover mit Übergangstrainer in Nürnberg Der alte Kämpe Stajner brachte den Nürnbergern die zweite Heimniederlage bei. Die 96-iger waren unter ihrem Aushilfstrainer nicht wieder zu erkennen. Mit diesem Sieg in Nürnberg ist ihnen erst einmal ein Befreiungsschlag gelungen. In der Nürnberger Mannschaft konnte nur Torhüter Schäfer überzeugen. Er hielt zwar einen Elfmeter von Stajner, konnte dann aber das 2:0 durch ihn später nicht verhindern.
Die Berliner haben große Probleme. Sie werden wohl in dieser Saison kaum solch eine dominierende Rolle wie in der vergangenen spielen. Hertha verlegte sich in Bochum wie auch in den bisherigen Partien auf Konter, die aber nicht den gewünschten Erfolg brachten. Bochum hat sich durch den Sieg wieder etwas Luft verschafft.
Die Gladbacher standen in Bremen auf verlorenem Posten. Pizzaro führte sich nach seiner Rückkehr mit zwei Toren gleich blendend ein und stellte unter Beweis, wie wichtig er für Werder ist. Die Bremer werden jetzt auch wieder einen Angriff auf die oberen Tabellenplätze starten.
Trainer Rangnick konnte dieses Mal mit der Leistung seiner Mannschaft gegen die Schalker Knappen sehr zufrieden sein, bemängelte aber die schlechte Chancenauswertung. Die Hoffenheimer hätten als Sieger den Platz verlassen müssen. Dank Torhüter Manuel Neuer, der eine erstklassige Partie ablieferte, und der Unkonzentriertheit der Hoffenheimer bei den sich ihnen bietenden Torchancen konnten die Schalker einen Punkt aus Hoffenheim entführen.