May 30, 2009

Nachbetrachtung zum 34. und letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga 2008/2009

Vor dem letzten Spieltag hatten die meisten Experten den VfL Wolfsburg bereits als Meister gesehen. Somit blieb die von manchem Bayern-Fan erhoffte Sensation doch aus. Die Bayern müssen sich dieses Mal mit Platz 2 zufrieden geben, was für die Teilnahme an der Champions League berechtigt. Damit ist das Minimalziel erreicht. Es müssen auch nicht jedes Jahr die Bayern Deutscher Meister werden. Der Fußball lebt von Überraschungen. Sonst wird es zu langweilig. Für die Bayern darf jetzt schon im nächsten Jahr der Meister nur wieder Bayern München heißen. Mit diesen Vorgaben reizen sie nur die anderen Vereine. Vielleicht gibt es auch im nächsten Jahr wieder einen Überraschungsmeister. Der Bundesliga tut das gut.


Die Wolfsburger konnten schon in der Hinrunde daheim überzeugen, waren allerdings in den Auswärtsspielen noch zu anfällig. Das änderte sich plötzlich in der Rückrunde. Da war man auch auswärts erfolgreich. Deswegen haben die Wolfsburger auch die Meisterschaft verdient. Felix Magath weist mit Recht darauf hin, dass nicht allein dem Sturmduo Dzeko-Grafite der Erfolg zu verdanken ist, sondern auch den Spielern hinter den Spitzen, die ihr Sturmduo mit brillanten Vorlagen fütterten, die zu Torerfolgen führten. Auch die hinteren Reihen und vor allem Torhüter Benaiglio sollte man nicht vergessen, der in vielen Spielen mit tollen Paraden dafür sorgte, dass seine Mannschaft den Platz als Sieger verlassen konnte und nicht der Gegner. Felix Magath hinterlässt seinem Nachfolger Armin Veh eine erstklassige Mannschaft. Er wird sich an dem Erfolg seines Vorgängers messen lassen müssen. Felix Magath hatte zu Beginn seiner Trainertätigkeit, ob beim HSV, Werder Bremen, Nürnberg, Frankfurt etc. immer Probleme, und die meisten Vereine winkten ab, wenn nur der Name Felix Magath ins Spiel gebracht wurde. Als man ihm beim VfB ziemlich freie Hand ließ und er den VfB vor dem Abstieg rettete und anschließend mit den jungen Wilden sogar einen Platz für die Teilnahme an der Champions League erreichte, war er plötzlich ein gefragter Mann und die Bayern kauften ihn aus dem Vertrag beim VfB heraus. Vor seiner Trainertätigkeit beim VfB hätten die Bayern ihn nie geholt.

Mit den Bayern wurde er auch zweimal Deutscher Meister und Pokalsieger. Jetzt führte er den als Dorfverein gehänselten "VfL Wolfsburg" zur Meisterschaft.. Die Wolfsburger Fans werden das Felix Magath nie vergessen. Jetzt tritt er das schwierige Amt bei Schalke 04 an. Sollte es nicht klappen, kann er sicher sein, dass er nicht als der Schuldige gebrandmarkt wird, sondern die Vereinsspitze. Man kann deshalb sicher sein, dass die Vereinsführung sich demnächst mit Kommentaren zurückhalten wird, wenn es noch nicht wunschgemäß läuft.

Von den fünf Experten Wolfgang Wolf, Giovanni Elber, Claus Reitmaier, Fredi Bobic und Arie Haan lag nur Claus Reitmaier mit seinem Tipp total daneben. Alle hatten im voraus die Spiele der letzten sechs Wochen getippt. Nach den Vorhersagen von Claus Reitmaier wäre der HSV Deutscher Meister geworden. Daran kann man ersehen, wie schnell sich in nur ein paar Wochen das Blatt völlig drehen kann. Der HSV hat mit viel Glück gerade noch den fünften Platz erreicht. Er wurde vor Wochen noch als ernsthafter Meisterschaftskandidat gehandelt. Wolfgang Wolf, Giovanni Elber und Fredi Bobic kamen auch zu dem Ergebnis, dass der VfL Wolfsburg Deutscher Meister wird, während Arie Haan sich doch auf Bayern München festgelegt hatte. Das Spiel zwischen den Bayern und dem VfB Stuttgart riss niemanden von den Stühlen. Es war ein Spiel ohne wenige Höhepunkte. Es plätscherte meistens nur so dahin. Der VfB spielte dieses Mal ideenlos und mutlos. Man hatte das Gefühl. dass sie über den Ergebnisstand in Karlsruhe informiert wurden und somit wussten, dass ihnen der dritte Platz nicht mehr zu nehmen ist. Auch die Bayern ließen die Saison gemütlich ausklingen. Der 2:0 Vorsprung geriet nur noch einmal in Gefahr, als Gomez das Anschlusstor gelang und ihm fast auch noch der Ausgleich geglückt wäre. Sein Schuss ging nur ganz knapp am Pfosten vorbei. Während der VfB nach der verkorksten Hinrunde mit dem Endergebnis sehr zufrieden sein kann, haben die Bayern mit dem zweiten Platz gerade mal das Minimalziel erreicht. Der HSV konnte dank des Schiedsrichters wenigstens noch die Teilnahme am Europacup sicherstellen. Erst in letzter Sekunde gelang Trochowski aus Abseitsposition der Siegtreffer in Frankfurt, was die Dortmunder in Gladbach aus allen Träumen riss. Auch die Dortmunder waren über den Spielstand in Frankfurt informiert und glaubten schon, den fünften Platz sicher zu haben. Die Karlsruher haben gegen Hertha alles gegeben und verdient gewonnen. Leider reichte es trotzdem nicht mehr für den Relegationsplatz, weil die Leverkusener in Cottbus wohl mit ihren Gedanken schon beim Pokalendspiel in Berlin waren. Somit konnten sich die Cottbusser auch den von den Karlsruhern und Bielefeldern begehrten Relegationsplatz sichern. In Cottbus brach nach Spielende großer Jubel aus. 20 000 Zuschauer feierten begeistert ihre Mannschaft und tanzten im Stadion. Manager Steffen Heidrich bedankte sich für die Schützenhilfe von Hannover, die sehr engagiert in Bielefeld aufgetreten wären und sich nicht hätten gehen lassen. Wir werden ihnen als Dank Spreewaldgurken zukommen lassen, meinte er. Trainer Prasnika fügte hinzu, dass die 96iger schon in Karlsruhe Hilfestellung geleistet hätten. Die 96iger wären jetzt endgültig ihre Freunde.

In Bielefeld brach nach dem Spiel allerdings das Chaos aus. Etwa 500 Randalierer rannten nach dem Spiel Richtung VIP-Raum, um mit der Vereinsführung abzurechnen. Nur unter Polizeischutz konnten die Vorstandsherren in Sicherheit gebracht werden. "Vorstand raus, wir haben die Schnauze voll und nie mehr erste Liga", so schallte es aus den Kehlen der Enttäuschten. Das große Zerfleischen der Verantwortlichen ging auch gleich nach dem Spiel los. Der Präsident rechnete gnadenlos mit seinem sportlichen Leiter Dammeier ab. Es ist eine Katastrophe. Ich habe immer gesagt, dass die Mannschaft falsch zusammengestellt ist. Noch im Winter habe ich zwei Offensivspieler gefordert. Ich hätte schon früher auf den Tisch hauen müssen. Der Geschäftsführer und für die Finanzen zuständige Roland Kentsch gab zu, dass der vor Saison festgelegte Etatrahmen nicht vollständig ausgeschöpft wurde. Unsere sportliche Leitung war überzeugt, das die Qualität der Mannschaft ausreicht, um den Verbleib in der Bundesliga zu sichern, was ein Trugschluss war. Dieser Abstieg ist für mich der bitterste, sagte Präsident Schwick. Mit diesem siebten Abstieg haben sie jetzt den Gleichstand mit den Nürnbergern erreicht. Arminia steht jetzt vor einer Zerreißprobe. Die Spitzenleute Torhüter Eilhoff und Torjäger Artur Wichniarek stehen vor dem Absprung. Man wird abwarten müssen, wie schnell den Bielefeldern wieder der Aufstieg gelingt oder ob es weiter abwärts geht.

Diese Saison war spannend wie kaum eine zuvor. In den nächsten Wochen werden wir erfahren, welche Mannschaften sich für die neue Saison verstärkt und welche gute Spieler verloren haben.. Es wird sicher auch in den nächsten Wochen noch genug Gesprächsstoff geben.