May 5, 2009

Nachbetrachtung zum 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga

Nach dem überzeugenden Sieg der Wolfsburger gegen TSG  Hoffenheim spricht nun auch Felix Magath vom möglichen Meistertitel. Allerdings hat er sich wohl nur  deshalb dazu durchgerungen, um etwas von seinem wahrscheinlichen Wechsel zu Schalke 04  abzulenken. Nach der  wenig überzeugenden Leistung seiner Mannschaft in der ersten  Halbzeit muss er wohl in der Kabine etwas lauter geworden sein. Die Wolfsburger waren in der  zweiten Halbzeit nicht wieder zu erkennen und brachten die Hoffenheimer von einer Verlegenheit in  die andere. Die Hoffenheimer können froh sein, dass sie in der Hinrunde so viele Punkte  geholt haben, sonst wäre der Abstieg in die zweite Bundesliga wohl kaum zu verhindern  gewesen. Inzwischen wurde dementiert, dass es  Meinungsverschiedenheiten zwischen Mäzen Dietmar Hopp und Trainer Rangnick geben soll.


Trainer Rangnick will doch seinen Vertrag bei  Hoffenheim erfüllen.  Für Borussia Dortmund war es der sechste Sieg in Serie und sie sind  auf dem besten Weg, sich noch einen internationalen Platz zu sichern.  Jürgen Klopp hat seit Beginn seiner Trainertätigkeit in Dortmund für eine Euphorie gesorgt, die bis heute anhält.  Die Borussen-Fans sind einfach begeistert. Trainer Klopp, der noch niemals in seiner Karriere  sechs Spiele in Folge  gewonnen hat, wusste schon vorher, dass die Frankfurter Eintracht ein  gefährlicher Gegner ist.

Zudem hatte sie in Markus Pröll einen prächtig reagierenden Torwart.  So zeigte er in der 39. Minute seine Klasse, als er reflexartig mit dem linken Fuß den Kopfball  von Nelson Valdez kurz vor dem Überschreiten der Torlinie klärte. Nach dem Seitenwechsel  parierte er noch einmal großartig gegen Valdez. Doch er konnte nicht verhindern, dass Zidan und  Ballaid mit einem Eigentor für den Sieg der Borussen sorgten. Während jetzt die Borussen ganz  nah die Nase an den internationalen Plätzen haben, dürften die Frankfurter trotz der Niederlage  nicht zu den Abstiegskandidaten gehören.

Nach dem 1:2 gegen Leverkusen ist der Höhenflug der Schalker  beendet. Die Chancen auf die  Teilnahme am Uefa-Cup sind weiter gesunken. Vor 61 162 Zuschauern  gingen die Schalker nach vier Zu-Null-Siegen als Verlierer vom Platz. Patrick Helmes und  Renato Augusto sorgten in der ersten Halbzeit für den 2:0 Vorsprung, der auch durch das  Anschlusstor von Kurany in der 87. Minute nicht mehr in Gefahr geriet. Die Spekulationen um  einen Wechsel von Wolfsburgs Trainer Felix Magath hatte vor der Partie für viel Diskussionsstoff  gesorgt. "Wir geben die Entscheidung nach der Saison bekannt", betonte Schalkes  Vorstandsmitglied Peter Peters vor dem Anpfiff. Für Torhüter Rene Adler war es ein besonderes Spiel. Er freut  sich immer auf diese Atmosphäre im Stadion. Ich komme immer gern nach Gelsenkirchen,  meinte er. Hier begann auch seine Bundesligakarriere. In Gelsenkirchen machte er sein erstes  Bundesligaspiel und verdrängte damals Stammtorhüter Butt.

Karlsruhe hofft nach dem 0:0 gegen Cottbus noch auf ein Wunder. An  den Aktionen der Karlsruher Spieler sieht man, wie verunsichert sie sind und wie sehr sie der  derzeitige Zustand belastet. Der Rückpass von Drpic wäre fast ins Karlsruher Tor gerollt, als  Torhüter Miller über den Ball trat und er zum Glück nicht ins Tor trudelte. Ebenso erging es  Sebastian Frei. Er rannte wie besessen, aber über den Ball trat er, als wolle er einen neuen Rekord  aufstellen. Die Cottbusser waren mit dem Unentschieden sehr  zufrieden und sind weiterhin auf einem Nichtabstiegsplatz. Die Karlsruher müssen jetzt noch gegen Dortmund,  Hertha BSC, Hannover und Bremen spielen. Das sind alles sehr schwere Aufgaben. Es wäre fast  schon ein Wunder, wenn  die Karlsruher sich noch retten.

In München gibt es keine Freudentänze mehr. Die Reise in die  Vergangenheit des FC Bayern beginnt mit einem 2:1 Sieg für Fünf-Spiele-Trainer Heynckes. Plakativ  auf der Titelseite des  Klub-Magazins stand: "15 Punkte bis zum Titel" lautete auf dem  Hochglanzpapier sein Auftrag.

Die ersten drei Zähler hat der Altmeister als Nachfolger Jürgen  Klinsmanns über seinen  Heimatverein Borussia Mönchengladbach eingesackt. Sebastian  Schweinsteiger (33.) und Hamit Altintop (42.) schossen die Tore  gegen die mit kompakter und disziplinierter Defensive angetretene Mannschaft von Hans Meyer. Es war ein glanzloser Sieg,  aber im Augenblick zählen nur die Punkte. Gefeiert wurde von den Bayern-Fans vor allem  Co-Trainer Hermann Gerland. Als der Mann aus Bochum mit einem Sololauf während einer  Spielunterbrechung in der zweiten  Hälfte um den halben Platz, vorbei an der Fan-Tribüne, Lahm und  Schweinsteiger Trinkflaschen brachte, war er endgültig die Stimmungskanone des Nachmittags vor  69 000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena. Jetzt hat Trainer Heynckes eine Woche  Zeit, um seine Mannschaft auf das Spiel in Cottbus vorzubereiten. Der für die nächste Saison  vorgesehene Wunschtrainer van Gaal wird wohl nicht freigegeben, so dass sich die Bayern  anderweitig umsehen müssen.

Die Hannoveraner können sich bei ihrem Torhüter Enke bedanken,  dass sie aufgrund seiner Weltklasseparaden in Bochum nichts mehr mit dem Abstieg zu tun  haben und so mit einem 2:0 Sieg die Heimreise antreten konnten. Enke brachte mit seinen  Paraden die Bochumer immer wieder zur Verzweiflung. Auch  Bundestrainer Löw wird sich freuen, weil er jetzt auf seine Asien-Reise Torhüter Enke mitnehmen kann, weil die 96iger kein  Relegationsspiel mehr  bestreiten müssen. Auch Torhüter Enke wird sich darüber freuen, dass  er seine Klasse auch in der Nationalmannschaft somit wieder unter Beweis stellen kann.

Der VfB Stuttgart konnte seine Siegesserie in Bielefeld nicht fortsetzen  und musste mit einem 2:2 zufrieden sein. Delpierre und Hitzlsberger sorgten für positive und  negative Momente. Beide Spieler waren als Torschütze erfolgreich, sorgten aber auf der anderen  Seite durch Fehler dafür, dass Arminia zu zwei Treffern kam. Mario Gomez stand dieses Mal das  Pech an seiner Seite.
Zweimal ging sein Schuss um Millimeter nur ganz knapp am  Torpfosten der Arminen vorbei und ein drittes Mal landete sein Schuss direkt am Pfosten, von wo aus  der Ball ins Spielfeld  zurücksprang. Ebenso war er mit Recht auf den Linienrichter sauer, der  zweimal die Fahne hob, als er allein mit dem Ball auf das Tor der Arminen zulief. Zu Unrecht  wurde hier abgepfiffen, weil Gomez nicht im Abseits stand. Man muss sagen, dass es ein tolles  Spiel war und Trainer  Frontzeck eingestand, dass es das beste Heimspiel seiner Mannschaft  war. Mit dieser Leistung müsste es den Arminen gelingen, den Klassenerhalt auch dieses Mal zu  schaffen. Beim VfB war es wohl jedem klar, dass man nur durch ein großes Wunder noch  um die Deutsche  Meisterschaft mitspielen kann. Dafür hat man in der Hinrunde zu  schlecht abgeschnitten. Wenn Teamchef Markus Babbel einen Uefa-Cup Platz mit seiner Mannschaft  nach dieser desolaten Hinrunde erreicht, hat er Überragendes geleistet.

Der Gewinner des Spieltages ist natürlich der VfL Wolfsburg. Das 1:1  zwischen dem HSV und Hertha BSC passt genau in die Berechnungen von Felix Magath. Die  Hamburger begannen die Partie furios und erzielten bereits in der 8. Minute ein  wunderschönes Tor. Olic tanzte links am Flügel von Bergen aus und seine präzise Hereingabe verwertete  Marcel Jansen mit einem platzierten Schuss zum 1:0 für die Hamburger. Doch die Herthaner  ließen sich nicht schocken.
Nach ergebnislosen Anläufen war es dann in der 66. Minute so weit.  Katar nahm einen Ableger von Pantelic mit dem Oberschenkel an und jagte den Ball aus gut 26  Metern unerreichbar für Torhüter Rost ins HSV-Tor. Es wird sicherlich zum Tor des Monats  gewählt. Die Berliner haben durch dieses Unentschieden zumindest die Chance gewahrt, sich noch  die Teilnahme an der Champions League zu sichern. Das wäre für die Berliner ein toller  Erfolg. Der HSV musste wohl am Sonntag seine Träume von der Deutschen Meisterschaft begraben.  Dafür kann er aber am Donnerstag gegen Werder Bremen den Einzug in Finale des Uefa-Cups  schaffen. Das wäre auch ein großartiger Erfolg.